„Man muss die Berge lieben“

Alpin Film Festival bis Sonntag in Kronstadt

Heute, um 16 Uhr, findet im Olympiamuseum für Sport- und Bergtourismus die Konferenz „Die Berge von Karl Lehmann“ statt. Zu Gast ist Manfred Kravatzky vom Deutschen Alpenverein. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen des Alpin Film Festivals ist kostenlos.

Vor neun Jahren hat die erste Auflage des Alpin Film Festivals AFF in Kronstadt stattgefunden. Seither hat sich die mehrtägige Veranstaltung zu einem beliebten internationalen Festival über Bergkultur entwickelt, das zum Sommerende Extremsportler, Abenteuerbegeisterte aber auch Filmfans und Naturliebhaber von Nah und Fern anlockt. Mit Dutzenden Filmvorführungen, sowie mit Ausstellungen, Buchvorstellungen, Konferenzen und Workshops zum Thema Natur, nachhaltiger Tourismus und Bergsport im Programm, erwartet es Interessenten noch bis Sonntag, dem 22. September in der Redoute, im Apollonia-Kulturzentrum, im Modern-Kino, am Alten Marktplatz und im Titulescu-Zentralpark.

AFF wurde vom Filmproduzenten Dan Burlac, gebürtig aus S˛cele, gegründet, der bei preisgekrönten Filmproduktionen von Cristi Puiu, Cristian Mungiu und Corneliu Porumboiu mitwirkte. Schon als Kind hat Dan sehr viel Zeit in der Natur verbracht, sein Großvater war Hirte, sodass der Junge die Berge lieben und schätzen lernte. Bei den unzähligen Bergfilm-Festivals, an denen er teilgenommen hat, in Banff (Kanada) oder Kathmandu, Zakopane oder Chamonix hat er den Wunsch entwickelt, Kronstadt auch auf die Weltkarte der wichtigen Festspiele zum Thema Berg zu setzen. Mit Unterstützung zahlreicher Bergeisterten, Naturfreunden und mit finanzieller Hilfe der Kronstädter Lokal- und Kreisbehörden und Sponsoren konnte das Festival über 20 Gäste aus Argentinien, England, Frankreich, Georgien, Kirgistan, Italien, Rumänien, Spanien, Ungarn und den USA einladen und wird mehr als 35 Filme zeigen. Diskussionen über die Hütten in Rumänien und über Persönlichkeiten des Bergsports sind auf dem Programm, ebenso Buchvorstellungen und Ausstellungen. Kinder sind auch willkommen und können am Wochenende, am 21. und 22. September, im Zentralpark einen acht Meter hohen Kletterturm besteigen und an einem Kletterworkshop teilnehmen. In Dokumentationen und Gesprächen mit Regisseuren erfahren sie Näheres über Siebenbürgen, dem Banat oder Oltenia.

Kronstadt eignet sich für so ein Festival
„Kronstadt eignet sich sehr gut für so ein Festival“, sagt Burlac, der lange Zeit in Frankreich gelebt und gearbeitet hat. Seine Argumente sind: die Nähe zur Natur, die zahlreichen Möglichkeiten, Bergsport zu betreiben und die große Anzahl von Sportlern. Hinzu kommt das hohe Lebensniveau in Kronstadt, das anzieht. Mit dem abwechslungsreichen Programm will der Organisator nicht nur ein Publikum, das bereits die Berge liebt, ansprechen, sondern auch die breite Öffentlichkeit. „Unser Publikum ist sehr eklektisch, jeder findet beim AFF etwas Interessantes“. Um immer mehr Menschen mit der Natur und den Bergen anzufreunden, ihnen zu helfen „die Berge in ihrer ganzen Komplexität kennenzulernen und zu lernen sie zu schätzen und zu beschützen“, werden auch Schulklassen und Familien bei den Events erwartet, wofür sich das Festival heuer nach dem Beginn des neuen Schuljahres abspielt. „Kultur muss kostenlos sein, die Leute brauchen Erziehung!“, unterstreicht Dan Burlac, daher ist der Eintritt zu allen Veranstaltungen kostenfrei.

