Blitzschnell saust Petru den Hang hinunter, überholt dabei die etwas langsameren Ski- und Snowboardfahrer und hält unten auf der Piste an. 15 Minuten, so lange braucht der Skifahrer aus Lugosch/Lugoj, um die große Piste des Transalpina Ski Resorts zu bewältigen.
„Es ist die vielleicht schönste Piste in Rumänien“, schwärmt der 31-Jährige, der beim Skifahren sein Adrenalin gern in Wallung bringt und deswegen schon mal von den Bergrettern zurechtgewiesen wurde. Es ist das erste Mal, dass Petru die 2,8 Kilometer lange Skipiste im Transalpina Ski Resort, ungefähr 37 Kilometer von Petroschen/Petroşani entfernt, befährt und es macht dem jungen Mann großen Spaß, über den frischen Pulverschnee zu gleiten. Das Winterparadies in der Nähe des Vidra-Sees wurde kurz vor Weihnachten 2012 in Betrieb genommen.
Es ist eine Investition des Rumänischen Tourismusministeriums, das offensichtlich das enorme Tourismuspotenzial der Gegend erkannt hat. 28 Millionen Euro steckte das Ministerium in das Transalpina Ski Resort, denn „das Bergparadies Rumäniens wird bei Vidra entstehen“, hieß es des Öfteren in den Medien. In fünf Jahren soll der Wintersportort mit dem Namen „Transalpina Ski Resort“ die Nummer Eins in Rumänien werden, wünschen sich die Entwickler des Projekts.
Tourismuspotenzial der Region erkannt
Der Luftkurort bei Vidra befindet sich im Puru-Gebirge im Lotru-Tal auf 1.370 Metern Seehöhe. Es ist einer der schönsten Luftkurorte in Rumänien, mit einer sehr sauberen Luft und Null Umweltverschmutzung in der kalten Jahreszeit. Bereits im Kommunismus hatte Diktator Nicolae Ceauşescu den Wunsch gehegt, hier eine Winterolympiade zu veranstalten, was jedoch schließlich nicht umgesetzt wurde. Auch der Kanufahrer Ivan Patzaichin und Rumäniens Olympiasieger hatten vor 1989 auf dem Vidra-See trainiert.
Das Potenzial der Gegend ist riesig. Vom Luftkurort aus können Touristen auch im Sommer Ausflüge unternehmen – ins Parâng-, Lotru- oder Căpăţânii-Gebirge. Die Arbeiten an der Wintersportanlage begannen im September 2011. Das Projekt sieht insgesamt mehr als 80 Kilometer Skipisten vor, die in den nächsten Jahren in Betrieb genommen werden sollen. Sieben Pisten stehen jetzt schon den Touristen zur Verfügung.
Obwohl ursprünglich angekündigt wurde, dass der Ski- und Sessellift, aber auch die Fahrt mit der Seilbahn bis zum 31. Januar 2013 nichts kosten wird, sahen sich die Betreiber des Transalpina Ski Resort gezwungen, ein Zahlungssystem einzuführen. Über das Sozialnetzwerk Facebook hatte sich die Nachricht von der Eröffnung des neuen Wintersportgebiets verbreitet, sodass unerwartet viele Touristen dahin strömten – und die benachbarten Luftkurorte Rânca und Straja schon Verluste verzeichneten.
Das, was ursprünglich als Werbemaßnahme gedacht war, erwies sich schließlich als ungerechte Konkurrenz den beiden benachbarten Skigebieten gegenüber.
Lange Piste mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden
„Es lohnt sich, hierher zu fahren, weil die Skipiste sehr lang ist und teilweise auch schwierig“, sagt Paul (28), der zusammen mit Freunden aus Lugosch ein Wochenende im neuen Transalpina Ski Resort verbracht hat. Übernachtet haben sie in Petroschen, denn in der Gegend gibt es noch keine Unterkünfte. „Es war ein wenig unangenehm, gestern Schlange zu stehen, um die Skipässe zu kaufen. Aber im Großen und Ganzen hat sich die Reise hierher gelohnt“, sagt der junge Mann.
