Bukarest (ADZ/dpa) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist besorgt über eine Verlangsamung des Reformtempos in Rumänien. Das sagte der Rumänien-Unterhändler des IWF, Jeffrey Franks, Ende vergangener Woche in Bukarest. In den letzten drei Monaten seien die Privatisierungen und Strukturreformen im Staatssektor kaum vorangekommen. Wahrscheinlich liege dies an „politischem Druck“, sagte Franks. Dies könne in Verbindung mit den im nächsten Jahr in Rumänien anstehenden Lokal- und Parlamentswahlen stehen.
Rumänien hat mit IWF und EU ein Abkommen, bei dem die Mittel nur im äußersten Notfall abgerufen werden. Vom IWF kommen 3,5 Milliarden Euro, weitere 1,4 Milliarden Euro kommen von der EU und 400 Millionen Euro von der Weltbank. 2009 hatte ein Paket von 20 Milliarden Euro des IWF und der EU das von der globalen Krise angeschlagene Rumänien vor dem Bankrott gerettet.
Die „Ansteckungsgefahr“ der weltweiten Konjunkturturbulenzen für Rumänien wachse, sagte Franks weiter. Auf jeden Fall müsse die bislang geltende Wachstumsprognose von derzeit 3,5 bis 4,0 BIP-Prozent für kommendes Jahr reduziert werden, wahrscheinlich auf etwa 2,0 BIP-Prozent. Daran sei nicht Rumänien, sondern externe Faktoren schuld.
Umso wichtiger sei es, dass Rumänien die vereinbarten Reformen „aggressiv“ vorantreibe, sagte Franks. Auch werde es schwierig, 2012 das angestrebte Budgetdefizit von 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erreichen. Für dieses Jahr rechnet der IWF in Rumänien weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent.
Das Budgetdefizit soll 4,4 Prozent des BIP ausmachen. Nach den ersten acht Monaten dieses Jahres lag der Fehlbetrag bei 2,8 Prozent.
Rumänien hat mit dem IWF vereinbart, dass bis Jahresende neun große Staatsgesellschaften unter privates Management gestellt werden, im nächsten Jahr sollen sechs weitere folgen. Dazu gehören die Post, die Fluggesellschaft Tarom, Teile der Eisenbahngesellschaft CFR, Braunkohlebergwerke sowie die Strom- und Gasunternehmen.
Die Regierung in Bukarest hat sich zudem verpflichtet, Minderheitsanteile an den meisten dieser Unternehmen über die Börse zu verkaufen.