Bukarest (ADZ) - Drei der sieben Parteien im neuen Parlament sind der weltweit zunehmenden souveränistischen Bewegung zuzuordnen – populistisch, nationalistisch, erzkonservativ, streng orthodox, skeptisch gegenüber Globalisierung, Klimawandel und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese Kräfte werben zwar nicht offen für einen Austritt Rumäniens aus der EU, doch in ihren Wahlprogrammen stehen Absichten, die mit EU-Recht kaum vereinbar sind. So will beispielsweise die AUR, dass der Staat die Mehrheit an strategischen Unternehmen hält, die die natürlichen Ressourcen des Landes verwerten. Im Handel sollen Geschäfte verpflichtet werden, neben ausländischen Produkten auch – insofern verfügbar – vergleichbare rumänische Erzeugnisse anzubieten. SOS beabsichtigt, den rumänischen Haushalten die Heizung mit Holzöfen und Wandthermen weiter zu ermöglichen und will geschlossene Kohlezechen wieder betreiben. Die Partei setzt auf Neutralität: Sämtliche militärische und finanzielle Hilfe für die Ukraine und ihre Bürger soll entfallen. Weiters geplant ist der Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation, deren Normen nicht mehr gelten sollen. Stichwort Gesundheit: Die POT will Akupunktur, Pflanzentherapie und Reflextherapie neben der konventionellen Medizin einführen, um das System zu entlasten. Ihren Wahlsieg will Parteichefin Anamaria Gavrilă mit drei Tagen Wasserfasten begehen.
Doch auch die PSD erkennt den Zeitgeist: Das Wahlergebnis deutete Parteichef Marcel Ciolacu, der bei den Sozialdemokraten offenbar wieder fest im Sattel sitzt, als Signal an die Politik: Im Grunde gehe es nun darum, „das Land mit europäischen Geldern weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Identität, nationalen Werte und den Glauben zu bewahren“.