Forschungstätigkeit unermüdlich fortgesetzt

Gernot Nussbächer ergänzt Dokumentationsreihe „Aus Urkunden und Chroniken“ mit einem neuen Band

Ein weiterer Forschungsband des unermüdlichen Kronstädter Historikers Gernot Nussbächer, der diese Woche seinen 74. Geburtstag begeht und wir ihm zu diesem Anlass weitere Schaffenskraft und Gesundheit wünschen, erschien kürzlich vor der Austragung der ersten Auflage der Haferland-Kulturwoche. Sowohl wertvoll als auch nützlich ist dieser nun elfte Band der von ihm herausgebrachten Dokumentationsreihe „Aus Urkunden und Chroniken“, da er der Geschichte der Gemeinden Bodendorf, Deutsch-Kreuz, Deutsch-Weißkirch, Meschendorf und Radeln aus dem Repser Gebiet gewidmet wurde, wo die nun schon erwähnte Kulturwoche unter großer in- und ausländischer Beteiligung stattfand und auch wir auf die Ereignisse in mehreren Beiträgen in unserer Wochenschrift eingingen. Der handliche, gut strukturierte Band, der auf den Umschlagseiten ansprechende Fotos von Peter Simon der Kirchenburgen dieser Ortschaften bietet, war auch für die zahlreichen Gäste, die ihr Interesse an der Geschichte dieses Landstrichs bezeugen, ein willkommener Leitfaden, um Einblick über erste urkundliche Erwähnungen, Bau der Wehranlagen und der Kirchen, Ereignisse aus der Vergangenheit dieser Ortschaften u. v. a. zu erhalten. Eingeleitet wird der Band mit ältesten urkundlichen Belegen zur Geschichte von Bodendorf, das heute als Gemeindezentrum verwaltungsmäßig auch die anderen Ortschaften Radeln, Deutsch-Kreuz, Deutsch-Weißkirch und Meschendorf umfasst. Laut dem Autoren stammt die älteste urkundliche Erwähnung der Gemeinde aus dem Jahre 1337 u.zw. in einer Urkunde vom 18. Dezember in der ein Petrus, Sohn des „Boda“ unter den „Ältesten“ des Schäßburger Stuhls genannt wird. Bodendorf/Buneşti gehörte früher gemeinsam mit anderen Ortschaften dem Schäßburger Stuhl, als sogenannter „Oberen Stuhl“ an. Bodendorf hat in diesem eine wichtige Rolle, sowohl was die Verteidigung als auch die wirtschaftliche Entwicklung im Gebiet betrifft, gehabt. Aus Bodendorf stammten auch relativ viele „Studenten“, was zur Schlussfolgerung führt, dass es da eine Schule – erstmals 1488 erwähnt – gab die eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Söhne des Dorfes spielte. Gernot Nussbächer bietet dann in einem weiteren Kapitel des Bandes Auszüge aus schriftlichen Quellen über Bodendorf.

Deutsch-Kreuz/Criţ ist die nächste Gemeinde, die verwaltungsmäßig seit 1968 zu Bodendorf gehört und der sich der Historiker widmet. Franz Zimmermann setzte im „Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen“ das Jahr 1270 laut Belegen als erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft fest. So wurden da 1970, 700 Jahre seit deren ersten urkundlichen Erwähnung gefeiert. Die Ortschaft erschien unter verschiedenen Benennungen als „Sancta Cruce“, 1322 dann als „Cruz“. Doch über die genaue Datierung der ersten urkundlichen Erwähnung gibt es noch unterschiedliche Meinungen. Deutsch-Kreuz war gemeinsam mit den Dörfern Meschendorf und Klosdorf Besitz der Kerzer Abtei. Dass die Sachsen nicht immer friedlich waren, ist aus einer zweiten Studie des Autoren ersichtlich, in der er an Hand der Urkunden berichtet wie 1356 die „gewalttätigen Sachsen“ nach Teufelsdorf/Vânatori zogen und die adlige Besitzung des Gräfen Jacobus, der kaum entkam, ihre Unzufriedenheiten durch Gewalt zum Ausdruck brachten. 

Drei weitere Kapitel des Bandes widmet Gernot Nussbächer der Ortschaft Deutsch-Weißkirch/Viscri, eine Ortschaft die seit einigen Jahren für Schlagzeilen sorgt wegen des Interesses der britischen Kronprinzen Charles, der sich da auch ein Haus erwarb und jährlich da zu Besuch weilt. Zu dem steht diese als Weltkulturerbe unter der Schirmherrschaft von UNESCO. Da befindet sich eine der monumentalsten sächsischen Kirchenburgen, wobei die Kirche in den Jahren 1970/1971 einer eingehenden Renovierung durch Architekt Dr. Hermann Fabini unterzogen wurde. Gernot Nussbächer führt mehrere Rechnungen aus unterschiedlichen Jahren des Mittelalters an, die aufschlussreich über Deutsch-Weißkirch sind. Auch gab es schwerwiegende Ereignisse in der Geschichte der Gemeinde wie beispielsweise der Brand aus dem Jahre 1638, der vielen Schaden angerichtet hat. Dass es auch hier Jugendliche gab die großes Interesse am Studium und ihrer Fortbildung hatten, ist den angeführten Namen zu entnehmen, die an der Kronstädter Honterusschule immatrikuliert waren.