Karl Lehmann, SKV und der Stand der Hütten
AFF hat heuer am Dienstag, dem 17. September begonnen und bringt heute, Donnerstag, um 16 Uhr im Olympiamuseum für Sport- und Bergtourismus Manfred Kravatzky vom Deutschen Alpenvereins vor das Publikum. Der Gast des Festivals wird über den bedeutenden rumänischen Bergsteiger und Bergfotografen Karl Lehmann sprechen. Jedes Jahr wird mindestens eine Persönlichkeit im Rahmen einer AFF-Konferenz geehrt, die die Veranstalter dem Publikum näherbringen wollen.

Eine weitere Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Karpatenverein SKV organisiert wird, ist die Konferenz „Wo sind die Hütten?“, bei der Marcel [ofariu vom SKV gemeinsam mit Vertretern anderer Bergvereine und Gäste über die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft der Berghütten sprechen. Das Treffen spielt sich am Samstag, dem 21. September, um 16 Uhr im Olympia-Museum ab.

Deutsche Filme
Freitagabend, um 18 Uhr, ist im Modern-Kino der deutsche Film „Where We Used to Sleep“ (Wo wir einst schliefen) zu sehen. Regisseur Matthäus Wörle hat die Geschichte einer Frau gefilmt, die in Geam˛na, im Apuseni-Gebirge lebt. Das Dorf wurde in den 1970er Jahren mit dem Abwasser eines benachbarten Kupferbergwerks überflutet. Wo einst rund tausend Leute lebten, ragt lediglich die Kirchturmspitze aus dem giftigen Schlamm, Häuser sind nicht mehr zu sehen, Menschen kaum noch. Valeria hat ihr Dorf nie verlassen, doch jetzt wird ihre Zukunft bedroht. Ein Teil des Teams wird nach der Vorführung mit den Zuschauern sprechen.

In „Trail der Träume“ (Regie: Steffi Rostoski und Dorit Jeßner) ist der Zuschauer ständig auf die Aktionen eines jungen Mannes aus einem Bremer Vorort gespannt, der zum Extremsportler wird. Der Film verfolgt Savas Coban bei seinem Ultramarathon von 87 Tagen durch Peru. Die 35-minütige Abenteuer-Dokumentation über „ein unglaubliches Wagnis und den unbezwingbaren Wunsch nach Anerkennung und Selbstverwirklichung“ (Synopsis des Films) ist am Samstag, um 15 Uhr im Modern-Kino zu sehen.

Besondere Treffen
Am Freitag, dem 20. September um 19 Uhr, findet in der Redoute ein Treffen mit dem Ehrengast des Festivals statt, dem spanischen Bergsteiger Alex Txikon, der erste Bergsteiger, der je den Nanga Parbat (8126 m) im Winter bestiegen hat (2016). Im Januar 2023 bestieg er den Manaslu (8163 m) ebenfalls im Winter und ohne die Hilfe von künstlichem Sauerstoff. Auch auf den rumänischen Bergsteiger Adrian Ahri]culesei kann man diese Tage im Kino oder auf den Straßen von Kronstadt stoßen. Er ist der erste Rumäne, der es auf den Mount Sidley (4285 m), den höchsten Vulkan in der Arktis, schaffte und somit alle sieben höchsten Vulkane der Welt erklomm.

Berühmter Fotograf in Kronstadt
Am Marktplatz sind bis zum 16. Oktober 60 Schwarz-Weiß-Porträts von Bergsteigern und Bergsteigerinnen zu sehen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Geschichte schreiben. Die Bilder des amerikanischen Fotografen Jim Herrington, der u.a. wegen seiner Veröffentlichungen in Zeitschriften wie „Vanity Fair“, „Rolling Stone“ oder „The New York Times“ bekannt ist, wurden bereits in Galerien der ganzen Welt ausgestellt. Herrington ist auch Freitag noch in Kronstadt.

Alle weiteren Informationen zu den Festspielen sind auf alpinfilmfestival.ro erhältlich.