Temeswar/Timișoara. Damit hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet: Bei der Premiere und ersten öffentlichen Präsentation des neuen Buches „Christentum und kirchliches Leben im Banat in Geschichte und Gegenwart“ aus der Reihe „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek/DRThB“ strömten über 70 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in die Kapelle der Fakultät für Literaturwissenschaften, Geschichte und orthodoxe Theologie der Universität West in Temeswar.
Das von dem orthodoxen Metropoliten des Banats, Ioan Selejan, dem katholischen Bischof Jozséf- Csaba Pál, Pfarrer Professor h.c. Dr. Jürgen Henkel sowie dem Vorsitzenden der ökumenischen Gesellschaft „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“, Pfarrer Professor Dr. h.c. Hermann Schoenauer, gemeinsam herausgegebene Werk versammelt neben einer Landeskunde Beiträge zum kirchlichen Leben im Banat in Geschichte und Gegenwart sowie Einzelstudien zur Rumänischen Orthodoxen Kirche, zur Römisch-Katholischen Diözese Temeswar und zur Griechisch-Katholischen Diözese Lugosch sowie zu den lutherischen Kirchen der evangelischen Deutschen und der Slowaken im Banat.
Bei der von Metropolit Ioan moderierten und vom orthodoxen Studentenchor der Universität West mit ostkirchlichen Hymnen feierlich umrahmten Buchpräsentation waren neben Henkel und dem Metropoliten selbst als Herausgeber auch etliche Autoren anwesend. Metropolit Ioan Selejan begrüßte das Erscheinen des Bandes mit den Worten: „Dieses Buch kann Besuchern Rumäniens unsere reichen christlichen Traditionen und das kirchliche Leben der Gegenwart speziell im Banat erschließen. Gleichzeitig stellt das Werk eine wichtige Dokumentation für die Nachwelt dar.“
Dr. Jürgen Henkel, der Schriftleiter der Buchreihe Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek, berichtete vom Entstehen des Werks und gab einen Überblick zum Inhalt. Er machte deutlich: „Der Band ist ein Beitrag zur Europäischen Kulturhauptstadt Temeswar 2023 und bildet gleichzeitig eine Grundlage für das Zweite Ökumenische Kolloquium des Instituts „Ex fide lux“ 2023 in Temeswar. Wir freuen uns, dass wir unter anderem die Rumänische Orthodoxe Metropolie als Partner für dieses Projekt gewinnen konnten.“
Archivar Dr. Claudiu Călin von der Diözese Temeswar und der orthodoxe Kirchenhistoriker Professor Dr. Alin Scridon von der Universität West betonten als Autoren, dass die Beiträge einerseits Grundlagen der Geschichte der jeweiligen Kirchen darstellen und gleichzeitig das kirchliche Leben auch der Gegenwart veranschaulichen. Der evangelische Pfarrer Walther Sinn aus Semlak und der slowakische Pfarrer und Dekan Dušan Vanko (Nadlak) zeigten sich erfreut, dass mit ihren Studien auch ihre Kirchen umfangreich in dem Band zu Wort kommen.
„Bei unserer Kirche sind auch im Banat etliche Gemeinden bereits ganz von der Bildfläche verschwunden, bei anderen sind ganz wenige Gemeindeglieder übriggeblieben. Umso wichtiger ist die Dokumentation des Gemeindelebens aller unserer Gemeinden in Geschichte und Gegenwart in diesem Band“, so Walther Sinn. Dušan Vanko zeigte sich hocherfreut, dass auch zwei lutherische Minderheitenkirchen in Wort und Bild in dem Band ausführlich dargestellt werden. „Das zeigt die traditionelle kirchliche und konfessionelle Vielfalt im Banat und das gute Zusammenleben der Kirchen hier.“
Der frühere evangelische Pfarrer von Lugosch und Reschitz, Daniel Oehler, überbrachte als Vorstandsmitglied des ökumenischen Instituts „Ex fide lux“ Grüße des Vorsitzenden und Mitherausgebers Hermann Schoenauer sowie des Instituts. Oehler wohnt in Karlsruhe, der deutschen Partnerstadt von Temeswar, und ging auch auf die kirchlichen Beziehungen zwischen seiner Stadt und dem Banat ein. „Es gab schon in früheren Jahrhunderten immer wie-der konkrete Verbindungen und Verflechtungen zwischen Karlsruhe und Temeswar, aber auch Ferdinandsberg.“
Metropolit Ioan freute sich am Ende der Buchvorstellung über das große Interesse des zahlreichen Publikums und die pointierten Impulse der Autoren und hielt fest: „Wir haben heute nicht zu viel verraten, denn alle am Thema Interessierten sollen ja das Buch auch lesen.“ Derzeit stimmen die Beteiligten die Details für das Ökumenische Kolloquium 2023 in der Stadt an der Bega ab. Jürgen Henkel dankte dem Kulturwerk Banater Schwaben aus München für „die substanzielle Förderung, die das Erscheinen des Bandes erst ermöglicht hat“.