Bukarest - Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Die Märtyrer der Vereinigung Großrumäniens. Schicksale einer außergewöhnlichen Generation“ hat am 7. Februar im Bukarester Schillerhaus auch eine Debatte zum selben Thema stattgefunden. Vorgetragen haben Dr. Florian Banu und Dr. Liviu Ţăranu, beide wissenschaftliche Mitarbeiter beim Nationalrat für die Erforschung der Archive der ehemaligen rumänischen Geheimpolizei „Securitate“ (CNSAS), und Mihai Floroiu, Mitglied des Vereins für kulturelle Gegenwartsidentität (AICC), der die Fotoausstellung erarbeitet hat. Aurora Fabritius, Koordinatorin für kulturelle Veranstaltungen im Schillerhaus, leistete die Moderation der Debatte, musikalische Zwischenspiele boten Ana Bădică und Marius Boldea am Klavier.
Mihai Floroiu betonte, dass das von ihm betreute Projekt aus dem Wunsch des AICC-Vereins hervorging, etwas Besonderes aus Anlass der Hundertjahrfeier seit der Vereinigung Großrumäniens zu organisieren. Die Ausstellung würde den Charakter und das Märtyrer-Schicksal Intellektueller und Staatsleute, die die Große Vereinigung ermöglicht hatten, ins Rampenlicht rücken und einem breiten – sowohl einheimischen als auch internationalen – Publikum zugänglicher als je zuvor machen. Ab November 2018 konnte die durch das Ministerium für Kultur und Nationale Identität geförderte Wanderausstellung in Bukarest in der Nationalbibliothek und in der Unterführung bei der Universität, im Internationalen Flughafen „Henri Coandă“ Otopeni, in Piteşti, Konstanza sowie in Chişinău und Brüssel gezeigt werden.
Dr. Florian Banu nannte Eigenschaften wie Selbstlosigkeit, Nächstenliebe, Patriotismus, nationalen Stolz und Weitblick, wodurch sich die einstigen politischen Persönlichkeiten und Staatsleute Rumäniens von den heutigen Politikern unterscheiden. Daher bot sich für Dr. Liviu Ţăranu ein Anknüpfungspunkt und er stellte die Biografie einer der prägnantesten Persönlichkeiten der Zwischenkriegszeit vor: Iuliu Maniu, der als Antriebskraft bei der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien agierte und dreimal das Ministerpräsidentenamt Großrumäniens innehatte, wurde nach der sowjetischen Machtübernahme nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trotz seiner überragenden Leistung im Dienste des Staates – wie auch die anderen 19 in der Ausstellung vorgestellten Persönlichkeiten – zu Zwangsarbeit und jahrelanger politischer Haft verurteilt sowie demütigender, schlechter Behandlung und grausamer Folter ausgesetzt. Viele von ihnen haben die unverdiente Strafe nicht überlebt und gelten heute als Märtyrer, die sich für Ideale wie Freiheit, christlicher Glaube und Vaterlandsliebe buchstäblich aufgeopfert haben.
Bei der schlussfolgernden Auseinandersetzung, diesmal mit der aktuellen Lage Rumäniens, wurden unter anderem die gegenwärtige Spaltung zwischen den Bürgern, ihre massive Auswanderung und die Gleichgültigkeit vieler verbliebenen Jugendlichen als Probleme identifiziert, deren einzige Lösungen die Einheit im Denken und Handeln der Rumänen bzw. die Bildung und Ausbildung der jungen Generation wären. Mariana Duliu, Direktorin des Schillerhauses, schloss die Debatte mit den Worten „Die Kultur allein kann Mentalitäten ändern“ ab.
Die ausgestellten Porträts und die damit verbundenen Biografien sind im Kulturhaus „Friedrich Schiller“ (Str. Bati{tei Str. 15) bis zum 20. Februar 2019 zu sehen. Interessenten, die es nicht bis zur Ausstellung schaffen, steht auch die Website www.centenarromania.ro auf Rumänisch bzw. Englisch mit allen Informationen zur Verfügung.