Die Wanderausstellung „Fließende Räume – Karten des Donauraums, 1650-1800“ eröffneten in der vergangenen Woche Dr. Zeno Pinter, Historiker und Mitglied des Hermannstädter Stadtrates, Prof. Dr. Reinhard Johler, Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, Prof. Dr. Rudolf Gräf, Leiter des Instituts für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie, Julian Würtenberger, Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration des Bundeslandes Baden-Württemberg, sowie Dr. Wolfgang Zimmermann, Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe im Tourismusinfozentrum des Bürgermeisteramtes Hermannstadt/Sibiu am Großen Ring/Piaţa Mare. Die vom Landesarchiv Baden-Württemberg durch das Generallandesarchiv Karlsruhe und das Institut für die Geschichte der Banater Schwaben in Tübingen organisierte Ausstellung zeigt die Genese der kartografischen Darstellung des Donauraums. Sie beschreibt die Merkmale der räumlichen Konzepte und deren Wahrnehmung in West- und Mitteleuropa in der Gegenwart. Als gemeinsames Projekt eines Forschungsinstituts und eines Archivs lädt die Ausstellung zu einer Reise durch einen in vielfältiger Hinsicht unbekannten Raum Europas. Die zweisprachige Ausstellung umfasst rund 70 wertvolle Exponate, von denen einige erstmals dem Publikum gezeigt werden. Grundlage der Ausstellung ist die umfassende Sammlung von Karten und Plänen, die die Markgrafen von Baden zu militärischen Zwecken zusammenstellen ließen und heutzutage im Karlsruher Generallandesarchiv und der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt werden. Nach der Vernissage in Karlsruhe im Jahr 2017 begab sich die Ausstellung auch auf eine lange europäische Tour, sodass sie in Rumänien nun in Zusammenarbeit mit der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca und dem Rumänischen Nationalarchiv in Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg/Cluj-Napoca, Brăila, Jassy/Iaşi und Chişinău gezeigt wird.
„Eine Ausstellung über den Donauraum ist sicherlich eine wichtige Ausstellung über die Geschichte Europas, die die Zeit seit dem 17. Jahrhundert und bis heute abdeckt. Vielleicht wäre es interessant gewesen, dass die Persönlichkeiten, die hier vor kurzer Zeit über den Teppich gelaufen sind, diese Ausstellung gesehen hätten, denn sie und viele andere hätten dann sicherlich viel mehr von dem verstanden, was Europa in seiner Vielfalt bedeutet, in seiner unterschiedlichen Gestaltung dank des Flusses, der alles verändert und immer wieder andere Völkerschaften antrifft, die im Grunde genommen auch sehr ähnlich sind. Mit der Gestaltung des modernen Europas und seiner Staaten verändert sich Europa permanent und diese Veränderung wird auch nicht aufhören – wer sich vorstellt, dass wir jetzt in einer bestimmten Form des Staates bleiben, der irrt sich zutiefst – und diese Änderung kann man in diesen Karten sehen. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir diese Ausstellung hier, in Hermannstadt zeigen, in einem Zentrum Europas, in einer der Städte am Rande des damals verstandenen Europas“, so Prof. Dr. Rudolf Gräf.
Der Staatssekretär Julian Würtenberger drückte seine Freude aus, wieder in Hermannstadt zugegen sein zu dürfen und bezeichnete die Ausstellung als Einladung, durch Zeit und Raum zu wandern. „Der fließende Raum spielt auch auf die Vermessung der Donau an und das erweist sich als wichtig für die Konstituierung der thematischen Räume, sie weist aber auch auf die fließenden territorialen Grenzen und die erheblichen Veränderungen, die sich angesichts der Bürgerkriege ergeben haben. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Zeit 1650-1800, aber wer glaubt, sie zeigt in die Vergangenheit, der täuscht sich. Sie zeigt ungeahnte Per-spektiven auch für unsere Gegenwart. Die Donau hat in Europa ein Alleinstellungsmerkmal; kein anderer Fluss verbindet so viele Sprachen und Länder, kein anderer Fluss ist eine so sichtbare Klammer zwischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Gerade im gegenwärtigen europäischen Kontext ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den Donauländern ihre Wurzeln erkennt aber auch ihre Streitkraft und ihre Güte in die Zukunft entwickeln kann“, so Julian Würtenberger.
Weitere Ansprachen hielten Prof. Dr. Reinhard Johler und Dr. Wolfgang Zimmermann.
Die Ausstellung kann bis 15. Juni im Tourismusinfozentrum am Großen Ring besucht werden. Der Eintritt ist frei.