Die Schloss-Erbin von Bonțida wohnt seit 1948 am Gibraltar

Ex-Kulturministerin Csilla Hegedüs reiste dienstlich nach Marokko

Klausenburg/Bonțida – Katalin Bánffy ist Mittwoch, am 5. Juni, 100 Jahre alt geworden und hat selbstverständlich an ihrem Domizil in der marokkanischen Millionenstadt Tanger auch manchen hohen Gast empfangen: die Tochter und das einzige Kind von Graf Miklós Bánffy nutzt zum Fortbewegen und Niedersetzen in Haus, Hof und Garten zwar einen Rollator, stützt sich jedoch auf ihr einwandfreies Gedächtnis und beste Ansprechbarkeit. Ihren Vater, der am 5. Juni 1950 in einem Budapester Krankenhaus aus dem Leben geschieden war, dürfte Katalin Bánffy spätestens 1946 zum letzten Mal gesehen haben, da sie noch im gleichen Jahr den US-amerikanischen Offizier Ted Jelen heiratete und mit ihm Dauerwohnsitz in Nordwestafrika bezog. Den sehr wahrscheinlich ersten Glückwunsch zu ihrem 100.

Geburtstag nahm sie terminlich um mehr als drei Monate verfrüht am 23. Februar von Diplomat Miklós Tromler persönlich entgegen, seit 2015 Botschafter Ungarns im Königreich Marokko. Fast genau am Stichtag hatte Csilla Hegedüs, die Vorsitzende der magyarisch gepolten Stiftung Transylvania Trust mit Sitz in Klausenburg/Cluj-Napoca, die Ehre eines Besuchs bei Katalin Bánffy, die zeitgleich an ihrer Kaffeetafel auch Staatssekretärin Réka Brendus aus Budapest willkommen hieß. Letztere überbrachte der Gefeierten einen Brief in blauer Staatsmappe von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, während Csilla Hegedüs der Erbin vom Bánffy-Schloss in Bon]ida die schriftliche Gratulation von Ex-Kulturminister Hunor Kelemen, seit 2011 Vorsitzender des Demokratischen Verbands der Ungarn in Rumänien (UDMR), aushändigte. Unter den echt transsylvanischen Präsenten, die Csilla Hegedüs nach Marokko einführte, befand sich auch ein kartonierter Bildband zwecks Verdeutlichung aller bereits abgeschlossenen Arbeiten der 1999 aufgenommenen Rehabilitation vom „siebenbürgischen Versailles“. Sicher ist Gräfin Katalin Bánffy sich darüber im Klaren, dass seine vollständige Restaurierung ohne Zweifel mehr Zeit erfordern wird, als ihr noch zu erleben vergönnt sein muss. Doch den Fotos ihres 100. Jubiläums nach zu schließen, die auch auf dem Facebook-Account vom Bánffy-Schloss publiziert wurden, kann die 2007 durch einen gerichtlichen Prozess bestätigte Erbin des Prachtanwesens nur Stolz über die Entscheidung gespürt haben, der Stiftung Transylvania Trust die Schloss-Verwaltung auf eine Vertragsdauer von 49 Jahren anzuvertrauen. 32 davon stehen noch aus, und es besteht Anlass zur Hoffnung, dass beide Töchter und alle drei Enkel von Katalin Bánffy – ihren Ehemann Ted Jelen und ihren Sohn David hat sie überlebt – zu gegebenem Zeitpunkt eine mindestens genauso vorteilhafte Wahl für ihr großes Erbe in Bon]ida treffen werden. Dem letzten Wunsch von Miklós Bánffy, seine Urne in der Familien-Kapelle am Klausenburger Zentralen Friedhof „Házsongárd“ (magyarische Entlehnung des deutschen „Hasengartens“) beizusetzen, wurde 1976 entsprochen.