Karansebesch - Die Marktanalysen, die von der kleinen Karansebescher Immobilienmaklerfirma „Nestamis” regelmäßig veröffentlicht werden, haben es in sich. Kürzlich erschien ihre Analyse für das Jahr 2018, die sich hauptsächlich auf Karansebesch bezieht (eine Kleinstadt von 20.000 Einwohnern mit Vollbeschäftigung, wie es in Westrumänien mehrere gibt), deren Schlussfolgerungen aber auch weitere Rückschlüsse zulässt.
Die an einem Wohnungskauf 2018 interessierten Personen waren zu 51 Prozent im Alter bis 35 Jahre. 48 Prozent unter ihnen arbeiteten im Privatsektor, 46 Prozent beim Staat und sechs Prozent in der Landwirtschaft. 54 Prozent der an einem Wohnungskauf Interessierten leben in einer dreiköpfigen Familie, 31 Prozent in einer zweiköpfigen und sieben Prozent in einer vierköpfigen Familie. Nur acht Prozent sind Einzelpersonen. Entscheidend für die steigende Zahl der an einem Wohnungskauf Interessierten war das gesteigerte Familieneinkommen gegenüber 2017. Nur 18 Prozent verfügten über ein Familieneinkommen unter 2500 Lei netto. 53 Prozent bezogen Familieneinkommen zwischen 2500 und 5000 Lei netto, 29 Prozent lagen über einem Netto-Monatseinkommen von 5000 Lei.
Hinsichtlich des Interesses am Wohnraum wollten 2018 bloß fünf Prozent eine Einzimmerwohnung. 42 Prozent wünschten sich eine Zweizimmerwohnung, 30 Prozent suchten „eine Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnung”. 23 Prozent waren auf der Suche nach „einem Häuschen”. In den letzten beiden Interessentensegmenten gab es die höchsten Zuwächse.
Wohnblockwohnungen auf den ersten bis dritten Etagen wurden am meisten gesucht, bevorzugt mit Balkon, fertiggestellten Innenausbauarbeiten und mit Wärmedämmung. Weniger Gewicht wurde darauf gelegt, ob die Zimmer Durchgangszimmer sind oder nicht. Allerdings gaben 56 Prozent der Kaufinteressierten an, dass fertig möblierte Wohnungen in ihren Augen von Vorteil seien. 32 Prozent unter den an Wohnblockwohnungen Interessierten gaben an, dass sie das Stadtzentrum vorziehen. 16 Prozent möchten an der Ausfahrtstraße Richtung Siebenbürgen wohnen, 35 Prozent im Pipirig-Viertel, 16 Prozent im }arinei-Viertel und bloß ein Prozent im Bereich des Bahnhofs oder in der ehemaligen Arbeitersiedlung des Holzverarbeitungskombinats Balta Sărată.
Bezüglich der Finanzierung: 21 Prozent wollten ihre neue Wohnung mit Bargeld kaufen (ein Zuwachs von 30 Prozent gegenüber 2017), 20 Prozent mittels eines Immobilienkredits, 29 Prozent mittels Kredit über das staatliche Prima-Cas˛-Programm (in diesem Bereich waren 2018 um 27 Prozent weniger Interessenten als 2017). Immerhin waren 54 Prozent der an einem Immobilienkauf Interessierten der Meinung, dass die Preise „korrekt” seien, 46 Prozent meinten, die Preise seien überhöht. Als Prognose meinten die Kaufinteressierten, dass die Preise künftig gleich bleiben dürften: 33 Prozent, dass sie künftig steigen werden: 56 Prozent, oder dass der Wohnraum billiger wird: elf Prozent.
In Karansebesch stieg die Zahl der bis zu 35-Jährigen, die an einem Wohnungskauf interessiert sind, um 30 Prozent gegenüber 2017. Sie begründeten ihr gestiegenes Interesse mit den erheblich höheren Löhnen des staatlichen Bereichs, die ihnen eine Ratenzahlung erleichtern würden. Übrigens verdoppelte sich zwischen 2017 und 2018 die Zahl der an einem Wohnungskauf Interessierten, die aus dem Staatssektor kommen. Mit diesen starken Lohnerhöhungen im Staatssektor erklären sich die Immobilienmakler auch den Rückgang des Interesses am Prima-Casă-Programm (um 27 Prozent). Als vorteilhafter betrachtet werden Hypothekenkredite mit festen Zinssätzen, die mit bloß 15-20 Prozent angezahlt werden müssen. Man lebe, so die Interpretation der Immobilienmakler, auf diese Weise mit einem Gefühl höherer langfristiger finanzieller Sicherheit, zumal es sich um feste Zinssätze handelt, die von den Fluktuationen des ROBOR nicht direkt beeinflusst werden. Die in solchen Fällen faktisch höheren Zinsen (um sieben bis acht Prozent) nehme man in Kauf.
Trotzdem, vermerken die Immobilienmakler in ihrer Marktstudie, unterliegt der Immobilienmarkt einem hohen gefühlten Unsicherheitsfaktor, wegen der allzu häufig wechselnden finanz- und steuerpolitischen Maßnahmen, aber auch wegen der Spannungen zwischen Nationalbank und der Regierungskoalition. Ein „bedeutender Faktor des Unvorhersehbaren” beherrsche den Markt, was Käufer und Verkaufer „zu Vorsicht” zwingt. Allzu viele und allzu häufige Änderungen im Finanzsektor (national und lokal) seien dem Immobilienmarkt nicht zuträglich. Die Anzahl effektiver Immobilien-Transaktionen läge weit unter dem massiven Interesse, das grundsätzlich bekundet wird. Fakt sei bloß, dass in Karansebesch, auch angesichts einer anhaltend guten lokalen Wirtschaftskonjunktur, der Bedarf an Wohnungen unverändert groß sei.
Die Wohnungspreise in Karansebesch haben 2018 leicht angezogen. Einzimmerwohnungen wurden im Durchschnitt zu 518 Euro pro Quadratmeter verkauft. Durchschnittspreise von 595,5 Euro pro Quadratmeter erzielten Zweizimmerwohnungen, 559,5 Euro pro Quadratmeter Dreizimmer-Appartements, 489 Euro pro Quadratmeter wurden im Durchschnitt für Vierzimmerwohnungen gezahlt. Altbauwohnungen waren 2018 um 1,33 Prozent günstiger als im Vorjahr, die Preise der Zweizimmer-Appartements sind um 7,59 Prozent gestiegen, Vierzimmer-Appartements sind um 1,9 Prozent günstiger geworden. Absolut ungedeckt sei der Bedarf am Einfamilienhäusern mit mehr als 100 Quadratmeter Wohnfläche, Innenhof, kleinem Garten und Autozufahrt. Verkauft werden solcherlei Angebote zwischen 40-50.000 Euro.