Bukarest (ADZ) - Der rumänische Wiederaufbau- und Resilienzplan (PNRR) erfüllt nur formell die Vorgaben der Europäischen Kommission für Investitionen, welche die Klimaerwärmung bekämpfen sollen, praktisch sei jedoch insbe-sondere die Unterstützung von Gasprojekten, die dem Ziel einer Abkehr von fossilen Energieträgern entgegenwirken, geplant. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Verbandes Bankwatch Romania hervor. Der Bericht der NGO kritisiert, dass tatsächliche Investitionen in die Produktion, Speicherung und Vertrieb von erneuerbarer Energie sehr niedrig ausfallen sowie bei der Heizung von Wohnungen weiter stark auf Erdgas gesetzt werde. Der Kohleausstieg sei unklar umrissen und erneuerbare Energieträger kaum als Ersatz vorgesehen.
Um das europäische Ziel einer Verringerung um 55 Prozent des Ausstoßes von Treibhausgasen bis 2030 zu erfüllen, müsste Rumänien zwischen 2020-2030 dem Resilienzplan zufolge die Produktionskapazität aus erneuerbaren Energien um 6,9 Gigawatt erhöhen – davon rund 2,3 Gigawatt Windkraft, 3,7 Gigawatt Sonnenenergie und ein Gigawatt Wasserkraft. Der Bericht von Bankwatch beklagt jedoch, dass die im PNRR vorgesehenen Investitionen lediglich die Steigerung der Kapazität um 235 Megawatt, bzw. 3,4 Prozent der landesweit benötigten Kapazitätserhöhung, anvisieren. Außerdem wird bemängelt, dass in verschiedenen Teilen des Plans die Daten nicht miteinander übereinstimmen und von allen vorgesehenen Energieausgaben nur ein Viertel bzw. 400 Millionen Euro konkret dem Bereich erneuerbarer Energien zugewiesen sind.
Die Vorgaben der EU-Kommission sehen vor, dass mindestens 37 Prozent der Finanzmittel des Re-silienzplans Klimainvestitionen und -reformen zukommen müssen, formell sieht der rumänische Plan laut Bankwatch 40,8 Prozent Klimaausgaben vor. Die NGO bemängelt aber, dass die wichtigsten Investitionen für Gaskraftwerke und die Erweiterung von Gasvertriebnetzen vorgesehen sind. Um den europäischen Vorgaben entgegenzukommen wird lediglich die Möglichkeit einer Umstellung dieser auf Wasserstoff vage umrissen, jedoch werde nicht einmal klar angegeben ob es sich um grünen Wasserstoff handeln solle, womit eine Einschätzung, inwieweit die CO2-Bilanz dadurch verbessert werden könnte, nicht möglich sei. Gleichzeitig gebe es für die Heizung von Wohnungen – der Sektor mit dem höchsten Ausstoß von Treibhausgasen in Rumänien – energieeffizientere Lösungen als die Verbrennung von Gas oder Wasserstoff.
Der bis 2032 geplante Kohleausstieg wiederum sei nicht ausreichend um Ziele zur Treibhausgasreduzierung zu verwirklichen. Einerseits gehe aus dem Resilienzplan nicht klar hervor ob auf Kohle allgemein oder nur auf Steinkohle verzichtet werden soll – wobei die Verwendung von Braunkohle bei der Produktion von elektrischer Energie sowie der daraus entstehende Kohlendioxidausstoß rund zehn Mal höher als bei Steinkohle ausfalle. Andererseits würden im Energiemix, der Kohleverbrennung ersetzen soll, lediglich vier Prozent erneuerbare Energieträger darstellen, der Rest entfalle auf Erdgas.
Die Studie wurde von dem Verband Bankwatch in Partnerschaft mit dem Verein Declic und den Forschern Sorin Cebotari, von der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg, sowie Andrei David Korberg, Univeristät Aalborg in Dänemark, erstellt und auch der EU-Kommission sowie der rumänischen Regierung übermittelt. Der rumänische Resilienzplan wird derzeit noch von der EU-Kommission geprüft. Premierminister Florin Cîţu hat diese Woche erklärt, er erwarte, dass der Plan im Herbst bewilligt werde.