Pferdefleischskandal: Premier Ponta weist französische Beschuldigungen zurück

Rumänische Schlachtbetriebe stehen allem Anschein nach grundlos am Pranger

Symbolfoto: sxc.hu

Bukarest (ADZ) - Der Lebensmittelskandal um als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch nimmt inzwischen europäische Ausmaße an – seine Auswirkungen werden heute nun auch von der EU-Kommission unter die Lupe genommen.

Premier Victor Ponta bezog dazu bereits am Montag Stellung: Im „Konflikt zwischen Großbritannien und Frankreich“ werde Rumänien die Schuld nach dem Prinzip „immer auf die Kleinen“ zugeschoben; es könne nicht sein, dass „unsere Hersteller an den Pranger gestellt werden, weil in Frankreich irgendwer Herkunftsdaten verändert“, sagte Ponta auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Agrarminister Daniel Constantin. Letzterer gab bekannt, dass sich bei von seinem Ressort eingeleiteten Untersuchungen keinerlei Hinweise auf einen hierzulande stattgefundenen Etikettenschwindel ergeben haben.

Der Lebensmittelskandal war letzte Woche in Großbritannien ausgebrochen, nachdem der Tiefkühlkostkonzern Findus tiefgefrorene Lasagne vom Markt nahm, die statt des angegebenen Rindfleisches oft bis zu 100% Pferdefleisch enthielt. Hersteller des Gerichts ist die französische Firma Comigel, die ihr Fleisch vom französischen Konzern Spanghero erhielt. Dieser wiederum gab an, das Fleisch aus Rumänien zu beziehen, und beeilte sich, den mutmaßlichen Etikettenschwindel den rumänischen Lieferanten anzulasten.

Tatsächlich jedoch bezieht Spanghero sein Fleisch von Zwischenhändlern aus Zypern und den Niederlanden, die ihrerseits Pferdefleisch aus Rumänien importieren. Keiner der beiden beschuldigten rumänischen Schlachthöfe hat oder hatte Verträge mit französischen Unternehmen laufen, weshalb Spanghero auch keine rumänischen Begleitdokumente vorweisen kann. Bei den verdächtigten heimischen Schlachtbetrieben handelt es sich um CarmOlimp aus Kronstadt/Braşov und Doly-Com aus Botoşani.

Dabei exportiert CarmOlimp ausschließlich Pferdefleisch in EU-Staaten und könnte es folglich gar nicht auf Rindfleisch umetikettieren. Doly-Com führt zwar auch Rindfleisch aus, aber – genau wie CarmOlimp – in Form von Tierkörperhälften und nicht als Hackfleisch. Nach den bisher haltlosen Beschuldigungen aus Frankreich fürchten beide Unternehmen nun eine nachhaltige Geschäftsschädigung.