Wenn ich Freunden, die aus Deutschland zu Besuch kommen, vor allem jene, die schon lange nicht mehr hier leben, ein Geschenk machen wollte, so drückte ich ihnen oft den Band „Das jüdische Temeswar“ von Getta Neumann, in deutscher Fassung von Werner Kremm, in die Hand. Seit wenigen Wochen ist es jedoch ein englischsprachiger Stadtführer, den ich dafür eher beschaffe: „Timișoara 23 / 23 Secrets you’ll love about the city and the Romanian Banat“. Und warum, ist folgendem Interview von Astrid Weisz mit der Co-Autorin Andreea Sepi zu entnehmen.
Warum haben Sie sich vor drei Jahren daran gemacht, diesen Stadtführer zu schreiben?
Die Idee war schon älter, zumal es im Buchhandel so gut wie keine englischsprachigen Reiseführer über Temeswar gab, und in den handelsüblichen Rumänienführern waren das Banat und Temeswar unterrepräsentiert. Richtig Zeit dafür hatten wir, Claudia Tănăsescu, die Co-Autorin, die auch die zahlreichen, aussagestarken und schönen Fotos gemacht hat, und ich erst, als die Isolationspflicht in Kraft trat. Der Titel sollte an das Kulturhauptstadtjahr 2023 anknüpfen, Geheimnisse sind es deshalb, weil meine Mitautorin als Fremdenführerin in Temeswar unterwegs ist und immer wieder hautnah erlebt, wie wenig selbst Temeswarer über die Stadt tatsächlich wissen.
Warum ist das Buch nur auf Englisch und nicht auch auf Deutsch oder Französisch entstanden?
Es waren praktische Überlegungen, also mit möglichst wenig Aufwand ein globales Publikum zu erreichen. Deutsch ist nicht meine Muttersprache, meine Mitautorin spricht gar kein Deutsch... Wir sind ein rein unabhängiges Projekt: Mehr Sprachen hätten mehr Zeit, Energie und Geld gekostet.
Was für Informationen enthält nun das Buch?
In den 23 Kapiteln, die eigentlich 23 Erzählungen sind, gibt es teils historische Hinweise, aber auch Fakten und Tipps, sowohl aus der Stadt, als auch, was man in der Region unternehmen und entdecken kann. Wir hoffen, dass jedes Kapitel zumindest ein kleines Geheimnis lüftet, dass jeder Leser hie und da einen Aha-Moment erlebt. Wir haben versucht, ein Gleichgewicht aus zu viel und zu wenig Information zu erreichen, denn wir wollen damit den Reiseführern vor Ort den Job nicht strittig machen.
Ein Kapitel widmen Sie speziell den Banater Schwaben und auch sonst findet die deutsche Bevölkerung oft Erwähnung im Stadtführer. Wieso?
Ein Buch über Temeswar und das Banat ist nie vollständig ohne die Banater Schwaben. Ich finde, das ist ein sehr wichtiger Teil der Geschichte und der Kultur dieser Gegend, und vor allem auch interessant für ausländische Touristen. Außerdem gibt es in Deutschland eine Diaspora der Banater Schwaben und somit wird dieser Teil der Geschichte für diese potentiellen Leser äußerst relevant. Und nicht zuletzt besteht das Temeswarer Ethos aus diesem Zusammentreffen verschiedener Kulturen. Das Banat ist eine Vielvölkerregion und es war wichtig, die verschiedenen Ethnien zu erwähnen, wenn auch nicht bei jeder so ins Detail gegangen wird.
Für welche Art Touristen ist Temeswar Ihrer Meinung nach attraktiv?
Ich würde sagen, für alle. Ich bin mir sicher, im Kulturprogramm findet sich etwas für jeden Geschmack. Unser Handbuch versucht, jedem Leser etwas Interessantes humorvoll zu vermitteln, damit sie Temeswar für sich entdecken: ob jung oder alt, ob Geschäfts- oder Freizeitreisende, Natur- oder Kulturliebhaber, oder auch nur jene, die zum Einkaufen oder für die Gastroszene, die übrigens auch sehr beliebt ist, herkommen. Es wäre schade, nur in der Stadt zu bleiben für einen City-Break, denn die ganze Region hat wahnsinnig viel zu bieten und ist definitiv auch eine längere Entdeckungsreise wert.
Welche Informationsquellen liegen diesem erzählenden Temeswar- und Banathandbuch zugrunde?
Das Buch basiert sowohl auf Recherchen vor Ort, als auch auf rumänischen und ausländischen Sachbüchern und digitalen Quellen. Wir haben am Ende auch eine Bibliografie vorgelegt.