Bereits zum dritten Mal fand das Balkanik-Festival in Bukarest, vom 13. bis zum 15. September, statt. Die Konzerte der von der Asociaţia Culturală Metropolis initiierten Veranstaltung standen in diesem Jahr unter dem Stern Maria Tănases, deren 50. Todestags gedacht wurde. Mit sieben Konzerten vor insgesamt 8000 Zuschauern wurde eine Verbindung zwischen traditioneller und moderner Musik aus dem Balkan-Raum geschaffen.
Balkan-Melodien zum Auftakt
Zur Eröffnung der dritten Auflage des Balkanik-Festivals war noch nicht sehr viel los im Bukarester Uranus-Garten (Grădina Uranus). Nur vereinzelte Besucher sahen sich auf dem Handwerkermarkt um, auf dem von Kunst bis Küchengeschirr alles feilgeboten wurde. Kleine Schlangen bildeten sich langsam vor den Ständen mit deftiger Hausmannskost und traditionellen Süßigkeiten, natürlich alles aus dem Balkan-Raum. Erst als am Abend die Aufbauarbeiten an der Bühne beendet und sich die erste von insgesamt sieben Bands in drei Tagen darauf bereit machte, fanden sich langsam mehr und mehr Zuschauer auf dem Gelände ein.
Den Auftakt des Festivals bildete die serbische Gruppe KAL mit einem Mix aus Balkan-Musik und Einflüssen aus der Türkei, Jamaika und dem Mittleren Osten. Während des Auftritts füllte sich das Areal vor der Bühne immer mehr, sodass zum Auftritt der zweiten Gruppe des Abends ordentlich Andrang herrschte. Bei dieser handelte es sich um die mittlerweile international bekannte Musiker-Gruppierung Fanfare Ciocârlia. Mit ihren furiosen Melodien und Gesängen brachten die zwölf Roma aus Zece Prăjini (Kreis Iaşi) die Zuschauer, ob jung oder alt, zum Tanzen. Ganze 90 Minuten lang wurde Rumäniens berühmteste und angeblich weltweit schnellste BläserfFanfare vom Publikum ausgelassen gefeiert, sodass sie sich im Anschluss sogar noch zu einer Zugabe hinreißen ließ.
Ein Tribut an Maria Tănase
Noch mehr Zuschauer als am Vorabend fanden sich am Samstag auf dem Gelände ein. Musikalisch machte das Programm eine Kehrtwende von den heiteren Roma-Melodien hin zu Liedern und Romanzen im Zeichen von Maria T²nase, die einem bereits seit Wochen von den Werbeplakaten des Festivals entgegenblickte. Die Sängerin wurde am 25. September 1913 geboren und verstarb 50 Jahre später, sodass mit dem Festival sowohl ihres 100. Geburtstags als auch ihres 50. Todestags gedacht wurde.
Die als rumänische Edith Piaf bezeichnete Sängerin gelangte vor allem durch ihre Chansons zu großer Berühmtheit. Während die erste Gruppe des Abends, Taraf de Haïdouks aus Clejani, noch traditionelle Zigeuner-Lieder spielte, bot das Bălănescu Quartett danach ihre Interpretation der Lieder von Maria Tănase dar. Vom Publikum bejubelt, führte das Ensemble um Alexander Bălănescu, bekannt als einer der führenden zeitgenössischen Violinisten, eigene Kompositionen nach Liedern der rumänischen Sängerin auf. Visuell begleitet wurden sie dabei von Ausschnitten aus Filmmaterialien über Maria Tănase, welche von dem Künstler und Choreografen Klaus Obermaier zusammengestellt und auf eine Leinwand sowie die Rückseiten der Notenständer des Quartetts projiziert wurden. Dadurch bot sich den Zuschauern ein durchaus bewegendes Gesamtbild und nicht wenige lagen sich zu den Melodien in den Armen und lauschten der Musik bis in die Nacht hinein. Die Stimmung wurde sogar zum stillen Protest gegen Roşia Montană genutzt, indem Plakate stumm in die Höhe gehalten wurden.
Modernes vom Balkan zum Abschluss
Zum Abschluss des dreitägigen Balkanik-Festivals traten am Sonntag gleich drei Bands auf, die, verglichen mit den Konzerten vom Vorabend, einen programmatischen Sprung in die Moderne schafften. Den Anfang bildete der Auftritt von Shukar vs. Iagalo, einem Gemeinschaftsprojekt zweier Folkgruppen aus Rumänien. Anschließend wurde es elektronisch: Die Band Steaua de Mare aus Bukarest konnte das Publikum, welches heute größtenteils aus jungen Leuten bestand, mit ihrer Mischung aus Geigenmelodien und psychedelisch-progressiven Klängen von sich überzeugen.
Für Staunen sorgten danach die Artisten der Gruppe Crispus - The Art of Fire, welche etwas abseits der Bühne und anfangs fast unbemerkt den Zuschauern mit allerlei Pyrotechnik akrobatische Kunststücke und Tänze vorführte. Den krönenden Abschluss des Festivals bildete die bulgarische Gruppe Kottarashky & The Rain Dogs. Sie brachten mit ihrer wild übereinander gelagerten Mischung aus Folklore und elektronischer Musik das mittlerweile stark dezimierte Publikum zum Tanzen.
Den insgesamt 8000 Zuschauern bot das Balkanik-Festival einen guten Überblick über die Musik des Balkans von damals bis heute. Von uriger, handgemachter Musik, über die berühmte Maria Tănase bis hin zum modernen Mix aus elektronischer Musik und traditionellen Melodien war alles vertreten. Bei diesem Querschnitt der Musik aus dem Balkan-Raum war garantiert für jeden Geschmack etwas dabei!