Wie Gernot Nussbächer in seinem Vorwort zu diesem Band erklärt, sind seine persönlichen Beziehungen zu diesen fünf Ortschaften verschieden gewesen. Teilweise war er beruflich als Archivinspektor für Bodendorf zuständig, ist aber nie bis Meschendorf/Meşendorf gelangt. Und trotzdem widmet er dieser Ortschaft die größte Anzahl seiner in dem Band enthaltenen Studien. Es handelt sich um sieben Beiträge, die er aber auch dank von Friedrich Töpfer, diesem Meschendorfer Monografen, durch die mit ihm geführte Korrespondenz recherchieren konnte. Die Ortschaft wird als „Mesche“ in einer Urkunde aus dem Jahre 1356 genannt. Erst 1418 sind weitere Daten über Meschendorf in einer Urkunde aufzufinden. Auch diese Ortsbewohner beteiligten sich an der schon genannten Revolte gegen den Gräfen, da sie „soziale Gerechtigkeit“ wie die Sachsen aus den anderen Ortschaften anstrebten. Weitere Begebenheiten in der Geschichte von Meschendorf sind sowohl für den Historiker aber auch für den Laien sicher von Interesse, da die verzeichneten Begebenheiten sich auch in anderen sächsischen Ortschaften unter einer anderen Form oder ähnlich abspielten. 

Die vier letzten Beiträge aus dem aufliegenden Band der im Kronstädter aldus Verlag erschienen ist und in der gleichnamigen Buchhandlung erworben werden kann, sind der Ortschaft Radeln/Roadeş gewidmet, die in letzter Zeit auch durch internationales Aufsehen sorgt u.zw. durch die von Rockstar Peter Maffay gegründete Tabaluga-Stiftung, die sich hier sozial einsetzt. Die erste urkundliche Erwähnung von Radeln stammt auch aus dem Jahre 1356, eine Urkunde, auf die der Autor mehrmals Bezug nimmt. Einige Ereignisse aus der Geschichte von Radeln, die Gernot Nussbächer erwähnt, seien da auch angeführt. 1469 wurde die Ortschaft durch einen Brand fast völlig zerstört,1523 erhielt die Ortschaft einen Steuernachlass ebenfalls nach einem Brand. Da wurde 1729 Michael Benedikt Melas geboren, der als österreichischer General in der Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800 Napoleon gegenüber stand u.a. 

Diese 18 Studien, die in dem aufliegenden Band enthalten sind, wurden mit insgesamt 309 Anmerkungen versehen, was den Zugang zu anderen Urkunden, Materialien anderer Autoren bezüglich der Geschichte dieser Ortschaften erleichtert. Eingeleitet wird der Band mit einem Vorwort des Autoren der darin seinen Dank an die Personen ausspricht, die ihn dazu angeregt haben, diesen zu konzipieren, die ihm in der Dokumentation sowie beim Einscannen der Texte behilflich waren, der Inhaberin des Kronstädter aldus Verlages Astrid Hermel in dem der Band gedruckt und herausgebracht werden konnte. Es folgt eine Liste, der in dem Band verwendeten Abkürzungen, was ebenfalls sehr nützlich ist. Einige der Studien aus dem Inhalt dieses 11. Bandes, wie auch im Vorwort erwähnt – nicht der 12. wie versehentlich auf dem Umschlag und den Innenblatt vermerkt ist –, sind schon in der deutschsprachigen Presse des Landes veröffentlicht worden. Der 12. Band der Serie ist aber, wie wir vom Autoren erfahren konnten, auch bald druckreif. Im Anhang befindet sich auch ein Liste mit weiteren 171 zusätzlichen Informationen zu der Geschichte dieser fünf Ortschaften sowie eine Übersicht der persönlichen Daten über den Lebenslauf des Autoren, seiner hauptberuflichen Tätigkeit und seine Mitarbeit bei der einheimischen Presse, seine eigenen Veröffentlichungen und Mitarbeit an anderen Fachbüchern. Einzusehen ist auch die Liste der einzelnen Bände aus der Serie „Aus Urkunden und Chroniken“ deren ersten Band 1981 im Bukarester Kriterion Verlag erschienen ist, sowie ein Ortsnamenverzeichnis. Unterlaufen ist beim Zustandekommen des Bandes eine Inhaltsangabe was aber übersehen werden kann, da der Titel- und der Innenumschlag die Namen der Ortschaften denen dieser gewidmet ist, angibt.

Gernot Nussbächer setzt somit unermüdlich seine Forschungstätigkeit fort und sicher wird er in kürze mit neuen Arbeiten als Historiker und Buchautor überraschen. Es bleibt zu hoffen und wir wünschen es ihm in seiner Konsequenz nicht nachzugeben.