Reschitza – Am vergangenen Wochenende weilte Alexandr Petkow, der Bürgermeister der nordmoldauischen Stadt Bălți, der zweitgrößten des Landes, in Reschitza. Der Besuch galt nicht so sehr der Pflege der Partnerschaftsbeziehung zwischen den beiden Städten – die nach einvernehmlichen Aussagen beider Seiten „sehr gut“ funktioniert – sondern sie hatte diesmal einen ganz speziellen Anlass: Reschitza übergab der moldauischen Partnerstadt seine aus dem Verkehr genommene Diesel-Nahverkehrsflotte, bestehend aus 22 Bussen, davon zehn in voll einsatzfähigem Zustand, zwölf reparaturbedürftig oder als Ersatzteilreserve nutzbar.
Die bürokratischen Formalitäten für die Vorbereitung der Schenkung haben viel mehr Zeit beansprucht, als ursprünglich geplant war – die Schenkung sollte schon zu Beginn des Frühjahrs 2025 stattfinden – doch letztendlich kam es zum Handschlag zwischen den beiden Bürgermeistern Ioan Popa und Alexandr Petkow. Dabei sagte Popa: „Reschitza ist in einer glücklichen Lage. Rumänien hat als Mitglied der EU die Möglichkeit, an Kohäsionsfonds ranzukommen. Und diese haben uns riesige Investitionen in den Nahverkehr ermöglicht: über 100 Millionen Euro allein für die Modernisierung des Nahverkehrs (lies: Bau des Straßenbahnnetzes und Einführung von elektrisch betriebenen Bussen). Die Moldau hat das Glück von Kohäsionsfonds noch nicht. Deswegen drücken wir ihnen die Daumen auf dem Beitrittsweg zur EU. Ich danke Bürgermeister Petkow für seine offene und ehrliche Art, so dass wir gut zusammenarbeiten können. Denn wir haben bereits viele Bereiche der Zusammenarbeit, die gut funktionieren. Ich erwähne nur den wichtigsten: das Bildungswesen.“
Die Schenkung an Bălți ist vom Stadtrat auf seiner Juni-Tagung abgenickt worden. Die 22 zwischen 2002 und 2008 gebauten Diesel-Busse (die blau gestrichenen Gelenkbusse unter ihnen wurden wegen ihrer bulligen Form und Größe/Länge in Reschitza rasch „Blaue Wale“ getauft) haben inzwischen den Inventurwert Null, sind also voll amortisiert, so dass das Nahverkehrsunternehmen TUR – das sich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt befindet – sie bloß noch verschrotten hätte können.
Daher kam der Hilferuf der Partnerstadt Bălți Reschitza entgegen und man konnte nochmal mit den 2017 aus Holland angekauften Second-Hand-Bussen (schon damals hieß es in Reschitza, sie seien „bloß als Übergangslösung“ gedacht) etwas Gutes oder zumindest etwas für die Bewohner von Bălți Nützliches tun. Nach genau sieben Jahren, im Dezember 2024, als die Straßenbahnlinie in Betrieb genommen wurde und immer mehr E-Busse eintrafen, sind sie in Reschitza definitiv aus dem Verkehr genommen worden.