Hermannstadt - 2017 feiert das Brukenthalmuseum in Hermannstadt/Sibiu sein 200-jähriges Bestehen als eines der ältesten und bedeutendsten Museen Südosteuropas. Leben verleihen dem Jubiläum das Brukenthalmuseum und das Siebenbürgische Museum Gundelsheim durch eine mehrtägige Veranstaltungsreihe, welche vom 5. bis zum 8. Oktober Fachleute und Freunde des Museums im Blauen Stadthaus am Großen Ring/Piaţa Mare zusammenbringen wird.
Den Auftakt machen die Veranstalter mit einem Empfang am Donnerstag, den 5. Oktober, um 19 Uhr, im Brukenthalpalais. Am Tag darauf eröffnet der Museumsdirektor Dr. Sabin Adrian Luca die Reihe der Events feierlich, um 10 Uhr, im Blauen Stadthaus. Um 10.30 Uhr bietet Dr. Irmgard Sedler, die Vorstandsvorsitzende des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim und Direktorin der Städtischen Museen Kornwestheim, ihren Vortrag „Das Bruken-thalmuseum zwischen Universal und National“. Weitere Höhepunkte des Programms sind die Vorträge der stellvertretenden Museumsdirektorin Dr. Dana Hrib „200 Jahre Geschichte, 10 Jahre Markenpräsenz“, des Leiters der Abteilung Wissenschaft, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Dr. Holger Jacob-Friesen, zur Gemäldesammlung des Barons im europäischen Kontext oder des Beraters des Staatspräsidenten Rumäniens, Professor für Architekturgeschichte und Denkmalpflege, Prof. Dr. Sergiu Nistor, zum Thema „Mehrheit und Minderheit: Wem gehört das Kulturerbe? Ein Überblick über die Museen in Rumänien“. Am Samstag wird die Veranstaltungsreihe mit thematischen Vorträgen von Dr. Markus Lörz (Leitender Kurator, Siebenbürgisches Museum Gundelsheim), Prof. Dr. Reinhard Johler (Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Universität Tübingen) oder Monica Vlaicu M.A. (Friedrich Teutsch-Begegnungs- und Kulturzentrum der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien) fortgesetzt. Eine Studienexkursion in der Sommerresidenz des Barons Samuel von Brukenthal in Freck/Avrig rundet die Veranstaltungsreihe ab. Der Eintritt zu allen Programmpunkten ist frei, Konferenzsprachen sind Rumänisch und Deutsch mit Simultanübersetzung.
Die Kunstsammlung des Barons Samuel von Brukenthal (1721-1803), Leiter der Siebenbürgischen Hofkanzlei und Berater Maria Theresias, wurde bereits 1774 im „Almanach de Vienne“ als eine der wertvollsten privaten Sammlungen Wiens bezeichnet. Neben dieser besaß der Baron zudem bedeutende Münz-, Antiken- und Mineraliensammlungen. Nach seiner Ernennung zum Gubernator Siebenbürgens 1777 ließ er in Hermannstadt ein Palais errichten, in dem seine letztlich mehr als 1200 Werke zählende Gemäldesammlung in einer eigenen Galerie ihren Platz fand.
In seinem Testament von 1802 verfügte Brukenthal, dass seine Bibliothek und seine Sammlungen bei Erlöschen der männlichen Erblinie in das Eigentum des Evangelischen Gymnasiums in Hermannstadt übergehen sollen. Bereits nach seinem Tod sollten diese „unzertheilt und ganz beysammen“ bleiben und dem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Letzteres geschah schließlich 1817.
Im Spannungsfeld zwischen universeller und nationaler Ausrichtung entwickelte sich das Brukenthalmuseum im 19. und 20. Jahrhundert fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte ein Teil des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland und wird heute im Siebenbürgischen Museum bewahrt. Seit Langem pflegen beide Häuser daher enge Beziehungen.
Aus diesem Anlass veranstalten das Brukenthalmuseum und das Siebenbürgische Museum Gundelsheim das gemeinsame Symposium, das vom Beispiel Hermannstadts ausgehend die Ausrichtung der europäischen Museen im Spannungsfeld zwischen nationalen und universellen Ideen betrachtet.