Arad/Neupanat (ADZ) – Die Deutschen aus Neupanat/Horia, Kreis Arad, feiern ein außergewöhnliches Jubiläumsjahr, das zwei bedeutende historische Meilensteine markiert: 240 Jahre seit der Ansiedlung der ersten deutschen Kolonisten im Jahr 1785 und 200 Jahre seit der feierlichen Weihe der römisch-katholischen Kirche im Jahr 1825. Erwartet werden rund 140 aus Neupanat stammende Gemeindemitglieder aus Deutschland, Österreich und den USA zu den Jubiläumsfeierlichkeiten – Nachfahren von 47 Familien, die ihre Wurzeln trotz geografischer Entfernung bewahren. Insge-samt leben heute mehr als 900 Menschen mit Herkunft aus Neupanat in Deutschland – die älteste unter ihnen wird heuer 101 Jahre alt.
Im Vorfeld der Kirchweih- und Gedenkveranstaltungen laden der Museumskomplex Arad, das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Arad, die Stadtverwaltung Arad sowie der Kulturkreis „Banat – JA“ zu einer Konzerenz ein: „Die Anfänge des Dorfes Horia. Die ersten Generationen von Bewohnern (1787–1848)“. Austragungsort ist der Ferdinand-Saal des Rathauses Arad, am heutigen Freitag um 11 Uhr. Den Vortrag hält Prof. h.c. Josef Wolf, einer der bedeutendsten Historiker der Do-nauschwaben. Als ehemaliger Forschungsleiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte in Tübingen, Ehrenprofessor der Universität Cluj-Napoca, Mitglied der Serbischen Akademie für Bildung und Träger des Elitenpreises Arad 2023 steht Prof. Wolf für wissenschaftliche Exzellenz und tiefes Verständnis der regionalen Geschichte. Die Veranstaltung ist öffentlich und richtet sich an alle, die an der Geschichte, Kultur und den Werten einer einzigartigen Gemeinschaft interessiert sind.
Die Jubiläumsveranstaltungen 2025 in Neupanat werden organisiert von der Heimatsortsgemeinschaft, der Gemeindeverwaltung Glogowatz/Vladimirescu, dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Arad sowie dem Kulturkreis „Banat – JA“ Rumänien. Die Veranstalter laden herzlich dazu ein, gemeinsam diese besonderen Momente der Erinnerung und der Gemeinschaft zu feiern. (Das Programm steht in der ADZ vom 29. Juli.)
Die Neupanater Jubiläen stehen sinnbildlich für die spirituelle, kulturelle und identitätsstiftende Entwicklung der Gemeinde, die über Generationen hinweg geprägt wurde von Glaube, Zusammenhalt und Heimatliebe. Im Jahr 1785 brachen die deutschen Siedler auf, um im heutigen Westen Rumäniens ein neues Leben zu beginnen. Ihre erste Station war in Dörfern rund um das heutige Horia, doch bereits zwischen 1786 und 1787 gründeten sie ihre eigene Ortschaft, die unter dem deutschen Namen Neupanat bekannt wurde.
Trotz harter Anfangsjahre ohne eigenes Gotteshaus hielten die Kolonisten unbeirrt an ihrem Glauben fest. Gottesdienste fanden zunächst in einfachen Häusern oder improvisierten Gebetsräumen statt – ein Ausdruck von tief verwurzelter Spiritualität und Gemeinschaftssinn. Erst 1819 konnte der Grundstein für die heutige römisch-katholische Kirche im Zentrum des Ortes gelegt werden. Der Bau gestaltete sich schwierig: Finanzielle Engpässe führten zu Verzögerungen. Den entscheidenden Wendepunkt brachte das Testament des Pfarrers Georg Quesar von Persanova, der der Gemeinde 1011 Gulden vermachte – ein Akt großer Hingabe und Nächstenliebe. Am ersten Adventssonntag des Jahres 1825 wurde die Kirche schließlich feierlich eingeweiht. Die Zeremonie wurde von Dechant Johann Nyeky, Pfarrer aus Pecica, sowie von Minoriten aus Arad und zahlreichen eingeladenen Priestern geleitet. Die Predigt hielt Pater Dominik Grau – vor einer Gemeinde, die zutiefst verbunden war durch Dankbarkeit und Glauben.
Zunächst war die Kirche dem Heiligen Wendelin geweiht, dessen Festtag am 20. Oktober gefeiert wurde. Nach der Einweihung wurde das Gotteshaus jedoch dem Heiligen Ignatius von Loyola gewidmet – zu Ehren des Gutsbesitzers Ignatius Gyulai.
Der heutige Patronatstag ist somit der 31. Juli. Der Heilige Wendelin bleibt aber weiterhin präsent: Ein Seitenaltar erinnert an ihn, und auch in der benachbarten Gemeinde Baumgarten/Livada, die 1842 von 30 Familien aus Horia gegründet wurde, wurde die Kirche dem Wendelin gewidmet – als Zeichen der ungebrochenen Verbundenheit über Generationen hinweg.