Bukarest (ADZ) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für Rumänien im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent, womit sich der Ausblick gegenüber der vorherigen Erwartung im April (2,2%) deutlich verbessert hat. Gleichzeitig gibt der IWF an, dass die Prognose mit hoher Unsicherheit verbunden ist und vorausgesetzt wird, dass der Krieg in der benachbarten Ukraine nicht weiter eskaliert.
Nach dem Besuch einer IWF-Mission zwischen dem 30. Mai und 10. Juni in Bukarest erklärte Delegationsleiter Jan Kees Martijn, dass Rumänien mit „negativen Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine sowie steigender Inflation“ konfrontiert sei. Die Verbraucherpreissteigerung wird für 2022 bei 12,5 Prozent (zuletzt 9,3%) und für kommendes Jahr aufgrund weiterhin hoher globaler Energie- und Lebensmittelpreise, die sich auch auf Inlandspreise auswirken werden, bei rund 10 Prozent veranschlagt. In der Pressemitteilung des Fonds wird darauf hingewiesen, dass sich trotz hoher Unsicherheit die direkten Risiken durch den Angriff Russlands auf die Ukraine für Rumänien in Grenzen halten: Rumänien ist ein wichtiger Getreideproduzent sowie bezüglich Energie weitgehend unabhängig und mit überschaubaren Importen aus Russland. Weitere direkte Handels- und Finanzbeziehungen zu Russland und der Ukraine seien vernachlässigbar.
Der IWF erwartet für 2022 ein staatliches Haushaltsdefizit von 6,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und mahnt Steuerreformen, welche die Einnahmen um mindestens 2 BIP-Prozent steigern sollen, an. Unter anderem wird kritisiert, dass das Steuersystem aufgrund Ausnahmeregelungen und Sonderbehandlungen für bestimmte Sektoren (einschließlich einer niedrigen Besteuerung von Dividenden) sowie Schlupflöcher (teilweise über Mikrounternehmen) verkompliziert und Effizienz sowie Fairness untergraben werden. Eine progressive Besteuerung der höchsten Einkommen könnte mehr Einkommen erzeugen sowie Rumäniens hohe Ungleichheit mildern.