„Kids Being Kids“ – wenn eine kleine Tüte den Tag oder Abend rettet

Von einer Herausforderung für Eltern zu einer kreativen Lösung für alle

Nadina Jianu und ihre Tochter Amelie sind die Initiatoren des Projekts in Rumänien.

Amelie Jianu hat ihrer Mutter bei der Entwicklung des Konzepts kreativ geholfen. Nach einer Zeichung von ihr ist „Fluffy“, eine Einhornrobbe, das Maskottchen von „Kids being Kids“, entstanden. Fotos: privat

Unbemalte Spieltüten

Alles begann mit einer ehrlichen, vielleicht sogar etwas amüsierten Frage: „Warum nehmen Menschen ihre Kinder mit ins Restaurant?“ Eine Frage, die sich viele von uns vielleicht in ihrer Jugend gestellt haben, bevor sie verstanden haben, wie es ist, Eltern zu sein. Dann bringt einen das Leben dorthin – mit einem kleinen Kind, ohne verfügbare Großeltern in der Nähe, ohne Hilfe und mit einem einfachen Bedürfnis: einmal in Ruhe essen zu können. So entstand „Kids Being Kids“ – ein Projekt aus der direkten Erfahrung einer Mutter, die sich nur einen Moment der Ruhe wünschte... und eine Lösung, die ihrem Kind das Lächeln zurückbringen würde. Die von Nadina Jianu, Unternehmerin und Mutter, entwickelte Initiative rückt die Bedeutung des freien Spiels, der Kreativität und der echten Verbindung zwischen Kind und Erwachsenem wieder in den Vordergrund.

Genauer bietet „Kids Being Kids“ Eltern kreative Spieltüten, die speziell dafür entwickelt wurden, die Kleinen auf unterhaltsame, lehrreiche und freundliche Weise zu beschäftigen. Ob im Restaurant, im Urlaub, im Flugzeug oder im Wartezimmer einer Arztpraxis – diese Spielangebote sind eine perfekte Alternative, um das Warten in ein Abenteuer zu verwandeln. Das innovative Konzept von „Kids Being Kids“, ist aus einem echten Bedürfnis moderner Eltern entstanden und bietet eine kreative, sichere und umweltfreundliche Alternative für Kinder zwischen drei und sieben Jahren, die Zeit in öffentlichen Räumen zu verbringen. 
„Nach dem Prinzip ‘weniger Bildschirm, mehr Kindheit’ sind die Unterlagen sorgfältig durchdacht, von Eltern getestet und – was am wichtigsten ist – sie werden von Kindern geliebt“, sagt Nadina Jianu, die Initiatorin des Projekts, die das Konzept zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter entwickelt hat. Die Tüten enthalten thematische Aktivitätsblätter, von lokalen Künstlern gestaltete Malvorlagen zum Ausmalen, ein Spiellabyrinth und eine Botschaft vom Maskottchen „Fluffy“, einer Einhornrobbe, die von der Tochter der Gründerin, Amelie, erfunden wurde. 

Alternative zu elekronischen Geräten

„Ich wollte eine sinnvolle Alternative zu dem immer häufiger auftretenden Reflex bieten, dem Kind ein Smartphone oder Tablet in die Hand zu drücken. Etwas Einfaches, aber Wirkungsvolles – eine schöne Erfahrung, nicht nur eine vorübergehende Beschäftigung“, erklärt die gebürtige Temeswarerin, die seit mehreren Jahren in der Schweiz, in Bern, lebt. Als sie Mutter wurde, erkannte sie, wie schwer es ist, mit einem kleinen Kind auch ein soziales Leben zu führen. Eltern sollen sich nicht isolieren, sie müssen Alternativen suchen – dachte sich die Frau. In der Schweiz konnte sie viele ähnliche Alternativen in unterschiedlichen Locations finden – beim Arzt, in Restaurants oder ganz einfach in verschiedenen Wartezimmern. So dachte sie sich nun, diese Initiative auch in Rumänien bzw. in ihrer Heimatstadt Temeswar/Timi-{oara umzusetzen. „Das Durchschnittsalter, in dem Kinder Zugang zum Internet erhalten, liegt in Rumänien unter acht Jahren, und die Zeit, die sie vor dem Bildschirm verbringen, übersteigt oft sechs Stunden pro Tag. Die Folgen? Emotionale Probleme, geringeres Selbstwertgefühl, Schlafstörungen und Beeinträchtigungen der realen Interaktionen“, zitiert Nadina Jianu eine der jüngsten Studie der Organisation „Salvați Copiii“ („Rettet die Kinder“) in Rumänien.