Schlange stehen mussten die Touristen am 19. Januar – und das sogar drei-vier Stunden lang. Die Betreiber des Ski Resorts waren auf die große Zahl an Touristen nicht vorbereitet, die am Wochenende ins Skiparadies strömten – die Skipässe wurden an einer einzigen Kasse verkauft. Erst am darauffolgenden Tag wurde eine weitere Kasse eröffnet – und das Warten hatte schnell ein Ende. Ein Online-System für den Ticketverkauf hätte in dem Fall genutzt, waren sich die Wartenden einig. Anfang Februar sollen weitere Kassen eingerichtet werden, damit das Schlangestehen komplett aus der Welt geschafft wird.
Hinauf fährt man mit der Winterseilbahn – etwa drei Kilometer. An der ersten Haltestelle der Skigondel gibt es einen Skilift von 733 Metern und hoch oben, auf dem Gipfel, einen Sessellift von 1,8 Kilometern Länge. Die insgesamt sieben Skipisten im Transalpina Ski Resort haben eine Gesamtlänge von neun Kilometern und sind mit Schneekanonen versehen, die im Falle, dass es nicht schneit, zum Einsatz kommen. Das Wasser zur Herstellung des künstlichen Schnees stammt aus dem Vidra-See.
Auch in Rumänien möglich
Die Preise für das Skifahren im Transalpina Ski Resort sind nicht höher als in anderen Wintersportgebieten in diesem Landesteil. Ein Skipass für den ganzen Tag kostet 60 Lei – dafür darf man mit Seilbahn, Ski- und Sessellift so lange hoch und hinunterfahren, wie man möchte. Kommt man erst gegen Mittag an, so kann man für 40 Lei eine Halbtageskarte erwerben. Für eine einzige Fahrt mit der Seilbahn müssen Touristen 16 Lei bezahlen. Die letzte Fahrt mit der Seilbahn ist um 15.30 Uhr programmiert.
Zwar gibt es in der Nähe noch so gut wie keine Unterkünfte, dennoch wurden ein paar grundlegende Bedingungen für das Wintersportgebiet geschaffen. Es gibt einen Parkplatz mit 350 Plätzen, der am Wochenende allerdings voll ist, weswegen die Autos entlang der Straße parken müssen. Ein Bergrettungs- und ein Gendarmerieposten wurden eingerichtet.
Sollten die Touristen Hunger bekommen, so steht ihnen ein kleines Bistro zur Verfügung, wo Sandwiches (12,5 und 14,5 Lei), Würstchen (7 Lei das Paar), Pommes (5 Lei) und Gegrilltes zum Verkauf angeboten werden. Ein Glas Glühwein kostet 7 Lei und ist sowohl am Start der Seilbahn erhältlich, aber auch oben in einer Bar in 2000 Metern Seehöhe. Skier und Snowboards kann man für 40 oder 50 Lei pro Tag ausleihen – das Equipment ist nagelneu.
Das Transalpina Ski Resort ist über drei Routen erreichbar. Von Râmnicu Vâlcea aus über die Nationalstraße DN7/E81 und DN7A, wobei die 107 Kilometer in etwa einer Stunde und 42 Minuten zurückgelegt werden können. Von Hermannstadt/Sibiu aus gibt es zwei Möglichkeiten, beide Strecken können in etwa zwei Stunden bewältigt werden: Die Nationalstraße DN 7/E81 und DN7A oder die Kreisstraße DJ106E und die Transalpina/DN67C. Von Petroschen sind es fast 37 Kilometer bis dorthin. Man erreicht den Ort über die Nationalstraße DN7A, wobei die Fahrt etwa 40 Minuten dauert.
Noch sieht das Gebäude, in dem Skiverleih und Kasse funktionieren, ziemlich trist aus. Am grauen Betonbau und an dem Kran ist deutlich zu erkennen, dass die Bauarbeiten im Wintersportgebiet längst nicht abgeschlossen sind. Mehrere Kassen, Bistros, Skiverleihe und Parkplätze müssten noch eingerichtet werden, um die Gegend den Standards anzupassen, die Wintersportler aus Österreich oder der Schweiz gewohnt sind.
Ein paar Jahre wird es ganz bestimmt noch dauern, doch die Zeichen für die Zukunft wurden definitiv gesetzt. Nicht umsonst luden viele rumänische Touristen im Anschluss an ihren Besuch im Transalpina Ski Resort ihre Fotos im Internet hoch – unter dem vielsagenden Titel: „Se poate şi la noi“/„Auch bei uns ist es möglich“.