Hommage an Hans Dama zum 80. Geburtstag

Hans Dama Foto: zentrum.hu

Mag. Dr. phil. Hans Dama, der weitbekannte banatschwäbische Dichter und Hochschullehrer aus Wien, wurde am 30. Juni 1944 in Großsanktnikolaus/ Sânnicolau-Mare im heutigen Westrumänien geboren. Seine Eltern waren in der Landwirtschaft tätig, sodass Hans als Akademiker erster Generation in der Familie gilt.

Der Familienname ist französischen Ursprungs (Damas), was auf die Elsass-Lothringer Kolonisten (Einwanderer) im Nachbarsdorf Triebswetter/Tomnatic zurückgeht.

Er besuchte die zweisprachige (deutsch-rumänisch) Grundschule und das Lyzeum in seiner Heimatstadt. Laut Wikipedia studierte er danach Germanistik, Rumänistik, Pädagogik, Wirtschaftswissenschaften,  Geografie an der West-Universität in Temeswar, an der Universität Bukarest und an der Universität Wien. Seine Diplomarbeit hatte den Titel „Sonderformen moderner deutscher Lyrik“.

1974 verließ er Rumänien durch Heirat und zog nach Wien, wo er bei dem berühmten Germanistikprofessor Peter Wiesinger über „Die Mundart von Groß-Sankt-Nikolaus im rumänischen Banat (Dialektgeographie)“ promovierte. Ab 1980 unterrichtet er selbst am Institut für Romanistik und am Institut für Translationswissenschaft der Universität Wien bis zu seiner Pensionierung 2010. 

Hans Damas Forschungen konzentrieren sich auf Banater Literatur und interkulturelle Beziehungen und Kulturkunde des Banats. Seine literarischen Werke sind in den meisten Fällen in Gedichtform, allerdings schreibt er wie in seinem Band „Unterwegs“ auch in Prosa. Alle seine Werke liegen in der Österreichischen Nationalbibliothek vor. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sind 25 Werke von ihm enthalten.

In zahlreichen deutschen, österreichischen, ungarischen, rumänischen, slowenischen, spanischen und mexikanischen Zeitschriften sowie in Anthologien veröffentlichte Dama Lyrik, Kurzprosa und Essays sowie Übersetzungen aus der rumänischen Lyrik (Mihai Eminescu, Lucian Blaga, George Bacovia, Nichita St˛nescu, Anghel Dumbrăveanu, Octavian Doclin, George Achim, George Vulturescu, Adriana Weimer u. a.) und Prosa (Laurian Lodoabă). In den USA wurden zwei seiner Gedichte vertont.

Für seine literarische Tätigkeit erhielt er zahlreiche Preise: 1968 den Lyrik-Preis der Zeitschrift „Viața studențească“, Bukarest, 1996 den Lyrik-Preis der Stiftung Nikolaus Lenau, Linz-Traun, 2003 den Übersetzerpreis beim 23. Festival Lucian Blaga, Mühlbach/Sebeș-Lancrămă 2008 das Jubiläums-Diplom Ioan Slavici – 160 (1848–2008), Temeswar.

Im Laufe der Zeit und in seinen 13 Gedichtbänden haben natur- und sozialkritische Gedichte als umfangreiche Thematik einen wesentlichen Stellenwert in seiner Dichtung eingenommen, wobei sowohl die Natur des Herkunftsgebietes des Autors – das Banat –, als auch die seiner neuen Heimat Österreich im Mittelpunk seiner Naturlyrik stehen, wie z. B. im folgenden Gedicht:

Temeswar
Akazien in Blüte
doch Häuser und Straßen
die Blüte vergaßen.
Der Sommer verfrühte,
die Rosen im Garten
kein Lächeln erwarten,
denn Blicke erstarren,
einst golden sie waren.
Verstolperte Freude,
zu unserem Leide
ist alles vollbracht.
Verschließendes Waren, verzögertes Werden …
Verhärmte Gesichter,
die Blicke kaum lichter
begegnen uns alt …
Die Bilder vertrüben 
den Abschied wir üben
verdrossen und kalt.
(Temeswar, Mai 2007)

