Cornel Ungureanu gestorben

Banater Kultur verliert eine prägende Stimme

Temeswar (ADZ) – Seit Mittwoch ist die Banater Kulturlandschaft ärmer: Cornel Ungureanu, einer der bedeutendsten Literaturkritiker und -historiker des Banats und Mitteleuropas, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. 1943 in Lugosch/Lugoj geboren, gehörte er zu den herausragenden Persönlichkeiten der rumänischen Geisteswelt, geschätzt für seine Arbeiten zur Literaturkritik, zur Literaturgeschichte und zur vergleichenden Literaturwissenschaft.

Ungureanu war über viele Jahrzehnte Professor an der West-Universität in Temeswar und galt als führender Spezialist für die zeitgenössische rumänische Literatur. Er analysierte und unterstützte konsequent die Schriftsteller der Nachkriegsgenerationen. Ebenso prägten seine Forschungen zur Exilliteratur die rumänische Literaturwissenschaft – darunter grundlegende Studien wie „Mircea Eliade și literatura exilului“ und „La vest de Eden“, in denen er das europäische Umfeld und die Wirkung literarischer Diaspora beleuchtete.

Ein weiterer zentraler Schwerpunkt seines Schaffens war Mitteleuropa. In Werken wie „Mitteleuropa periferiilor“ und „Imediata noastr˛ apropiere“ untersuchte er die Stellung der rumänischen Literatur im mitteleuropäischen Kontext und verortete das Banat als Raum kultureller Durchlässigkeit. Den Banater Schwaben und ihrer Literatur war Ungureanu stets verbunden; er pflegte gute Beziehungen zu deutschsprachigen Banater Autoren sowohl vor als auch nach der Wende. Bekannt wurde er auch durch seine kritischen Studienbände wie „Contextul operei“ oder „Proza românească de azi“ sowie durch seine „Antijurnale“ – eine Mischung aus Reflexion, Essay und persönlicher Notiz –, darunter „A muri în Tibet“ und „Despre regi, saltimbanci și maimuțe“. Ungureanu initiierte zudem das umfangreiche Projekt „Geografia literară a României“, das sich zum Ziel setzte, literarische Räume landesweit zu kartieren und sichtbar zu machen.

Eng verbunden war sein Name stets mit dem kulturellen Leben Temeswars. Seit 1963 schrieb er als Literaturkritiker für die Zeitschrift „Orizont“, deren stellvertretender Chefredakteur er später wurde. Er war Vorsitzender der Temeswarer Filiale des Schriftstellerverbands, leitete die Stiftung „A Treia Europă“ und engagierte sich beharrlich für europäischen Dialog und kulturelle Offenheit. Zudem stand er zeitweise als Intendant an der Spitze des Temeswarer Nationaltheaters. Mit mehr als 2000 veröffentlichten Artikeln, Studien und einer Vielzahl an Auszeichnungen zählt Cornel Ungureanu zu den produktivsten und einflussreichsten Literaturkritikern Rumäniens. Sein Lebenswerk bleibt ein wesentlicher Beitrag zur Verankerung der rumänischen Literatur im europäischen Kulturraum.