Das Goethe-Institut Bukarest zeigt momentan eine Ausstellung von Fotografien und „bewegten Bildern“ des deutsch-rumänischen Künstlers Dobrivoie Kerpenisan mit dem Titel „Unfinished: Rebels with a cause. Die unbekannten Helden der Revolution, nach 30 Jahren“. Das Projekt hat einen bewegten Hintergrund: Der Künstler emigrierte als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland, fast genau zehn Jahre vor Ausbruch der Revolution in Rumänien. Im Dezember 1989 wollte er seine Großeltern im Heimatdorf Sânpetru Mare besuchen und schaffte es gerade noch über die Grenze, bevor diese geschlossen wurde. So landete er plötzlich mitten in der rumänischen Revolution und hielt diese, als Kunststudent mit Kamera ausgerüstet, in Bildern fest – welche jetzt in der Ausstellung zu sehen sind. Neben den üblichen Topoi von Massen zwischen Euphorie und Panik zeigen die Bilder auch kleine, intime Momente abseits großer revolutionärer Gesten.
Dreißig Jahre später machte sich der inzwischen renommierte Künstler auf die mühsame Suche nach den Protagonisten dieser Bilder. Allerdings zeigten sich die ehemaligen „Rebellen mit Grund“ wenig nostalgisch – „Revolution? Welche Revolution?! Lass mich in Ruhe damit“ war eine häufige Reaktion. Dennoch waren viele damit einverstanden, sich noch-mals porträtieren zu lassen – in der Privatheit ihres Zuhauses und in Form von Video-Stillleben. Diese, obwohl in Film und Farbe anstelle schwarzweißer unbewegter Bilder, setzen den Fotos von 1989 beklemmende Ruhe entge-gen; von der Euphorie und den großen Gefühlen von vor dreißig Jahren ist nicht viel übrig geblieben. Der großen Erzählung vom historischen Ereignis werden so viele persönliche, weniger glorifizierbare Geschichten entgegengestellt. Diese kann man sich entweder beim Betrachten der Bilder ausmalen, oder sich den Verlauf der Biografien von den „unbekannten Helden“ erzählen lassen: Der Film zur Ausstellung ist noch bis 21. November unter dem Titel „Die Rückkehr: Die unbekannten Helden der rumänischen Revolution“ auf der Mediathek des Senders arte abrufbar (www.arte.tv).