Temeswar - Die einst so starke rumänische Textilindustrie leidet verstärkt an der internationalen Konkurrenz und an der mangelnden Nachfrage auf dem Binnenmarkt: Der traditionsreiche Hersteller Secuiana in Szekler Neumarkt/Târgu Secuiesc meldet für das erste Quartal 2017 einen leichten Umsatzrückgang bis auf 8,3 Millionen Lei, das sind umgerechnet etwa 1,8 Millionen Euro. Der Rückgang sei auf die schwache inländische Nachfrage zurückzuführen, sagte der Secuiana-Generaldirektor László Dobra der Bukarester Wirtschaftszeitung „Ziarul Financiar“. Die Produktionskapazität sei trotzdem ausgelastet gewesen, man habe fast ausschließlich für das Ausland gearbeitet, hieß es. Das Unternehmen erwartet für heuer einen Gesamtumsatz von 33 Millionen Lei, die Auftragslage sei verhältnismäßig gut. Über die Hälfte der Produktion gehe nach Frankreich, Deutschland, Dänemark, Griechenland, Italien, Irland sowie in die Niederlande, diese seien die wichtigsten Absatzmärkte des Unternehmens. Aufgrund der schwachen Nachfrage im Inland wolle man heuer kein zusätzliches Personal anstellen, Secuiana müsse bloß mit der großen Personalfluktuation zurechtkommen.
Das 1968 gegründete Unternehmen ist Rumäniens größter Produzent von Männerhosen, unter der Marke Adam's by Secuiana betreibt es 24 Geschäfte für Herrenmode in den wichtigsten Städten Rumäniens, im Ausland wird die Produktion nur unter anderen Labels verkauft. Im Inland sieht sich Secuiana, genauso wie der
Herrenausstatter Seroussi, der ebenfalls im Szeklerland, in Oderhellen/Odorheiu Secuiesc, produziert, durch die starke Konkurrenz durch Billigware aus Fernost und die Expansion internationaler Modeketten wie jene der Inditex-Gruppe (Zara) sowie der Konzerne H&M und C&A stark gefährdet. Beide Unternehmen beschäftigen zurzeit viel weniger Mitarbeiter als vor einem Jahrzehnt. Dies gilt auch für andere große Betriebe der Textil- und Schuhwarenindustrie, die noch vor der Weltwirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 zu Rumäniens größten Exporteuren und Arbeitgebern gehörten. In der Westregion zum Beispiel mussten zahlreiche Textilbetriebe schließen, Ausnahmen bleibt Rosko Textil in der ehemaligen Freihandelszone Arad-Curtici oder das kleine Naturana-Werk für Damenunterwäsche in Lippa/Lipova und selbstverständlich die Rieker-Schuhwerke in Lugosch/Lugoj oder die Ara-Schuhfabrik in Valea lui Mihai im Kreis Bihor. Größere Textilbetriebe konnten in den für diese Industrie traditionellen Kreise Harghita und Covasna sowie in einigen ostrumänischen Kreisen wie Botoşani oder Vrancea bestehen bleiben, doch der Wert der rumänischen Textilwarenexporte und natürlich auch deren Anteil an den Gesamtausfuhren des Landes gingen seit der Krise 2008/2009 kontinuierlich zurück.