Mit einer Lesung und einem Workshop war die japanisch-österreichische Schriftstellerin Milena Michiko Flašar am 18. April Gast der Fakultät für Fremdsprachen in Bukarest. Der von Milena Michiko Flašar koordinierte Workshop zum kreativen Schreiben wurde in Partnerschaft mit der Österreich-Bibliothek Bukarest, dem Departement für Germanistik an der Fakultät für Fremdsprachen und dem Österreichischen Kulturforum veranstaltet. Nach einem Brainstorming-Verfahren, das die beteiligten Studierenden in die Kunst des Schreibens einführte und in die rechte Stimmung dafür versetzte, wurde geschrieben, vorgelesen und debattiert.
Im Anschluss an den erfolgreichen Workshop folgte eine Lesung aus dem jüngsten Roman der Autorin, und zwar „Herr Kato spielt Familie“, der letztes Jahr veröffentlicht wurde. Bevor die Schriftstellerin vorlas, moderierte Univ. Prof. Dr. Mariana Virginia Lăzărescu ein Gespräch mit ihr und erläuterte manche Fragen zur Herkunft von Milena Michiko Flašar, zu ihrer Ausbildung und zum Schreibstil sowie zu den Hauptthemen, die sie in ihren Werken behandelt.
Die in zwei Kulturen beheimatete Autorin setzt sich in ihren Werken mit Familienstrukturen und -verhältnissen, mit Gefühlen wie die Einsamkeit auseinander und die (Anti-)Helden sind meistens Außenseiter, wie auch der gerade in den Ruhestand gegangene Herr Kato, der deshalb an einem sogenannten Pensionierten-Ehemann-Syndrom leidet. Unerwarteterweise nimmt er den Vorschlag einer Frau an, die er kürzlich kennengelernt hatte, und wird an ihrer Agentur „Happy Family“ angestellt. Von da an führt er ein Doppelleben, das es ihm ermöglicht, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und auf fremde Menschen und Schicksale zu treffen. Seine Ehefrau ahnt nichts davon, aber überrascht ihn ihrerseits auch.
Den Zuhörern wurde aus einem nachdenklichen Buch über Erinnerungen und unerfüllte Träume, über Glücksmomente und Wendepunkte, über ein ganz gewöhnliches, ganz einzigartiges Leben vorgelesen. Milena Michiko Flašar ist eine feine Beobachterin der menschlichen Natur, die vor allem das Ungesagte zum Ausdruck bringt und die kleinen Einzelheiten in den zwischenmenschlichen Beziehungen schildert, die meistens unbeachtet bleiben.
Die Autorin, die Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, hat ihr erstes Buch „Ich bin“ 2008 veröffentlicht und zwei Jahre später folgte die Kurzgeschichte „Okaasan. Meine unbekannte Mutter“. Für den Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ erhielt sie 2012 den österreichischen Literaturpreis Alpha und 2015 den Euregio-Schüler-Literaturpreis. 2018 wurde die Autorin mit dem Anerkennungspreis in der Kategorie Literatur des niederösterreichischen Kulturpreises ausgezeichnet.