Premier nach EU-kritischer Orbán-Rede in Tuschnad in der Defensive

Ciolacu: „Soll ich ihm etwa die Einreise verbieten?“

Premierminister Marcel Ciolacu. Foto: gov.ro

Bukarest/Warschau (ADZ) - Regierungs- und PSD-Chef Marcel Ciolacu scheint sich an den jüngst in Bad Tuschnad geäußerten Angriffen des rechtkonservativen ungarischen Premierministers Viktor Orbán auf die Europäische Union kaum zu stören: Von den Medien darauf angesprochen, sagte Ciolacu recht unwirsch, es sei nicht seine Sache, welche Statements sein ungarischer Amtskollege abgebe, zumal dieser Ähnliches „auch in Brüssel und Budapest geäußert“ habe. „Hat er etwas über Rumänien gesagt? Soll ich ihm etwa die Einreise verbieten?“, konterte Ciolacu weiter, darauf verweisend, dass Ungarn immerhin drittwichtigster Handelspartner unseres Landes innerhalb der EU sei.

Die neue Chefin der oppositionellen Reformpartei USR, Elena Lasconi, erklärte sich am Montag zutiefst enttäuscht von der Reaktionslosigkeit der rumänischen Behörden, allen voran jenen mit Zuständigkeiten im außenpolitischen Bereich: Es sei völlig inakzeptabel, dass ein europäischer Politiker „Rumänien als Plattform für seine prorussischen sowie pro-Putin-Parolen missbraucht“, und ebenso „unerhört“, dass kein einziger Vertreter der rumänischen Regierung, des Außenamtes oder des Präsidialamtes Orbáns „Entgleisungen“ richtiggestellt habe, verlautete Lasconi.

Äußerst scharf fiel dafür die Reaktion in Polen aus, nachdem Orbán das Land in seiner Tuschnader Rede wegen angeblicher Russland-Geschäfte frontal angegriffen und als „heuchlerisch und scheinheilig“ verrissen hatte. So empfahl der polnische Vizeaußenminister Wladyslaw Teofil Bartoszewski dem ungarischen Premier prompt, sich lieber „mit Putin und anderen autoritären Staaten“ zu verbünden, statt „weiter Mitglied der EU sowie der NATO“ zu bleiben - zwei Organisationen, die offenkundig überhaupt nicht nach Orbáns Geschmack seien.