Laut der Temeswarer Literaturkritikerin Laura Cheie „wertet Hans Dama die Zeit in einem klassisch-romantischen Sinne auf, als dialektisch und komplex. Der Vergangenheit gilt immer ein nostalgischer Blick, denn aus ihr verspricht sich der Dichter Aufschluss über Gegenwart und Zukunft. Es ist daher nicht befremdlich, dass auch bei Hans Dama das Nachdenken über die vergangene oder gegenwärtige, sinnvolle oder scheinbar sinnlose Zeit leitmotivisch thematisiert wird. Im Unterschied aber zur dunkel-düsteren Dichtung seiner Vorbilder Mihai Eminescu, Nikolaus Lenau oder George Bacovia, gehört das Heiter-Apollinische eben-falls zum Grundton bei Hans Dama. Denn der Banater Dichter schaut zwar nostalgisch in die heimatliche Vergangenheit aber auch optimistisch in die Zukunft, in deren Richtung er durch den quälenden und auch gefährlichen Alltag vorsichtige Schritte setzt. Damas Freude am Leben gilt allerdings einer sinnvollen Existenz, einem Leben mit einem Ziel, auch vor der Erkenntnis, die bereits Rilke und Blaga erschütternd dargestellt hatten, dass mit der Geburt schon der Tod mitgegeben ist.“ 

Sein aktueller zweisprachiger Band „Im Bann des Wienerwaldes/În vraja Pădurii Vieneze“, Gedichte / Poezii, Edition Roesner artesLiterartur, 2024 scheint sehr gut bei den Lesern und Kritikern angekommen zu sein. Dazu siehe folgende Kommentare:

„Hans Dama spricht eine verständliche Sprache, obgleich mit einer Wortwahl aus höheren Sphären. Er präsentiert eine ausdrucksstarke Sprache. Metaphern und Allegorien reißen mit, lassen mitfühlen, mitdenken – mitempfinden. Der gekonnt meisterhafte Rhythmus, ob in Vierzeilern, Prosa oder Hexametern, klingt manchmal wie eine wehmütige Kantilene, ein anderes Mal wie eine fröhliche Kadenz von Sein und Vergehen. Aufschrei und Aversion gegen das weltweit überdosierte ‚Allegro Forte’ muten wie ein Leuchtturm an, der im Getöse der Brandung vergeblich nach Stille sucht.“ (Elisabeth Ludwig)

„Diese dichterische Blütenlese ist einer weit ausgedehnten und vielseitig orientierten dichterischen Schaffenskraft, die in Form und Inhalt ganz verschiedene Perlen hervorgebracht hat. Dama vereint Gedichte mit klassischem Aufbau, denen weder der Rhythmus noch der Reim (als Paarreim, gekreuzter oder eingeschlossener Reim) fehlt. Dama nimmt seine Umwelt wahr, macht sich Gedanken und drückt sie in mehr oder weniger verschlüsselten Bildern aus.“ (Hans Gehl/Tübingen)

„Bei Hans Dama spricht man von lyrischen Tagebüchern eines Literaturprofessors, also von gelehrter und doch betont bekenntnishafter Poesie, die zugleich eine für Exildichter typische Verbundenheit der verlassenen Heimat gegenüber dokumentieren. Dem kann man nur beipflichten: Damas Besorgnis geht nicht nur von den Bildern aus der Heimat aus, sondern auch von denen des eigenen Alltags. Man erkennt an Hans Damas Stil: eine aristokratische Gestik, gepaart mit der diskursiven Sprachgewalt einer echten Leitfigur. Das Banat kann das Format der öffentlichen Persönlichkeit mit der lyrischen Schwärmerei versöhnen. Seine Natur ist eher eine Kraftfülle, die sich auf seine literarische Gestaltungsweise positiv auswirkt.“ (Cornel Ungureanu/Temeswar) 

Neben seinem Beruf als Hochschullehrer und Autor setzte er sich für die Belange seiner Landsleute aus dem Banat als langjähriger Obmann des Verbandes der Banater Schwaben in Österreich ein. Das von ihm herausgegebene „dicke“ Buch „Österreich und die Banater Schwaben” (Festschrift. An der Schwelle zum 100-jährigen Jubiläum des Verbandes der Banater Schwaben Österreichs (1907-2007), Ehrengabe für Franz Klein zum 85. Geburtstag, Wien: Verlag Pollischansky, 2005) steht Zeuge für seine unermüdliche Arbeit in diesem Bereich.
Zum Abschluss dieser Würdigung möchte ich noch einige Gedanken zu unserer langen Freundschaft bringen: Landsmann Hans Dama habe ich schon vor der Wende in Wien bei einer Tagung kennen gelernt. Seitdem stehen wir in stetem Kontakt, per Internet oder persönlich. Zusammen haben wir schon zahlreiche Tagungen, Lesungen in Österreich, Ungarn und Rumänien veranstaltet. Bei solchen Gelegenheiten hat Hans nicht nur mich, sondern die ganze anwesende Gesellschaft mit seinen Wiener Anekdoten und Witzen oft auch bei Wein oder Bier köstlich unterhalten.

Heute lebt er als Witwer zurückgezogen in seiner mit Büchern vollgestopften Wohnung in Wien.

Hans Dama, ein Mann von Welt mit Wiener Schmäh, Humor und Sinn fürs Leben!

Ad multos annos!