Bukarest/Kiew/Moskau (ADZ) Nach dem Ende der Schwarzmeer-Initiative zur Ausfuhr ukrainischen Getreides überlegen die Behörden in Kiew zurzeit, einen einstweiligen „Getreide-Korridor“ durch rumänische und bulgarische Hoheitsgewässer einzurichten. In einem auf den 19. Juli datierten Schreiben an die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) der Vereinten Nationen erläuterte der ukrainische Interims-Minister für Infrastrukturentwicklung, Wasyl Schkurakow, dass Kiew diese Route ins Auge fasse, um „der Blockade der Schifffahrt im Nordwesten des Schwarzen Meeres“ ein Ende zu bereiten. Auch der ukrainische Botschafter in der Türkei, Wasyl Bodnar, sagte dem öffentlich-rechtlichen ukrainischen Sender Suspilne, dass Kiew einen „Getreide-Korridor“ über die rumänischen und bulgarischen Hoheitsgewässer in Betracht ziehe. Seinerseits hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt gefordert, die Exporte auch ohne Zustimmung Russlands fortzusetzen.
Moskau hatte daraufhin angekündigt, ab Donnerstag alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern würden, als „Gegner“ und „potenzielle Träger militärischer Fracht“ einstufen zu wollen. Auch würden Länder, unter deren Flagge Frachtschiffe in Richtung ukrainischer Häfen fahren, künftig als Konfliktparteien gewertet.
Eine Reaktion der Behörden in Bukarest zu den Kiewer Plänen bezüglich eines „Getreide-Korridors“ durch rumänische Hoheitsgewässer steht noch aus. Staatspräsident Klaus Johannis hatte allerdings erst letzte Tage am Rande des EU-CELAC-Gipfels in Brüssel klargestellt, dass Rumänien nach wie vor fest an der Seite der Ukraine stehe – einschließlich in puncto Getreide-Ausfuhr und des ausgelaufenen Abkommens betreffend ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer.