Verlorene Mühle-Rosen zurückgebracht

Erster Schritt bei ASOP-Jubiläum zur Wiederbelebung des Rosariums

In diesem Monat feiert der rumänische Verein der Landschaftsarchitekten – ASOP sein 20-jähriges Bestehen. Diese Stellwanddokumentation steht hinter der Franz-Josef-Kaserne Ecke Domplatz/Piața Unirii. Foto: Astrid Weisz

Temeswar – Zwei Rosen, die einst von dem legendären Temeswarer Gärtner Árpád Mühle gezüchtet wurden und jahrzehntelang als verloren galten, sind in diesem Jahr in ihre Heimat zurückgekehrt. Fachleute aus Deutschland und Ungarn haben dazu beigetragen, dass die Sorten Prof. Dr. Hans Molich und Dr. Ernst Mühle in internationalen Sammlungen identifiziert und nun in das gärtnerische Erbe der Banater Hauptstadt reintegriert werden konnten.

Die Rückführung der Rosen ist das Ergebnis eines mehrjährigen Forschungsprojekts, das im Rahmen der Jubiläumstagung des rumänischen Vereins der Landschaftsarchitekten (Asociația Peisagiștilor din România – ASOP) in Temeswar/Timișoara diese Woche vorgestellt wurde. Das Treffen, das anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Organisation stattfand, vereinte Fachleute, Forscher und Liebhaber des historischen Gartenbaus aus dem ganzen Land.

Das Projekt trägt den Titel „Dinastia Mühle. O traiectorie în arta grădinilor“ (Die Dynastie Mühle – Eine Spurensuche in der Gartenkunst) und widmet sich einer Familie, die über Generationen hinweg die Landschaftsarchitektur des Banats geprägt hat: Beginnend mit Wilhelm Mühle, der im 19. Jahrhundert als kaiserlicher Hofgärtner in Temeswar wirkte, bis hin zu seinem Sohn Árpád Mühle (1870–1930), der das Erbe fortführte und zu einer zentralen Figur des städtischen Gartenbaus wurde.
Árpád Mühle war einer der Begründer des berühmten Rosariums von Temeswar (Parcul Rozelor) – ein Wahrzeichen, das 1928–1929 in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Mihai Demetrovici entstand und in der Zwischenkriegszeit über 1200 Rosensorten umfasste. Die damals neu gezüchteten Sorten, darunter auch die jetzt wiedergefundenen, galten lange als verschollen.

Die Landschaftsarchitekten Dr. Raluca Rusu-Moșnoi und Dr. Alex Ciobotă, die Initiatoren des Projekts, präsentierten auf der Konferenz die Ergebnisse ihrer mehrjährigen interdisziplinären Recherche. In Zusammenarbeit mit europäischen Rosarien und botanischen Sammlungen gelang es ihnen, zwei der insgesamt 13 bekannten Mühle-Sorten in internationalen Beständen wiederzufinden – eine im weltweit größten Europa-Rosarium Sangerhausen in Deutschland (besitzt die größte Rosensammlung der Welt, denn da sind laut eigenen Angaben mehr als 8600 Rosenarten und Rosensorten, über 57 Rosenklassen – insgesamt etwa 80.000 Rosensträucher auf einer Fläche von 13 Hektar gepflanzt), die andere im Márk Rosarium im ungarischen Acsád. Beide Sorten wurden offiziell in die botanische Sammlung der Universitatea de Științele Vieții „Regele Mihai I“ Temeswar (USVT) aufgenommen. Im Labor der Universität hat unter der Leitung von Prof. Dr. Dorin Camen und Conf. Dr. Cerasela Petolescu bereits die In-Vitro-Vermehrung begonnen – ein entscheidender Schritt, um die genetische Vielfalt dieser historischen Rosen zu bewahren. Ziel ist es, die Pflanzen mittelfristig auch wieder im öffentlichen Rosarium der Stadt an der Bega anzusiedeln.

Die Wiederentdeckung der Mühle-Rosen ist nicht nur ein botanischer Erfolg, sondern auch ein kulturelles Ereignis. „Diese Rosen sind lebendige Zeugen der Geschichte Temeswars“, sagte Projektleiterin Raluca Rusu-Mo{noi während der Konferenz. „Sie verbinden uns mit einer Zeit, in der Gartenkunst, Handwerk und Wissenschaft Hand in Hand gingen, um Schönheit und Identität im öffentlichen Raum zu schaffen.“ Die Forscherinnen und Forscher hoffen, dass die Rückführung der Sorten den Anstoß für eine breitere Diskussion über den Schutz und die Pflege des historischen Grüns in der Stadt gibt.

Besonders das Rosarium (als Rosenpark den Stadtbewohnern geläufig), einst Stolz und Symbol Temeswars, befindet sich heute in einem kritischen Zustand. Nach der letzten großen Renovierung 2011–2012, bei der über 9000 Rosen und rund 500 Bäume gepflanzt wurden, hat der Park in den letzten Jahren stark gelitten – durch Witterung, Schädlinge und fehlende Pflege. Erst im Frühjahr 2025 musste der von Schädlingen befallene Buchsheckenbestand komplett ersetzt werden; inzwischen ist auch der neu gepflanzte japanische Lorbeer teilweise eingegangen. Die Stadtverwaltung hat eine Untersuchung der Ursachen eingeleitet.

Trotz dieser Probleme überwiegt der Optimismus: Mit der Rückkehr der Mühle-Rosen und der wissenschaftlichen Unterstützung der USVT beginnt für das Rosarium eine neue Etappe. Langfristig ist geplant, den Garten als historischen Ort und botanische Sammlung wieder in seiner ursprünglichen Vielfalt erblühen zu lassen. „Das ist mehr als eine botanische Rekonstruktion“, betonte Dr. Alex Ciobotă. „Es geht um die Wiederbelebung eines kulturellen Symbols, das die Identität Temeswars verkörpert – einer Stadt, die schon immer für Offenheit, Kreativität und Naturverbundenheit stand.“

Die Rückführung der Mühle-Rosen gilt als erster Schritt einer breiter angelegten Initiative, die das Ziel verfolgt, das hortikole und kulturelle Erbe der Region systematisch zu erfassen, zu bewahren und öffentlich zu präsentieren.
Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnten in den kommenden Jahren weitere Sorten der legendären Banater Rosenzüchterfamilie aus europäischen Sammlungen nach Temeswar zurückkehren – und damit nicht nur das Stadtbild, sondern auch das historische Selbstverständnis der Stadt neu beleben.