Vorpremiere des Dokumentarfilms „Apă și talpă“ in Temeswar

Eine Dauerreise auf dem längsten Wanderweg, der ein Land verbindet

Der unabhängige Dokumentarfilm „Apă și talpă“ wurde vor Kurzem in Vorpremiere in Temeswar gezeigt. Fotos: Ceau, Cinema!

Bei der Uraufführung war ein großer Teil des Filmteams anwesend: die Protagonisten Cornel Pop, Cristian Deac, Paul Vulturar, Eva Hochbauer, Tibi Ușeriu, der Koproduzent Alin Ușeriu, die Komponisten der Originalmusik Adrian Marian und Octavian Horvath (Psihodrom), Ștefan Milota (Live-Sound) und die Regisseure des Films, Mircea Gherase und Lucian Mircu.

Noch vor wenigen Tagen wurden letzte Schnitte unternommen: die Färbung des Bildes bestimmt, die Musik abgestimmt, Passagen hervorgebracht. Dann hieß es endlich „Film, ab!“ für den Streifen über Motivation und Ausdauer, die ein ganzes Land durchlaufen. 500 Zuschauer füllten am 19. Juli das Temeswarer Timi{-Kino, um die Vorpremiere des unabhängigen  Dokumentarfilms „Apă și talpă“ („Wasser und Fußsohle“) in der Regie der Temeswarer Mircea Gherase und Lucian Mircu beizuwohnen. Die Uraufführung fand innerhalb der elften Ausgabe des Filmfestivals „Ceau, Cinema!“ in Anwesenheit der beiden Filmemacher sowie eines Teils des Filmcrews und der Darsteller statt. 

Der 85 Minuten lange Film begleitet neun Ausdauersportler auf ihrem ununterbrochenen Lauf auf der Via Transilvanica, dem längsten und schönsten neu eingerichteten Wanderweg Rumäniens. Die Fernroute, die entlang der Ost- und Südkarpaten vom Kreis Suceava bis zum Kreis Mehedinți entstanden ist, wurde 2022 eingeweiht. Doch noch kurz vor der offiziellen Einweihung nahmen knapp zehn rumänische Ausdauersportler auf Einladung von Tiberiu (Tibi) Ușeriu die Herausforderung an: Vom Putna-Kloster im Nordrumänien auf fast 1400 Kilometern, über 30.000 Höhenmeter, in 25 Tagen bis zur Donau nach Drobeta Turnu Severin die gesamte Strecke im Laufen zurückzulegen. Zusammen mit Tibi starteten Corneliu Buliga, Eva Hochbauer, Toma Coconea, Florin Alexandru, Cristian Deac, Cornel Vasile Pop, Adrian Pavăl und Paul Vulturar im September 2022. 

Zwischen diesen beiden Meilensteinen, die die Ausmaße eines ganzen Landes vom Norden nach Süden markieren, passiert vieles, wobei die Teilnehmer täglich unzählige Gründe zum Aufgeben bekommen: die Bedrohung durch Bären und agressive Schäferhunde, Non-Stop-Läufe in der Sonne und im Regen, Verlaufen in der Nacht, „bis die Haut schuppt, die Nägel abfallen und alle Masken fallen“, so die Filmemacher. Keiner der Teilnehmer ist ein garantierter Finalist. Alle wissen, dass das Leiden unvermeidlich ist. „Wenn du glaubst, du läufst 1400 Kilometer in über 20 Tagen und es tut nicht weh, dann irrst du dich gewaltig. Es wird weh tun und zwar sehr schnell“, sagt Tiberiu (Tibi) Ușeriu, der Initiator des Langstreckenlaufes, auf der großen Leinwand im Auftakt des Filmes. 

Der 50-jährige Marathonläufer ist der einizige Mensch auf der Welt, der den härtesten Marathon der Welt, den Ultra 6633, dreimal in Folge gewonnen hat. Er wurde 2016 zum ersten Mal Sieger, nachdem er am Nordpol unter extrem schwierigen Wetterbedingungen gelaufen ist. Er bezeichnete dies als das Rennen seines Lebens, denn er legte 566 Kilometer bei eisiger Kälte und Temperaturen von bis zu minus 52 Grad zurück und kam 12 Stunden vor Ablauf der Frist an. Zwischen 2018 und 2022 hat Tibi Ușeriu zusammen mit seinem Bruder Alin Uhlmann-Ușeriu und anderen Mitarbeitern im Rahmen des „Tășuleasa Social“-Vereins das Projekt Via Transilvanica umgesetzt, ein thematischer Wanderweg in Rumänien mit einer Gesamtlänge von 1428 Kilometern. Doch der Ultramarathonläufer hat eine unglaubliche Lebensgeschichte, die eines Abenteuerfilms würdig ist. Vom Kriminellen, der aus zwei Gefängnissen ausbrach und von Interpol gejagt wurde, bis hin zum heutigen Ausdauersportler, hat Tibi vieles erlebt. Seine stürmische Vergangenheit und sein Werdegang zum heutigen Leistungsportler hat er selbst in einem Buch veröffentlicht – „27 pași“ („27 Schritte“) wurde 2017 herausgebracht. Brüche seiner Lebensgeschichte erfahren auch die Zuschauer innerhalb des neuen Dokumentarfilms. Der Streifen erzählt die wahre Geschichte von mehreren Menschen, die irgendwann in ihrem Leben durch eine 25-tägige Route verbunden waren,  denn jeder auf der Via Transilvanica kämpft mit der eigenen Ausdauer, Lebensgeschichte und eigenen Bedürfnissen nach Selbsterkundung und Ruhe. Nicht alle Teilnehmer kommen ans Ziel. Doch alle sind Gewinner einer einzigartigen Erfahrung.

Eva Hochbauer läuft seit vielen Jahren leidenschaftlich gerne und organisiert ihren eigenen Ultramarathon. Sie gehört zu den neun Langstreckenläufern, die sich im September 2022 auf die Strecke von Putna nach Drobeta begeben haben. Paul Vulturar war Fußballer, Pokerspieler, Fitnesstrainer und Ultramarathonläufer. Und das alles, bevor er 25 Jahre alt war. Mit 28 Jahren ging er an den Start der fast 1400 Kilometer langen Via Transilvanica. Diesen Sommer qualifizierte er sich für einen der prestigeträchtigsten Langstreckenläufe der Welt, den UTMB (Ultra-Trail du Mont-Blanc). Cornel Pop hätte die Hochzeit seines Cousins verpassen können, um mit seinen Helden die Via Transilvanica zu laufen. Er konnte aber noch rechtzeitig nach Hause kommen. Mit viel Humor und Geschicktheit erzählt die Doku über all diese Menschen und den Weg, der sie verbindet. „Apă și talpă“ soll demnächst die offizielle Premiere haben und in den rumänischen Kinos gezeigt werden. Details dazu werden auf den sozialen Netzwerken unter dem Namen des Filmes hochgeladen werden.