„Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus“, soll Einstein einmal gesagt haben. Dass es dramatisch steht um die Zukunft von Biene und Mensch, offenbart der Film „More than Honey“. Dieser wurde am Samstagnachmittag im Spiegelsaal des Demokratischen Forums Hermannstadt aufgeführt. Anwesend war dabei die aus Schäßburg stammende Editorin des Films Anne Fabini, die nach der Filmvorführung Fragen aus dem Publikum beantwortete.
Kritik an industrieller Honiggewinnung
Regisseur Markus Imhoof erzählt im Film die Geschichte seiner Faszination für Bienen. Diese Geschichte bildet den Rahmen des Films. Daneben lässt er verschiedene Imker zu Wort kommen: Im Mittelpunkt stehen ein Schweizer Imker, der nach traditioneller Art Honig herstellt und damit immer mehr Probleme bekommt, sowie ein amerikanischer Imker, der die moderne Honiggewinnung vorstellt: Er transportiert Bienen durch ganz Amerika, versorgt sie mit Arzneien wie Antibiotikum, um sie vor Befall von Milben und Parasiten zu schützen, mischt die Bienenvölker nach Belieben.
Der Transport schwächt und tötet viele Bienen, die Arzneien bleiben zuletzt als Rückstände im Honig, die Milben töten trotz der Arzneien viele Bienen und das Mischen der Völker ist für die Bienen ein schwerer Eingriff – immerhin sind Bienenvölker ein Superorganismus. Sie fühlen als Ganzes; und jede einzelne Biene weiß, dass sie ohne die anderen nicht überleben kann. Auch die Beziehung zur Königin ist eine besondere: Zum einen hegen und pflegen die Bienen diese, zum anderen töten sie sie, wenn die Königin nicht mehr genug Eier legt oder dem Volk nicht mehr dient.
Ruhige, eindrucksvolle Szenen
In langen Szenen entführt der Film den Zuschauer in die Welt der Bienen: Er sieht ihr Zusammenleben im Stock, Flug und sogar deren Paarung. Die Dreharbeiten waren entsprechend aufwendig: In einem speziellen Studio drehte ein erfahrener Kameramann in drei Monaten Nahaufnahmen von einzelnen Bienen. Ein Imker beaufsichtigte die insgesamt neun Bienenvölker und erstellte Drehpläne, „je nachdem, was in den Völkern los war“, wie Fabini erzählt. Was dabei herauskommt, ist ein beeindruckender Einblick in die Welt der Bienen und das Gefühl dafür, dass Bienen komplexer sind, als ihre Größe vermuten lässt. So erklärt ein Berliner Forscher, wie Bienen Entscheidungen treffen, anderen Bienen tanzend Wege beschreiben und Wege zurück zum Nest selbstständig verändern, um schneller zurückzufliegen.
Wer den Film sieht, denkt anders über Bienen
Der Film ist eine Liebeserklärung an die Biene und zugleich Alarmsignal und Appell: Heute gibt es in ganz Europa, Amerika und China keine Honigbiene mehr, die ohne Medikamente überleben kann. Der Mensch nimmt Einfluss auf die Biene und bedroht ihr Überleben. Diese Erkenntnisse beeindrucken viele Zuschauer. So erzählt Anne Fabini, dass einige Zuschauer ihr erzählt hätten, seit diesem Film keinen Honig mehr im Supermarkt zu kaufen. Vielleicht trug der Film sogar dazu bei, dass die EU 2013 Neonicotinoide vorläufig verboten hat – eine Gruppe von Insektiziden, die für Honigbienen gefährlich sind. Auch Anne Fabini selbst weiß nach der Arbeit an dem Film, die Wunder der Natur besser zu schätzen, sagt sie.
Das Auge des Publikums
Anne Fabini wuchs in Schäßburg auf und kam Anfang der Neunziger zum Studieren nach Deutschland. Durch Praktika lernte sie die Arbeit als Filmeditorin kennen und schätzen. Sie schätzt die intensive Zusammenarbeit mit dem Regisseur und die Aufgaben, das Rohmaterial zu einem großen Ganzen zu verarbeiten. Dabei hat sie auch die Rolle der Korrektorin inne: „Die Filmeditorin ist das Auge des Publikums.“ Sie lacht viel, während sie erzählt. Aus ihrem Lachen wie auch aus dem Ende des Filmes wird deutlich: Die Filmemacher haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Es gibt eine Zukunft für Menschen und Bienen. Doch dafür müssen wir, die Menschen, unsere Einstellung ändern. Denn letztlich liegt es an uns.