Bukarest - Rumäniens profitabelstes Unternehmen im vergangenen Jahr heißt Hidroelectrica. Der staatliche Betreiber von Wasserkraftwerken meldete, „Ziarul Financiar” zufolge, einen 2016 erwirtschafteten Umsatz von 3,3 Milliarden Lei und einen Nettogewinn von 1,2 Milliarden Lei. Die Profitrate liegt bei Hidroelectrica entsprechend bei 36 Prozent. Zu den zehn profitabelsten Unternehmen, die in der rumänischen Wirtschaft tätig sind, zählen ferner die deutsche Continental-Gruppe sowie die einheimische Baumarkt-Kette Dedeman, der Zigarettenhersteller British American Tobacco (BAT) und der deutsche Einzelhändler Kaufland, aber auch die staatlichen Konzerne Romgaz und Transgaz, die in der Förderung und dem Transport von Erdgas tätig sind. Der Energiesektor bleibt also Rumäniens profitabelster Wirtschaftszweig, noch vor dem Einzelhandel. Die verarbeitende Industrie ist im Top Ten allein mit Continental vertreten, bekannterweise sind die Margen in der Industrie deutlich geringer.
Hidroelectrica hatte 2012 Schulden in Höhe von 500 Millionen Lei angehäuft, das staatliche Unternehmen ächzte unter Lieferverträgen mit Diskontpreisen, die noch während der Regierung Adrian Năstase mit den damals schon von den Medien kritisierten sogenannten „cleveren Jungs“ („băieţii deştepţi”) abgeschlossen wurden und später, während der Präsidentschaft von Traian Băsescu, mehrmals verlängert worden waren. Hidroelectrica verkaufte Billigstrom, der dann von den Vertragspartnern an mehrere Großunternehmen wie zum Beispiel das Aluminiumwerk von Slatina teuer weiter verkauft wurde. Knapp sechs Wochen nach dem Amtsantritt der Ponta-Regierung, im Juni 2012, meldete Hidroelectrica überraschend Insolvenz; der vom Bukarester Landgericht eingesetzte Insolvenzverwalter Remus Borza kündigte kurzerhand die unvorteilhaften Verträge auf, die teilweise bis 2018 und 2019 hätten laufen sollen. Borza verweigerte den Vertragspartnern, die inzwischen zum Schweizer Konzern Alpiq gehörten, jedwede Entschädigung. Daraufhin klagte Alpiq vor allen zuständigen rumänischen Instanzen, allerdings ohne Erfolg. Schließlich reichte Alpiq eine Klage gegen Rumänien beim Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) – eine Schiedsinstitution die zur Weltbankgruppe gehört – ein. Die Verhandlungen laufen zurzeit, ein Urteil des ICSID-Schiedsgerichts steht noch bevor. Inzwischen konnte Hidroelectrica saniert werden, es beglich seine Schulden und erwirtschaftete seit 2012 Jahr für Jahr Gewinne.