Bad Tuschnad (ADZ) - Der rechtsnationale ungarische Premierminister Viktor Orbán hat am Wochenende mit seiner alljährlichen Kampfrede in Bad Tuschnad für schwere bilaterale Verstimmungen gesorgt, nachdem er sich in ihrem ersten Teil überraschend auf die rumänischen Behörden eingeschossen hatte. Das Außenamt in Bukarest habe ihm diesmal die Themenwahl erleichtert, da es ihm vorgegeben habe, welche Themen er hierzulande lieber nicht anschneiden solle, darunter nationale Symbole, kollektive Minderheitenrechte und „inexistente rumänische Verwaltungseinheiten“. Doch habe er „nie behauptet, dass Siebenbürgen und das Szeklerland rumänische Verwaltungseinheiten sind“, sagte Orbán. Ausgiebig mokierte sich der Rechtspopulist auch darüber, dass Regierungschef Marcel Ciolacu (PSD), der ihn erst vor wenigen Tagen in Bukarest empfangen hatte, bereits der 20. rumänische Amtskollege sei, den er seit Antritt seiner eigenen Amtszeit kennenlerne – doch klappe es „für Rumänien ja vielleicht beim zwanzigsten Mal“. Zudem war Orbán bemüht, sich als
Rumäniens Retter in der Not in puncto Schengen-Beitritt zu präsentieren: Sein Land werde kommendes Jahr die Ratspräsidentschaft der EU übernehmen und habe sich auf die Fahnen geschrieben, diesen Beitritt zu erreichen.
Für einen Eklat sorgte auch der Präsident des Ungarischen Nationalrates in Siebenbürgen, László Tökés, der das Publikum wissen ließ, es aus dem „autonomen Bad Tuschnad“ zu begrüßen. In seiner Rede warf Tökés der rumänischen Regierung sowie der orthodoxen Kirche vor, Hetze gegen die ungarische Minderheit de facto zu fördern, und lobte die Autonomiebestrebungen letzterer – sie wolle nämlich nicht „wie Johannis’ Sachsen enden“ bzw. aussiedeln, sondern in Siebenbürgen bleiben, so Tökés.