Träumerisch blickt Carmen Sylva, die dichtende Königin Elisabeth, im bäuerlich inspirierten Fantasie-Trachtenkleid in einen schier unendlichen Sternenhimmel. Wie griechische Göttinnen muten hingegen Königin Maria und Prinzessin Ileana an, die, in Kopftuch und schlichte Leinenkleider gehüllt, aus einem irdenen Krug trinken. Eine Dame im üppig bestickten ländlichen Kleid posiert würdevoll mit einer Sichel in ihren zierlichen Händen. Die weiblichen Mitglieder der höheren Gesellschaft in den Jahren 1920 bis 1950 posierten gerne in prachtvollen Bauernkleidern, die sie – paradox kombiniert mit Accesoires der Pariser Mode – zu Bällen und Festlichkeiten trugen. Ein verbreiteter Trend, den die Damen des Hohenzollern-Königshauses eingeführt hatten, um ihren rumänischen Untertanen Volksnähe zu demonstrieren.
Die Fotos, die den Collagen zugrunde liegen, stammen aus dem persönlichen Archiv des Bildhauers Peter Jacobi. Seit rund 30 Jahren befasst sich der aus Ploieşti stammende, in Pforzheim lebende Künstler mit den Themen Vergänglichkeit, Spurensuche und Erinnerung. Von ihm stammen auch das Holocaust-Denkmal in Bukarest sowie die aufrüttelnde Bilderausstellung über die verfallenen siebenbürgischen Wehrkirchen.
Diesmal entführt uns der Künstler in die Welt des Prachtvollen, jedoch nicht ohne eine Prise Ironie. Strohballen und Spindeln mit grober Ziegenwolle dienen als Hintergrund oder Strukturelemente, oder die derbe Ackerscholle, die die feinen Damen sicher nie betreten hätten. Eine zierliche „Schäferin“ posiert träumerisch, von mannshohen Ähren umgeben – verhalten provozierende Kontraste mit historisch authentischem Kern, ästhetisch miteinander verwoben.
Die Ausstellung von Peter Jacobi (www.peterhjacobi.de), die zuvor in Pforzheim gastierte, ist im Bauernmuseum noch bis 29. April geöffnet.