Ein Projekt, zwei gute Zwecke. Die junge Hobbyfotografin Angie Arndt (Künstlername) hat eine Vielzahl Bukarester Sehenswürdigkeiten in schwarz-weiß abgelichtet und mit eigenen Malereien digital zusammengeführt. Das Ergebnis wird auf zwölf Seiten präsentiert, auf den zwölf Seiten eines Kalenders für 2014 und nennt sich „Colourful Bucharest”. Arndt erklärt: „Die Serie ist ein Kontrast aus allem Gegenständlichen um uns, also den ganzen Bauten, und dann halt dem Abstrakten.“
Damit möchte Arndt dazu beitragen, das Image der Hauptstadt zu verbessern, in Deutschland und besser gleich allgemein in Westeuropa. „In Deutschland und Westeuropa wird Rumänien schlecht verkauft. Viele wissen nicht einmal, von welchem Land Bukarest die Hauptstadt ist“, konstatiert Arndt, und viele sähen das Land heute noch so wie vor dem Sturz der Diktatur. Bukarest sei in Bewegung, die Stadt verändere sich enorm. „Wir brauchen jetzt Ideen.“
Aber wie kann ein Kalender mit hübschen Bildern so etwas bewirken? Indem er auf Reisen geht. Die Idee zu der Bilderserie kam Arndt, weil sie der Meinung ist, dass man in Bukarest nur schwer an schöne Postkarten komme. Ihre Fotografien aber können aus dem Kalender ausgeschnitten und als Postkarten genutzt werden. Auf diese Weise will sie die schönen Seiten Bukarests international ins Gespräch bringen.
700 Exemplare wurden gedruckt und sind seit dem 13. September im Umlauf. Der zweite gute Zweck hinter der Bildserie ist, dass zehn Prozent des Erlöses an die NGO „Chance for Life“ gehen. Arndt ist dort ehrenamtliche Helferin. Die Organisation widmet sich der Sorge um junge HIV-positive Menschen, die im Kleinkindalter durch kontaminierte Operationsinstrumente im Krankenhaus infiziert worden waren. Ihre Eltern hätten sie einfach zurückgelassen.
Anschließend seien diese Kinder in ein Heim gekommen und dort ihrer Existenz überlassen worden. Keine Förderung, keine Forderung. Niemand habe sich um die Kinder gekümmert, sodass die heute um die 20 Jahre alten jungen Erwachsenen kaum bis gar nicht lesen, schreiben oder rechnen könnten. Sie würden wohl nie ohne fremde Hilfe leben können, erzählt Arndt. „Die ersten drei Jahre im Leben sind fundamental“, man habe die Kinder zu sehr vernachlässigt, sie hätten nichts erlebt oder erfahren.
„Colourful Bucharest“ wird jedoch nicht bloß auf dem recht kleinen Kalender zu sehen sein, dessen Bilder logischerweise im Postkartenformat sind, sondern auch am Mittwoch, 6. November, in voller Größe in der Imbold Galerie (Strada Polonă 40). Ab 20 Uhr findet dort eine Verkaufsvernissage statt, in der ausschließlich die zwölf Bilder des Kalenders ausgestellt werden. (Für Irritierte: Der Termin lag ursprünglich auf dem 7. November und wurde verlegt.)
Seit 2011 lebt Angie Arndt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Bukarest, weitere zwei Jahre werden sie noch bleiben und kehren dann zurück nach Berlin. Die karitative Künstlerin ist ursprünglich aus Neuwied bei Koblenz (stolz erwähnt sie, dass die erste rumänische Königin aus Neuwied gekommen sei). Hier in Bukarest nutzt Arndt ihre Zeit. „Es ist ein Experiment”, so die junge Frau, „ich bin in einer privilegierten Situation. Ich kann alles ausprobieren und dafür sollte ich auch etwas zurückgeben.“