Bukarest (ADZ) – Während Alt-Präsident Ion Iliescu in Schloss Cotroceni aufgebahrt liegt, sind sich Politik und Gesellschaft uneinig, wie mit seiner Beisetzung umzugehen ist. Die Regierung hat zwar beschlossen, für den 7. August Staatstrauer auszurufen und am gleichen Tag den früheren Präsidenten mit allen militärischen Ehren beizusetzen, doch die zur Mehrheitskoalition gehörende Reformpartei USR wollte davon nichts hören. In der Regierungssitzung habe die Partei vorgeschlagen, dass „aus Respekt für die Opfer der Revolution und der Mineriaden“ keine Staatstrauer ausgerufen wird. Die USR nehme die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis, werde aber der feierlichen Beisetzung fernbleiben, so Parteichef Dominic Fritz. Von der PSD, deren Anfänge direkt auf Iliescus Wirken im Dezember 1989 zurückzuverfolgen sind, sprach Ex-Premierminister Marcel Ciolacu über „peinliche Attacken“ und „morbide Propaganda“, die nur „kranken Hass und Anstandslosigkeit“ beweise.
Der Bürgerrechtsverein Declic hat in einer Internetpetition gefordert, dass es für Iliescu kein Staatsbegräbnis geben soll, „um die Verbrechen, an denen er 1989 – 1990 beteiligt war, nicht zu legitimieren.“
Andere Reaktionen fielen gemäßigter aus. Premierminister Ilie Bolojan (PNL) würdigte Iliescus Rolle in der jüngeren Geschichte des Landes und erwähnte dabei die Erklärung von Snagov, in der sich 1995 die parlamentarischen Parteien zum Westkurs Rumäniens verpflichtet hatten.
Präsident Nicușor Dan erklärte, die Geschichte müsse nun ein Urteil über Ion Iliescu fällen. Die Gesellschaft müsse die großen offenen Fragen klären, um die Vergangenheit aufarbeiten zu können, so Dan sinngemäß. Auch die früheren Staatschefs Emil Constantinescu, der Iliescu bei den Wahlen 1996 besiegt hatte, sowie Traian Băsescu und Klaus Johannis kondolierten.