Bunte Spurensuche für die Kleinen

Neue Mitmachhefte für Kinder vorgestellt

Glücklicher Ausklang am Freitag, den 7. November, im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums. V.l.n.r.: Liliana Presăcan, Cosmina Hurbean, Gertrud Krech, Cătălina Demeny, Anca Gâță, Raul Rognean (Geschäftsführer des DFDH), Elke Dengel, Manuela Vrancea, Eugenia Keresztes, Ramona Untch und Henriette Guib. Foto: Laura Micu

Wer Kind ist und auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen wandeln möchte, dem wird der Einstieg künftig leichter fallen: Denn unter dem Titel „Auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen. Geschichte, Bräuche und Traditionen, einfach erklärt“ sind in diesem Herbst vier Hefte für die Altersstufen der Klassen eins bis vier im Honterus-Verlag erschienen. Etwa 80 Personen hatten sich zu diesem Anlass im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums versammelt, um der Vorstellung der neuen Hefte beizuwohnen.

„Unser Projekt hat eine jahrelange Zusammenarbeit und einen sehr arbeitsreichen Einsatz erfordert“, so Mitautorin Elke Dengel eingangs. Aus einem einzigen anfangs geplanten Heft wurden am Schluss vier im praktischen DIN A4-Format. Vier Jahre lang arbeitete das Team daran, das fast ausschließlich aus Grundschullehrerinnen bestand. Die zehn Autorinnen C²t²lina Demeny, Elke Dengel, Anca Gâ]², Henriette Guib, Cosmina Hurbean, Eugenia Keresztes, Gertrud Krech, Liliana Pres²can, Ramona Untch und Manuela Vrancea trafen sich in regelmäßigen Abständen im Protokollsaal des Hermannstädter Forums, um ihr Vorhaben zu verwirklichen. Illustratorin Teodora Catrinel Laz²r setzte die Ideen anschließend um – mit liebevoll gestalteten Zeichnungen zu Geschichte, Alltag und Traditionen der Siebenbürger Sachsen.

Auch der Wunsch, Bräuche, Lebensweisen und Geschichten für immer festzuhalten, spielte bei der Entstehung eine Rolle: „Wenn wir das jetzt nicht aufschreiben, dann ist es für immer verloren. Es war mir sehr wichtig, das für meine Kinder aufzuschreiben – ich war es ihnen und meinen Vorfahren schuldig.“ Gleichzeitig gehe es nicht darum, der Vergangenheit nachzutrauern, sondern darum, das Feuer zu bewahren und weiterzuführen, so Elke Dengel.

Mehr zu der Idee und den Anfängen des Projekts erfuhren die Interessierten von Gertrud Krech. Für die stellvertretende Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH), die auch für den Bereich Kultur zuständig ist, ging mit dem Erscheinen der Hefte ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Das Projekt entstand aus einem ehrenamtlichen Engagement heraus. Gründe für die Umsetzung gab es viele: „Eines der Ziele des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt ist die Unterstützung der Deutschen Schulen und die Pflege der deutschen Sprache.“ Die Initiative zum Projekt sei in Gesprächen gemeinsam mit Lehrerinnen der Deutschen Schulen in Hermannstadt, deren Muttersprache Deutsch ist, und den Lehrkräften entstanden, die keinen Bezug zur deutschen Minderheit hätten. Die Arbeitshefte gäben Antwort auf die Frage, warum es in Siebenbürgen deutsche Traditionsschulen gebe, und diene gleichzeitig als Inspirationsquelle für Lehrerinnen und Lehrer, so Krech.

Die vier neuen „Mitmachhefte“ sind speziell für Kinder im Grundschulalter konzipiert und vermitteln auf anschauliche Weise Wissen über das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen. Die Inhalte sind auf die jeweilige Altersstufe der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten: Spielerisch erfahren sie so vieles über die Geschichte und das Wirken der siebenbürgisch-sächsischen Minderheit. Die Hefte sollen vor allem eine Ergänzung zum Unterricht darstellen und Freude am und Motivation zum Mitmachen vermitteln.
Die Struktur der Hefte ist für alle Klassenstufen gleich – die sechs Kapitel „Familie und Gemeinde“, „Zu Hause“, „Sprache und Literatur“, „Schule“, „Freizeit und Spiele“, „Feste und Feiern“ bieten unterschiedliche Sprech- und Lernanlässe. Jedes Kapitel enthält außerdem einen Informationstext für Lehrkräfte, der bei der Vorbereitung der Vermittlung der Inhalte hilft. Mit den praktischen Basteleinheiten im Anhang können Kinder die Evangelische Stadtpfarrkirche in Hermannstadt, das Hermannstädter Wappen, ein siebenbürgisch-sächsisches Bauernhaus oder eine weihnachtliche Tischdekoration nachbauen. Über QR-Codes sind an mehreren Stellen Zusatzinformationen enthalten: Verlinkt sind Lieder, Spielanweisungen oder ein Erklärvideo zur Schulgeschichte in Siebenbürgen.

Informationen, Geschichte, Aufgaben, Rätsel, Spiele, Lieder, Tänze, Rezepte, Sprüche und Reime decken eine Zeitspanne von etwa 100 Jahren ab: Ob die Sage von der Bockelnadel, die Sage der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen, die Heiratssteine von Michelsberg, Siebenbürgisch-sächsische Stickerei und Möbel oder die Rolle der Kirchenburgen – durch die Seiten wehen auch Werte wie die von jahrhundertealtem Zusammenhalt und von Gemeinschaftssinn.

Im Anschluss an die Vorstellung konnten die Hermannstädter Lehrerinnen und Lehrer selbst aktiv werden: In einem praktischen Workshop erprobten sie gemeinsam anhand der Mitmachhefte didaktische Kniffe und Herangehensweisen. Derzeit sind die Hefte vor allem für Lehrkräfte und ihre Arbeit vorgesehen. Für 2026 ist eine zweite Auflage in Planung.