Bukarest (ADZ) - Das Wirtschaftswachstum Rumäniens hat sich entsprechend am Dienstag vom Nationalen Statistikamt (INS) vorgelegten Daten weiter beschleunigt. Für den Zeitraum Januar bis September 2017 gab INS ein Bruttowachstum von 7,0 Prozent (6,9 Prozent nach saisonbereinigten Zahlen) gegenüber demselben Zeitraum im vergangenen Jahr an. Für das dritte Quartal 2017 meldete INS ein Bruttowachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 8,8 Prozent (saisonbereinigt 8,6 Prozent) gegenüber dem dritten Quartal 2016 sowie ein reales Wachstum von 2,6 Prozent verglichen zum zweiten Quartal 2017. Unter den Ländern der Europäischen Union, die bisher ihre BIP-Daten für das dritte Quartal des laufenden Jahres dem europäischen Statistikamt Eurostat vorgelegt haben, ist dies das höchste Wachstum.
Die INS-Daten übertreffen damit selbst die bisherigen Erwartungen der Regierung und dürften, falls Ende des Jahres das Wachstumstempo weiter anhält, mehr Spielraum beim Einhalten der Defizitgrenze von 3,0 Prozent des BIP bieten. Das Finanzministerium hat Ende vergangener Woche einen Gesetzesentwurf für eine weitgehend positive Haushaltsumschichtung unter „Einhaltung des Defizits von 2,96 BIP-Prozent“ angekündigt. Dabei stützt sich das Finanzministerium auf eine Wachstumsprognose von 6,1 Prozent – nach Prognosen von 5,6 Prozent bei der ersten Haushaltsumschichtung des Jahres, bzw. 5,2 Prozent bei der Ausarbeitung des Haushalts für das Jahr 2017 – für das gesamte Jahr.
Die kürzlich vorgelegte Herbstprognose der EU-Kommission sieht für 2017 ein Wachstum von 5,7 Prozent sowie ein staatliches Haushaltsdefizit von 3,0 Prozent vorher. Für die kommenden Jahre prognostiziert die EU-Kommission aufgrund erhöhter Lohnausgaben des Staates, der von 16 Prozent auf 10 Prozent verringerten Einkommenssteuer sowie Wachstumsraten von 4,4 Prozent (2018) und 4,1 Prozent (2019) Haushaltsdefizite von 3,9 Prozent (2018) und 4,1 Prozent (2019).
Der Chefökonom der rumänischen Nationalbank (BNR), Valentin Lazea, erklärte am Montag, unter Bezug auf die Prognose der EU-Kommission, dass die 3-Prozent-Defizitgrenze – ein Konvergenzkriterium für den Beitritt zur Eurozone – 2018 überschritten werden könnte, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden. Problematisch seien auch die sogenannten Maastricht-Kriterien bezüglich der Preisstabilität und der langfristigen Zinssätze.
Das Konvergenzkriterium bezüglich der Preisstabilität besagt, dass die Inflationsrate nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über derjenigen der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten liegen darf. Im September war der Durchschnitt der drei Euro-Staaten mit der niedrigsten Inflation 0,4 Prozent (Anm. das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegt bei 1,9 Prozent, die Durchschnittsinflation der Eurozone lag bei 1,5 Prozent). Bei den langfristigen Zinssätzen darf der Zinssatz langfristiger Staatsanleihen nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten liegen.