Hermannstadt – Das 14. Astra-Film-Festival in Hermannstadt/Sibiu startete am Montag mit einer Besonderheit. Kein Film war es, der im Thalia-Saal das einwöchige Festival eröffnete, sondern die Dokumentartheater-Performance „Double Bind“ von Kincses Réka und Alina Nelega. Der Begriff Double Bind bezeichnet eine Kommunikationssituation, in der zwei widersprüchliche Botschaften ausgesandt werden, und die Performance stellte genau diese paradoxe Mentalität der Rumänen und Ungarn in Neumarkt am Mieresch/Târgu-Mureş, wo beide am Nationaltheater tätig sind, dar.
Bis Sonntag werden insgesamt 130 Filme gezeigt, in den vier Wettbewerbskategorien „International“, „Zentral- und Osteuropa“, „Rumänien“ sowie „Studenten“ treten 47 von ihnen an. Mit dabei ist unter anderem „The Look of Silence“ des Oscar-nominierten Joshua Oppenheimer, der erst in der vergangenen Woche das Internationale Filmfestival der Menschenrechte in Nürnberg eröffnete und mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.
Der Film zeigt Interviews von Opfern, die die Massaker an Mitgliedern und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Indonesiens durch Teile der indonesischen Armee in den Jahren 1965-66 überlebt haben und wird am Samstag um 20 Uhr im Gong-Theater aufgeführt. Mittwoch wurde im Studiosaal des Gewerkschaftskulturhauses Joachim Stalls „Freiheit in Kinderschuhen“ gezeigt. Die Dokumentation erzählt die persönliche Geschichte des in Mediasch/Mediaş geborenen Uwe Pelger, der vor 25 Jahren aus Siebenbürgen nach Deutschland ausgewandert ist, in der Zeit vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und reflektiert dabei Mangelwirtschaft, Diktatur und fehlende Meinungsfreiheit. In persönlichen Interviews erzählen zudem weitere Zeitzeugen wie der ehemalige deutsche Außenminister Hans Dietrich Genscher und Altbundespräsident Horst Köhler ihre Lebensgeschichten. Als Neuheit der diesjährigen Ausgabe finden neben den Filmvorführungen sowohl verschiedene Podiumsdiskussionen als auch allabendliche Konzerte auf dem Kleinen Ring/Piaţa Mică statt.