„Gedenke, dass ich der Meister bin!” Um diesen Satz, welchen der Müller am Schwarzen Wasser seinen zwölf Mühlknappen in der Osternacht auf die linke Wange schlägt, dreht sich die in der Oberlausitz spielende Krabat-Legende. Die Würzburger Erstausgabe des gleichnamigen Kriminalromans von Otfried Preußler (1923-2013) schlug 1971 wie ein Blitz in den deutschsprachigen Büchermarkt ein. Weil ein Mühlknappe und Schüler der Schwarzen Künste in einem Lebensjahr auf der Mühle im Koselbruch um ganze drei Menschenjahre altert, bringt die Geschichte vom mutigen Lehrling Krabat, der es auf ein spannendes Kräftemessen mit dem Meister ankommen lässt, bis heute die Gesichter und Gedanken vieler junger Leser zum Leuchten.
In der ostsächsischen Gegend um Hoyerswerda, nahe am Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland, spielt die von der sorbischen Sagengestalt Krabat handelnde Geschichte, welche Otfried Preußler mit seinem für ihn typischen Erzählduktus ausmalt. Gertrud Nicolae (Germanistin, 1951 in Heldsdorf/Hălchiu geboren und seit 2000 in Deutschland lebend) hatte im Jahr ihrer Auswanderung die rumänische Übersetzung des „Krabat” veröffentlicht. „Krabat. Moara fermecat²”, herausgegeben im Polirom-Verlag, kam vor 18 Jahren in die Buchhandlungen und geriet Jahre später mehr oder weniger in Vergessenheit.
Der Verlag „Univers Enciclopedic” Bukarest hat 2016 eine Neuauflage der tadellosen Übersetzung gedruckt und im Titel auf den Zusatz „Moara fermecată” verzichtet. Dafür enthält die Ausgabe die Illustrationen von Herbert Holzing (1931-2000), der in freundschaftlicher Verbundenheit mit Otfried Preußler dem Raben Krabat Flügel für den Flug in die Freiheit wachsen ließ. Sollte die Ausgabe im Buchladen einmal nicht vorrätig sein, kann sie unter der ISBN-Nummer 978-606-704-209-2 für schlappe 25 Lei bestellt werden.
Um den Erzählstoff authentisch in die rumänische Sprache zu übertragen, hat Gertrud Nicolae ein paar behutsame Änderungen am Original Otfried Preußlers vorgenommen. In der Übersetzung des Titels „Pferdehandel” nimmt sie eine Klatsche vorweg, die der Meister dem Lehrling Krabat erteilt, und überschreibt das Kapitel, welches Krabat und seinen Mitgesellen Juro zur Anwendung erlernter Zauberkünste auf den Wittichenauer Markt schickt, mit „Târgul de cai cu bucluc”.
Geschickt greift die Germanistin auf entlegene Begriffe des rumänischen Wortschatzes zurück und sucht nach treffenden Übersetzungen besonderer Eigennamen. So kommt der windige Ochsenblaschke aus Kamenz als „Blaschke-Vinde-Boi din Kamenz” daher, und im Kapitel „Fanfara militară” (Feldmusik) ärgert sich der dickliche Herr von Landtschaden-Pummerstorff lautstark über das spöttische Gehabe der von zwölf Mühlknappen gemimten und aus „Lumpenkerls” gebildeten Blaskapelle, die den hohen Obristen „angrinst”: „Cine vă credeţi, nespălaţilor, de aveţi obrăznicia să vă hliziţi la mine?”
Pumphutt spielt auch in der rumänischen Übersetzung souverän die Rolle des Wandergesellen, der allen Müllern die Freiheit der Mühlknappen auf das Papier diktiert. Gertrud Nicolae hat den moralisch aufzufassenden „Krabat” nicht umgedichtet und es vermieden, zugunsten der rumänischen Sprache in die faule Trick-Kiste zu greifen. Träfe der rumänische Pumphutt seinen Deutsch sprechenden Bruder im Geiste, wären sich beide rasch einig darüber, welchem Verräter unter den Mitgesellen die leichte, doch schmerzhafte Strafe der Ignoranz nicht schadete, und welcher hintertriebene Meister es gar verdiente, entmachtet zu werden.