So soll das Projekt „Kids being Kids“ die Kindheit fördern, ein lehrreiches und kreatives Angebot, das Wartezeiten in Spiel, Ruhe und Lächeln verwandelt. In jeder Tüte entdecken Kinder Buntstifte oder Filzstifte auf Wasserbasis, einfache Spiele und kleine Überraschungen, die ihre Neugier und Fantasie anregen. Die Arbeitsblätter wurden von zwei Temeswarer Künstlerinnen, Anaid P²tru und Andreea Ferkel, erstellt. Betreut wurden die beiden von der Psychologin Speran]a Munteanu, einer Ausbilderin, Psychotherapeutin und Absolventin der Fakultät für Psychologie der West-Universität Temeswar mit über 15 Jahren Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien. 

Kinderfreundliche Lösung für Geschäfte

Nadina Jianus kreative Lösung ist vor allem für Geschäfte (Restaurants und Arztpraxen, kleine Imbissstuben, Cafés oder Hotels) gedacht, die sich dafür entscheiden, kinderfreundlich zu sein. Dafür hat sie an mehrere Bestellvarianten gedacht. Die Angebote und Bestellungen sind unter kidsbeingkids.ro möglich. Weitere Details sind auch von den offiziellen Seiten des Projekts in den sozialen Netzwerken abrufbar. 

Die Unterlagen sind bereits in einigen Restaurants, Cafés und Praxen (beim Arzt, aber auch beim Notar) in Temeswar zu finden. Es gab aber auch Bestellungen für eine kleine Unterhaltung für die kleinsten Gäste bei Hochzeiten und Partys, lässt die Initiatorin wissen. „Wir wissen bereits, dass es viele Orte gibt, die nur für Erwachsene zugänglich sind, gerade weil es ziemlich schwierig ist, Kinder zu betreuen, die nicht so geduldig sind, die immer beschäftigt werden müssen und die wir manchmal nur schwer mit verschiedenen Aktivitäten vor der Langweile ablenken können. Mit diesen kleinen Paketen wird es für sie also viel einfacher sein“, sagt Nadina Jianu.

Das Konzept ist aber vielseitig einsetzbar – nicht nur im Restaurant. Die Spieltüten sind in vielen verschiedenen Situationen nützlich: darunter bei verschiedenen Geschäften, wo Wartezeiten für Kinder oft eine Herausforderung darstellen, in Kindergärten oder Bildungseinrichtungen, speziell für Wartezonen oder Übergangszeiten, in Friseursalons oder Spas, in denen sich Eltern mit ihren Kindern entspannen möchten, aber auch bei privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagsfeiern und im Urlaub, denn die Tüten lassen sich leicht im Gepäck mitnehmen. 

Kindgerecht statt kinderstill

„Ich wünsche mir, dass Kinder überall willkommen sind, nicht nur geduldet. In einer Welt, in der Eltern oft gezwungen sind, ihre Kinder mit an Orte zu nehmen, die nicht auf sie ausgerichtet sind, sehe ich es als unsere gemeinsame Verantwortung, diesen öffentlichen Raum kindgerechter zu gestalten. ‘Kids Being Kids’ ist mehr als nur eine Tüte mit Spielmaterialien, es ist ein Bildungsimpuls. Es zeigt, dass man Kinder auch ohne Bildschirme beschäftigen, ihre Kreativität fördern und gleichzeitig das soziale Miteinander stärken kann. Mein Ziel ist es, dass man in Zukunft in jeder Praxis, jedem Restaurant, jedem Wartezimmer oder Veranstaltungsort eine kleine Ecke findet, die Kindern gehört, mit etwas, das sie anspricht, beruhigt und zum Spielen einlädt. Und damit auch den Eltern signalisiert: Ihr seid nicht allein, wir sind für sie da!“, sagt die Gründerin von „Kids Being Kids“.

Mit diesem Konzept zeigt Nadina Jianu, dass gute Ideen oft aus ganz alltäglichen Bedürfnissen entstehen – und dass kleine Veränderungen einen großen Unterschied machen können. Die bunten Spieltüten sind mehr als nur Beschäftigungsmaterial – sie sind ein Statement für bewusste Elternschaft, für weniger Bildschirmzeit und mehr echte Kindheit. Ob beim Arzt, im Restaurant oder einfach unterwegs – erinnert uns die Initiative daran, dass Kinder Kinder sein dürfen und, dass auch Eltern einen Moment zum Durchatmen verdienen. „Kids Being Kids macht keine großen Versprechungen, aber es hat eine gute Absicht: das Leben als Eltern ein bisschen einfacher, verspielter und entspannter zu machen“, schließt Nadina Jianu scherzend.