„Das Mönchstum ist keine Norm“

Ein orthodoxer Diakon und Filmproduzent aus der Ukraine bereist auch Rumänien

Das Plakat der nächstfolgenden Vorstellung des Dokumentarfilms „Where are you, Adam?“ mit Untertiteln auf Rumänisch: Dienstag, am 18. März, um 18.30 Uhr in einer zentralen orthodoxen Kirche in Kronstadt/Brașov. Eintritt frei, Spenden erwünscht.

Hermannstadt – Von einer Erzählstimme aus dem Hintergrund wie bei klassischen Streifen auf dem Fernseher daheim oder großen Kinoleinwänden ist der Dokumentarfilm „Where are you, Adam?“ über das Kloster Dochiariou auf dem Athos nicht begleitet. „Wir haben entschieden, euch nichts zu sagen“, erklärte Produzent Oleksandr Plyska Samstagabend, am 1. März, in der orthodoxen Kirche „Zur Verkündigung des Herrn“ im dörflichen Hammersdorf/Gușterița von Hermannstadt/Sibiu. „Damit die Stimme Gottes stark herüber kommt.“ Wo der ukrainische Gast den 80 Minuten langen und im Tandem mit Landsmann Oleksandr Zaporoshchenko gemeisterten Film schon viele Male in Rumänien vorgestellt hat, waren auch in der kleinen orthodoxen Kirche gegenüber der groß engagierten „Șura Culturală Gușterița“ (Kulturscheune Hammersdorf) genug Stühle aufgereiht worden, um deutlich über 50 sitzende Zuschauer aufnehmen zu können. Bis auf den letzten Platz ausgebucht war die Filmpräsentation dagegen überhaupt nicht, sondern nur von etwas mehr als zwei Dutzend Neugierigen ausgemacht worden. Diakon Plyska aus Kiew aber musste vor Filmstart keine großen Gesten an den Tag legen, bis die Gäste für ihn den Halteton anstimmten, von dem ausgehend er zum Einstieg in den Abend einen byzantinischen Gesang zum Besten gab, um anschließend in griechischer Sprache einen kurzen Einführungsvortrag zu artikulieren. Natürlich wurde, was der einnehmende Besucher im schwarzen Priestergewand den Zuhörern ans Herz legte, für sie ins Rumänische übersetzt. Marius Tofan, Priester der gastgebenden Gemeinde, nannte immerhin den Status von Diakon Oleksandr Plyska als eines mit einer in Russland lebenden Frau Verheirateten: „Als Ukrainer kann er nach Russland nicht einreisen, weil er es nicht mehr wieder verlassen dürfte, und seine Frau trifft er deswegen nur selten.“ Auch das wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb Oleksandr Plyska als Produzent des Films „Where are you, Adam?“ über den Alltag auf dem Athos bereits mehr als 20 Länder von Nord- und Westeuropa bis nach Asien bereist hat.
Elf Jahre alt wäre die Idee des Dokumentarfilms, und auf den Segen des Abtes vom Kloster Dochiariou, mit dessen Lebens-abend sich die Synopsis auf der Kinoleinwand deckt, habe er zehn Jahre lang harren müssen, sagte Oleksandr Plyska am ersten Märzabend in Hammersdorf. „Den Segen gab er mir unter der Bedingung, dass kein Werbefilm gedreht wird, weder eine Reklame für den Athos, für Griechenland noch für das Mönchstum.“ Entstanden ist dafür ein Streifen, der einschließlich dem Durst nach einem Gläschen „Raki“ oder „Ouzo“ in Verschnaufspausen während körperlich härtesten Schuftens wie auch alltäglichen Sorgen und Nöten von Mönchen nachspürt. Nach Dokumentarfilm-Ende wollte Oleksandr Plyska das Publikum folglich auch nicht gleich wieder nach Hause gehen lassen. „Das Mönchstum ist keine Norm“, und von Jesus sei auch nicht bekannt, dass er gesagt habe, alle hätten Mönche zu sein. In Zusammenarbeit mit Regisseur Oleksandr Zaporoshchenko jedoch wären binnen vier Jahren auf dem Athos 80 Stunden Material gedreht und gefilmt worden. „Zunächst haben wir uns überlegt, was wir in 80 Minuten sagen können. Letztlich haben wir entscheiden, nichts zu sagen.“ Zu Anfang der Fastenzeit vor Ostern brauchte nicht groß erklärt zu werden, warum der Film-Titel die Frage Gottes nach dem versündigten Adam beansprucht: Verstecken und Abschiebung der Schuld auf Dritte stehen auf dem „Heiligen Berg“ nicht zur Option. Noch treffender könnte die Krux des Mönchtums, zu dem sich nur einer von tausend Männern berufen fühlt, sicher nicht beschrieben werden. Bei aller Kargheit auf dem Athos offerieren die byzantinischen Klöster auf dem nur über das Mittelmeer erreichbaren östlichsten Finger der griechischen Halbinsel Chalkidikí ihren Brüdern einen vermutlich nirgendwo sonst auf der Welt ähnlich profunden Blick in das christlich Spezifische der menschlichen Seele.