Bukarest (ADZ) – Die Europäische Kommission hat durch einen sogenannten ergänzenden delegierten Rechtsakt zur Klima-Taxonomie Kernenergie und Erdgas als unter bestimmten Umständen nachhaltig eingestuft. Der Beschluss ebnet – vorbehaltlich auch einer Befürwortung durch den Europäischen Rat – den Weg für private Investitionen in die Erzeugung von Energie auf Basis dieser Quellen. Rumänien begrüßte die Entscheidung aus Brüssel. Aufgrund der aktuellen Energiekrise und der Bekämpfung des Klimawandels gelte es, entschlossen und realistisch zu handeln, um Wirtschaft und Bürger zu schützen; in der Perspektive entstehe nun ein berechenbarer und stabiler Rahmen für die Unternehmen aus der Gas- und Atombranche, freute sich Premierminister Nicolae Ciucă.
Für Rumänien sind signifikante wirtschaftliche Interessen im Spiel. Das Land sitzt auf geschätzt 200 Milliarden Kubikmetern Gas im Schwarzen Meer und Konzerne wie OMV-Petrom warten noch auf ein Offshore-Gesetz, um in die Förderung einsteigen zu können. Außerdem will Bukarest auch Milliardenbeträge in die Modernisierung des teilweise überalterten AKWs in Cernavodă und den Bau von kleineren Modularreaktoren mit US-Technologie investieren. Ohnehin subventioniert Rumänien fossile Brennstoffe stärker als Energie aus grünen Quellen, wie ein Bericht der EU-Rechnungsprüfer neulich feststellte.
An der Seite von Frankreich hatten Rumänien und mehrere vor allem MOE-Länder 2021 in einem Positionspapier verlangt, dass Gas und Atomenergie als Übergangslösung akzeptiert werden, um die grüne Wende bezahlbar zu halten und die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. Für Deutschland und andere Staaten, die auf den Atomausstieg setzen, ist das OK aus Brüssel für Kernenergie und Gas dagegen ein herber Schlag.