Prinzessin-von-Asturien-Preis für Ana Blandiana

Feierliche Zeremonie in der Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Fürstentum Asturien

Ana Blandiana in Oviedo vor einer Auslage mit ihren Büchern Fotos: Katharina Kilzer

Nicolae Steinhardt, der Autor des Buches „Tagebuch des Glücks“, hat zu der Dichtung der in Temeswar geborenen Ana Blandiana geschrieben: „…das Schreiben Ana Blandianas ist aerodynamisch… spielerisch, zart, freundlich, schnell, genau und so geheimnisvoll wie möglich …“ („Der Weg nach Isihie“, Bukarest 2002). Diese Eigenschaften der Autorin, die genau vor 60 Jahren ihr erstes Buch „Erste Person Plural“ veröffentlichen konnte, haben sich bewahrt und verstärkt. Im Mai wurde sie als eine der diesjährigen Preisträger für Literatur der Stiftung der Prinzessin von Asturien bekanntgegeben. Dieser hochdotierte Preis des nördlichen Fürstentums in Spanien wird seit 1981 in acht Kategorien an zahlreiche Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen.

Ana Blandiana, die bekannte rumänische Dichterin, ist seit Jahren in Spanien durch 12 übersetzte Bücher bekannt. Deutsche Preisträger waren Günter Grass (1999), Jürgen Habermas (2003), Hans Magnus Enzensberger (2002) oder Politiker wie Helmut Kohl (1995), Friedrich Genscher (1990) oder in der Sparte Sport: Steffi Graf (1999), Michael Schumacher (2007). Der 1980 gegründete Preis stand unter der Ehrenpräsidentschaft des heutigen Königs Felipe VI. bis zu seiner Ernennung als solcher im Jahr 2014. Danach hat seine älteste Tochter Leonor als Prinzessin von Asturien die Ehrenpräsidentschaft übernommen und verleiht seither den Preis jährlich im Theater Campoamor (erbaut 1892) in der asturischen Stadt Oviedo. Ana Blandiana reiht sich ein in die Liste weltweit bekannter Literaten wie Richard Ford, Philip Roth, Siri Hustvedt, Maria Varga Llosa, Amos Oz, Margaret Atwood, Ismail Kadare oder Haruki Murakami. Die Jury, die acht Preisträger von 350 Bewerbungen aus 50 Nationen mit 1500 Bewerbern für 2024 auswählte, argumentierte im Fall des Preises für Literatur an Ana Blandiana , dass die rumänische Autorin „eine Erbin der brillantesten literarischen Traditionen und eine radikal einzigartige Schöpferin (ist). Ihr Schreiben, das Transparenz und Komplexität verbindet, wirft grundlegende Fragen zur Existenz des Menschen in Einsamkeit und in der Gesellschaft angesichts von Natur und Geschichte auf. Mit ihrer unbezwingbaren Poesie hat sie eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gegen die Zensur bewiesen.“  

Ihre Poesie- und Prosawerke sind übersetzt von Dr. Viorica Patea, die eine Amerikanische-Literatur-Professur an der Universität von Salamanca inne hält, zusammen mit Natalia Carbajosa. Zeitweilig waren ihre Bücher auch auf den Bestsellerlisten und genießen hohe Aufmerksamkeit in Presse und Literaturzeitschriften des Landes. Bei dem Begleitprogramm der Festwoche, organisiert von der Stiftung „Fondacion Princesa de Asturia“, besuchten zahlreiche Mitglieder der Lesezirkel aus verschiedenen spanischen Städten Oviedo, die auch die Bücher Ana Blandianas regelmäßig gemeinsam und vor Publikum lesen. Auch in jeder Buchhandlung der 220.000-Einwohner-Stadt Oviedo waren ihre Bücher ausgestellt, während in den Schaufenstern ihr Porträt für den Asturien-Preis ausgestellt war. Das begleitende Programm führte die Autorin auch an die Universität zu einem Treffen mit Studenten sowie Schülern und natürlich las sie aus ihren Büchern in Buchhandlungen. In der Buchhandlung „Cervantes“ im Zentrum der Stadt standen die Leser Schlange, um Ana Blandiana zu hören und anschließend Buchautogramme abzuholen. Natürlich waren auch viele Exil-Rumänen dabei, die seit Jahren und Jahrzehnten in Spanien leben. Die eigentliche Preisverleihung am Freitag, dem 25. Oktober, fand in festlicher Atmosphäre und mit strikten Regeln für die Gäste des Theaters in Anwesenheit der königlichen Familie statt. Die ganze Stadt feierte das große Ereignis. Mehr als 50 Tanzgruppen spielten, sangen und tanzten in den Straßen, die Kneipen und Bars hatten besondere Angebote und waren gut besucht. Aus ganz Spanien, aber auch von außerhalb, kommen an diesen Tagen Gäste in die Stadt des kleinen Fürstentums Asturien.

Prinzessin Leonor verlieh die Preise in Anwesenheit ihrer gesamten Familie und der ehemaligen Königin Sofia im Theater Campoamor. Blandiana hielt als erste eine beeindruckende Rede, in der sie sagte, dass sie bei Preisverleihungen immer auch an ihr Land denke. Und sie erwähnte die Dichter im Gefängnis, denen im Memorial Sighet ein Museumsraum gewidmet ist. Mit einem Zitat des spanischen Dichters und Philosophen Miguel de Unamuno (1864-1936), der aus dem Exil schrieb „Me duele Espania“ rief Blandiana mit Blick auf ihr Geburtsland aus: „M² doare România – m² doare lumea“. Politische Andeutungen machte auch der König in seiner Rede, als er die Menschrechtsverletzungen in vielen Teilen der Welt anprangerte, während die Prinzessin von Asturien hoffnungsvoll in ihrer Rede meinte, dass die Preise und ihre Träger beweisen, dass es doch noch Licht gibt und jeder Tag ein guter und besserer Tag werden kann. Weitere Preisträger, die alle eine von dem Künstler Juan Miró geschaffene Skulptur zum Ehrenpreis erhielten, waren der Philosoph Michael Ignatieff, die Iranerin Marjane Satrapi, der Spanier Manuel Serrat, die Vertreter von „Magnum Fotos“, Wissenschaftler (D. Drucker, J. Habener, J. Holst, J. Friedman, S. Mojsov) sowie die Badminton Sportlerin Carolin Marin. Zu den Klängen der asturischen Hymne der Dudelsackgruppe aus Oviedo eröffneten und endeten die Feierlichkeiten.