Armeniș – Es gibt eine Erklärung für die sehr spät veröffentlichte Stellungnahme der Projektinitiatoren – die NGOs WWF Romania, Rewilding Romania und WeWilder – zum Tod der 23 (nicht 21, wie ursprünglich gemeldet!) an den Hängen des Țarcu-Massivs im Weichbild der Gemeinde Armeniș ausgewilderten Wisente. Die Verzögerung der offiziellen Erklärung des Phänomens geht auf die rumänischen Behörden zurück: Bis zum Tag, da die drei NGOs ihre gemeinsame Erklärung abgegeben haben, ist ihnen bloß das Ergebnis der angeforderten Untersuchung von einem einzigen Tierkadaver zugesandt worden – von 23 eingeschickten Proben.
Die drei NGOs haben zudem die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mit ihrer Erklärung dem Ministerium für Umwelt und Klimatische Veränderungen ein Schreiben zukommen lassen, in dem sie dringend eine Nationale Strategie – einen „Nationalen Aktionsplan“ – für die Konservierung der Wisente fordern.
Unsere Zeitung berichtete vergangene Woche über die Besorgnisse der Bewohner der Rand- und Entwässerungsgebiete des Auswilderungsareals im Großraum Armeniș-Feneș und über das wortreiche Purzelbaumschlagen der Behörden – Gesundheitsbehörde DSP, Wache für Umweltschutz, Agentur für Umweltschutz, Behörde für Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit DSVSA – sowie das lange Hinauszögern einer Stellungnahme seitens der Präfektur angesichts des nicht zu verheimlichenden Wisentsterbens, das bereits am 12. August eingesetzt hatte. Das letzte verendete Tier hatten die Ranger der drei Tierschutzorganisationen – allesamt Bewohner des Raums um die Gemeinde Armeniș, die sich für die Tätigkeit als Ranger umschulen ließen – am 16. September gefunden.
Die drei NGOs, WWF Romania, Rewilding Romania und WeWilder, behaupten in ihrer Stellungnahme, dass ein solches Tiersterben in der freien Natur nichts Außergewöhnliches sei, ja, dass es zum Leben in der freien Natur bei jeder Spezies gehöre. Und sie erbringen Beweise, dass sie sofort nach dem Entdecken der ersten drei Tierkadaver die zuständigen Behörden verständigt hätten.
„Den zuständigen Institutionen wurden alle eingeholten Proben und Daten zur Verfügung gestellt, sowie den lokalen Autoritäten logistische Unterstützung angeboten, um die Empfehlungen der Sanitär-Veterinär-Behörden umzusetzen. Bis zur Stunde“ – dem 26. September – „gibt es ein einziges Analysebulletin, das nach dem Tod eines der ersten verendeten Wisente ausgestellt worden ist – für den Rest warten wir immer noch auf Resultate.“
Trotzdem sei „die Lage unter Kontrolle“. Es gäbe zur Stunde kein weiteres Ausbreitungsrisiko mehr des Sterbens auf die gesamte Population. Allerdings sei der Vorfall auch ein Alarmsignal: Rumänien benötige „einen klaren nationalen Rahmen“ für die Wiederansiedlung der Wisente, deren letzter freilebender Vertreter in 18. Jahrhundert in Siebenbürgen vom Baron Brukenthal erlegt wurde...
„Wisente haben jetzt den Status wiedereingeführter Tierarten. Sie gelten aber auch als Regenerierungsvektor sowohl für die Natur, als auch für die mit der Natur im Einklang lebenden Gemeinschaften. Deswegen ist ein Nationaler Aktionsplan nötig, vermittels dessen diese reelle Erfolgsgeschichte – Renaturierung der Wisente in einem seit Jahrtausenden von ihnen bevölkerten Raum – in eine nachhaltige und integrierte Umweltpolitik verwandelt wird.“
Die Wiedereinführung der Wisente sei 2012 von den drei NGOs und dem Ministerium für Umwelt (damals: „... Gewässer und Forste“) sowie der Nationalen Forstverwaltung beschlossen und 2016 durch erste Auswilderungen konkretisiert worden.
Jetzt leben am Țarcu – aktueller Stand – in Freiheit 250 Wisente, von denen 150 hier zur Welt kamen. International gilt dieser Erfolg des Konservierungs- und Wiedereinführungsprojekts als beispielhaft für ganz Europa. Rumänien hinke aber noch im Monitoring, in der Prävention und Intervention nach – daher der Bedarf nach einer Nationalen Strategie. Alle drei Komponenten seien für den Langzeitschutz der Spezies nötig. Und auch betreffs der „Wiedergewöhnung“ der „menschlichen Nachbarn“ ans „Zusammenleben“ mit den größten europäischen Landtieren stehe noch einiges an Arbeit an.