Bukarest (ADZ) - Rumäniens ehemaliger Präsident Ion Iliescu, die Schlüsselfigur des gewaltsamen Umsturzes vom Dezember 1989, hat in einem im Internet veröffentlichten Text seine Meinung über die damaligen Ereignisse und über die kommunistische Diktatur bekräftigt. Der knapp 90-Jährige hatte Anfang der Woche mit einem Interview für die russische Nachrichtenagentur TASS überrascht, seit längerer Zeit hatte er sich nicht mehr zu Wort gemeldet. Nun sagt Iliescu, dass die Wahrheit über die Revolution von 1989 einfach sei, auch wenn viele weiterhin nach Staatsstreichen und der Einmischung des Auslandes suchen. Zwar sei er inzwischen müde geworden, auf alle Klischees zu antworten, die seit der Wende anstelle von Fakten und einer objektiven Debatte zirkulieren, doch er habe die Aufgabe, aufrichtig über das zu berichten, was er erlebt und gekannt hat.
Die Revolution sei in Temeswar ausgebrochen. Der multiethnische und multikulturelle Charakter der Stadt könne zweifelsohne die Solidarität der Temeswarer Bürger mit Pfarrer László Tökes erklären, genauso wie die Forderungen der Temeswarer in dem Geist dieser Stadt wurzeln, allen voran jene nach freien Wahlen, die die Quintessenz der Demokratie darstellen. Der Kommunismus sei vom rumänischen Volk gestürzt worden, weil er es zu weit getrieben habe. Die Revolution vom Dezember 1989 sei ein Symbol der Würde des rumänischen Volkes gewesen, sie habe den gegenwärtigen Generationen ein wichtiges Erbe hinterlassen, nämlich die Demokratie. Doch diese sei nicht gegeben, sondern sie müsse ständig verteidigt werden. Gegenwärtig drohe eine Sinn-Entleerung der Demokratie durch die Marginalisierung vitaler Institutionen wie Parlament und politische Parteien, warnte Iliescu. Doch die Rumänen würden ganz genau wissen, was das Gegenteil eines demokratischen Systems bedeutet.