Am Sonntag wurde in der Tartlauer Kirchenburg ein doppelter Geburtstag gefeiert:
Die Konzertreihe „Diletto musicale“, die an den Sonntagen des Monats August zu Musik vom Feinsten einlädt, wurde fünfzehn; der Kronstädter Jugendbachchor, dessen Tätigkeit in enger Verbindung mit dem Festival steht, wurde zwanzig. Die zwei „Jubilare“ wirken souverän, erfahren und enthusiastisch.
„Diletto musicale“ wurde 1999 von dem Kirchenmusiker Steffen Schlandt ins Leben gerufen, ausgehend von einer Truhenorgel, die ihm der Schweizer Orgelbauer Ferdinand Stemmer zur Verfügung gestellt hatte. Daraus ist eine Musikreihe gewachsen, die Sänger und Instrumentalisten aus dem In- und Ausland nach Tartlau bringt und sommerliche Musiknachmittage von hohem Niveau einem inzwischen sehr treuen, zahlreichen Publikum anbietet. Das Festival hat seinen festen und angesehenen Platz auf dem Kulturkalender des Burzenlandes erhalten, und die gute Stimmung, die raffinierte Musik, die hervorragende Akustik werden traditionsgemäß nach den Konzerten von einem gemütlichen Marillensaft-Buffet im Kirchhof ergänzt.
Der Kronstädter Jugendbachchor, der als „Nachwuchswerkstätte“ des Bachchors der Schwarzen Kirche ins Leben gerufen wurde, strahlt heute noch mehr jugendlichen Elan und musikalisches Können aus als in seinen Anfangsjahren. Offensichtlich wurde er von seinen Leitern – seit der Gründung 1993 Eckart Schlandt, seit 2004 Steffen Schlandt – bestens geschult. Er klingt homogen, harmonisch, die Choristen hören aufmerksam aufeinander und singen mit großer (kammer)musikalischer Klarheit und Ausdruckskraft. Man hört es dem Ensemble nicht an, dass es aus 20 Mitgliedern besteht: wenn es leise singt, klingt es ausgewogen und beinah so sauber wie ein Quartett – bei voller Lautstärke meint man, einen großen Chor zu hören. Dabei zeigen sich die jungen Musikbegeisterten sehr flexibel, auch wenn es um die Wahl des Repertoires geht. Sie singen eigentlich alles, quer durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte.
Traditionelle Musik aus Nord- und Südamerika, Gospels, zeitgenössischen Stücke, Kompositionen der großen Klassiker erklangen am Sonntag in Tartlau. „Es sind unsere Lieblingsstücke“, erklärte Steffen Schlandt vor dem Konzert. Und gerade die Freude an der Musik und die Sicherheit des längst einstudierten Repertoires verliehen der Aufführung ihren Glanz. Besonders brillant waren das südamerikanische „Vaterunser“ in Ketschua-Sprache mit seinen modalen Akkorden, die harmonisch überraschende Hommage an Bach von Knut Nystedt, die präzise, rund und warm gesungenen Auszüge aus der Cäcilien-Messe von Helmut Sadler und der feurige Gospel „Praise his holy name“ von Keith Hampton.