Bukarest (ADZ) - 44,5 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Rumänien, die sich an einer Mitte dieser Woche veröffentlichten Umfrage beteiligt haben, benötigen einen Nebenjob, um die monatlichen Ausgaben stemmen zu können. Laut der von der Arbeitsbörse eJobs durchgeführten Erhebung arbeiten 29,5 Prozent derjenigen, die auch einen Zweitjob haben, von Montag bis Freitag auch an einem anderen Ort, 11,2 Prozent gehen am Wochenende einer weiteren Arbeit nach, 11,6 Prozent haben gelegentlich zusätzliche Projekte und 3,8 Prozent haben mehrere Teilzeitjobs.
Laut der Kommunikationsleiterin von eJobs, Ana Călugăru, geht aus der Umfrage hervor, dass sechs von zehn Angestellten am Erstarbeitsplatz zu wenig verdienen, um ihre monatlichen Kosten decken zu können. Dementsprechend können auch die angegebenen Gründe für einen Nebenjob fast immer mit dem Wunsch nach zusätzlichem finanziellen Einkommen zusammengefasst werden, so die Vertreterin der größten Jobplattform in Rumänien.
Über die Hälfte derjenigen mit einem Zusatzverdienst gaben an, ihr Einkommen auf diese Art um 20 bis 40 Prozent zu erhöhen. Knapp 47 Prozent würden auf den Zweitjob verzichten, falls der normale Lohn ausreichen würde.
Der Nettodurchschnittslohn in Rumänien lag laut jüngsten Daten des Nationalen Statistikamtes (INS) im März 2023 bei monatlich 4554 Lei (rund 920 Euro). Dies liegt einerseits über dem von der Friedrich Ebert Stiftung berechneten – und zuletzt im Oktober 2022 aktualisierten – Mindesteinkommen für ein angemessenes Auskommen von 3275 Lei monatlich, allerdings werden aus Durchschnittseinkommen die Ungleichheiten nicht ersichtlich. So liegt der monatliche Mindestlohn selbst nach der Erhöhung Anfang 2023 unter 1900 Lei netto im Monat.
Laut INS liegt nach Wirtschaftsbereichen das monatliche Durchschnittseinkommen am niedrigsten im Hotel- und Gastgewerbe, im März laufenden Jahres waren es netto 2430 Lei, während im Informations- und Kommunikationssektor der Durchschnittslohn mit 9630 Lei rund vier Mal höher lag. In der Industrie waren es 4263 Lei, Erziehungs- und Gesundheitswesen kamen auf 4321 Lei bzw. 4403 Lei; aus diesen Werten werden Ungleichheiten innerhalb der jeweiligen Branchen nicht ersichtlich.
Entsprechend Anfang 2023 veröffentlichten jüngsten Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat zum Medianeinkommen pro Einwohner, also demjenigen Wert, bei dem die Hälfte der Bevölkerung ein höheres und die Hälfte ein niedrigeres Einkommen aufweist, schneidet Rumänien EU-weit am schlechtesten ab. Für das Jahr 2021 lag das verfügbare Einkommen – nach Steuern und anderen Abzügen – in Rumänien bei nur 4816 Euro pro Jahr (23.300 Lei), also etwa 400 Euro oder 1900 Lei monatlich. Vor Rumänien lagen auch Bulgarien (5157 Euro) und Ungarn (6619 Euro), der Durchschnitt aller 27 EU-Länder lag bei 18.372 Euro.