Die Buchmesse Bookfest 2013, die bereits zum achten Mal stattfand, ging am vergangenen Sonntag in Bukarest zu Ende. Im Mittelpunkt stand während der fünf Tage der Messe die Literatur des deutschsprachigen Raums, die von zahlreichen Schriftstellern und Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten wurde. Der moderne trinationale Gemeinschaftsstand war zentral im Pavillon C4 der Bukarester Romexpo-Halle positioniert.
Am zweiten Tag der Buchmesse wurde er in der Anwesenheit der drei Botschafter, Andreas von Mettenheim (Deutschland), Michael Schwarzinger (Österreich) und Jean-Hubert Lebet (Schweiz) eröffnet. Konzipiert wurde der trilaterale Auftritt als Projekt, das den Titel „Drei Länder, eine Sprache“ trug und zum ersten Mal bei der Göteborger Buchmesse vor zwei Jahren präsentiert wurde.
Zahlreiche Buch- und Autorenvorstellungen haben in schneller Abfolge an dem Stand stattgefunden. Für den Literaturliebhaber war die Buchmesse nicht nur eine Chance, Bücher preisgünstiger als in den Geschäften zu kaufen. Vielmehr war es eine Möglichkeit, mit erstklassigen Schriftstellern selbst in Kontakt zu treten, sich zusammen mit ihnen Gedanken über die vorliegenden Werke zu machen, sie zu interpretieren und in die umfangreiche Innenwelt eines Hommes des Lettres eintauchen zu können.
Diskutiert wurde auf Basis der rumänischen Übersetzungen der Werke, deren Autoren eingeladen wurden. Anwesend an der Messe waren verschiedene bedeutsame Literaten, die im deutschsprachigen Raum prämiert wurden, wie Katharina Hacker (Deutschland), Christian Haller (Schweiz) oder Joseph Winkler (Österreich). Dabei konnte man aber auch schnell feststellen, dass die deutschsprachige Literatur unter dem Zeichen der kulturellen Vielfalt steht. Auch Autoren, die aus verschiedenen europäischen Ländern stammen, haben eine Zuflucht in dem deutschsprachigen Raum gefunden, wo sie sich als deutsche Schriftsteller etabliert haben, wie Sasa Stanisic (Bosnien und Herzegowina), Cătălin Dorian Florescu (Rumänien) oder Boris Buden (Kroatien).
Vielleicht die beste Möglichkeit für das rumänische Publikum, wichtige Autoren zu treffen, war die Marathon -Lesung, die in der Humanitas-Buchhandlung in der Nähe des Cişmigiu-Parks organisiert wurde. Bei der umfassenden Veranstaltung versammelten sich in der überfüllten Buchhandlung sieben Schriftsteller, die aus ihren Werken Fragmente gelesen und Leitmotive diskutiert haben. In der ersten Runde wurden die Schriftsteller Katharina Hacker, Cătălin Dorian Florescu, Joseph Winkler und Sasa Stanisic von Hora]iu Decuble, Leiter des Lehrstuhls für Germanistik an der Universität Bukarest, zum Gespräch eingeladen.
„Mit 18 habe ich begonnen zu schreiben, es ist so wie ein Trance-Zustand, aus dem ich bis heute, mit 46, nicht erwacht bin“, meinte der in Zürich lebende Schriftsteller Cătălin Dorian Florescu, der bis jetzt mehrere Romane veröffentlicht hat, darunter „Wunderzeit“, „Der blinde Masseur“ und „Zaira“. Der aus Temeswar stammende Autor präsentierte sein Buch „Jacob beschließt zu lieben“, für das er den Schweizer Buchpreis 2011 bekam. Der Erfolg der deutschsprachigen Literatur bei der diesjährigen Buchmesse war nicht nur durch das zahlreiche Publikum, das von den vielen, aufeinanderfolgenden literarischen Treffen angezogen war, zu bemerken. Auch die gesteigerten Umsätze beim Buchverkauf stehen als Beweis dafür, dass das Publikum Interesse an der deutschsprachigen Literatur zeigt: Zu den am Bookfest meistverkauften Büchern, die im Verlag Polirom erschienen sind, zählte Florescus „Jacob beschließt zu lieben“ (rumänisch „Iacob hotărăşte să iubească“).
Gesprochen wurden bei der Marathon-Lesung über die existenziellen Fragen betreffend die Wirklichkeit, die an Absurdität grenzt, aus dem Roman „Die Habenichtse“ (rumänisch „Suflete pustii“). Die Autorin Katharina Hacker hat während der Diskussionen auch den Aspekt des Weltschmerzes problematisiert, der in ihrem Buch (der Roman des Jahres 2006) zum Vorschein kommt. Veröffentlicht wurde der Roman auf Rumänisch vom Verlag Rao und bekam ebenfalls einen sehr guten Platz auf der Verkaufsliste beim Bookfest 2013.
Das zweite Gespräch wurde von der Essayistin Rodica Binder moderiert. Daran teilgenommen haben die Schriftstellerin Jolanda Piniel („Exil“) und die Autoren Christian Haller („Die besseren Zeiten“) und Jan Koneffke („Die sieben Leben des Felix Kannmacher“), deren Werke sich thematisch überschneiden. Der Blick wurde auf dieselbe Zeitspanne in der Vergangenheit gerichtet, die vom Publikum hierzulande mit Nostalgie betrachtet wird, nämlich die Zwischenkriegszeit in Rumänien. Es war also keine Überraschung, dass zu den von Literaturfreunden meist ausgewählten Büchern beim Verlag Humanitas Fiction auch der Roman „Die sieben Leben des Felix K.“ (rumänisch „Cele şapte vieţi ale lui Felix K.“) von Jan Koneffke gehörte.
Zu den deutschsprachigen Bestsellern der Buchmesse zählte auch Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ in der rumänischen Übersetzung von Vasile V. Poenaru (Verlag Curtea Veche), auch wenn weder der Autor noch der Übersetzer am Bookfest teilnehmen konnten.