„Ein Schuss Farbe auf das sonst graue Bukarest“

Vernissage „Colourful Bucharest“ von Angie Arndt war ein Erfolg

Arndt steht ihren Gästen Rede und Antwort. Hier im Gespräch mit Botschafter Lauk.
Foto: Manuel Pape

Bukarest - Stelle man sich vor, riesige, knallbunte Tintenmonster griffen Bukarest an und überfluteten Straßen und Sehenswürdigkeiten. Völlig absurd? Wohl eher sehr schön, mag man meinen, solange das Ganze nur auf Papier und nicht in Wirklichkeit passiert. Die Künstlerin Angie Arndt zeigte ihre zwölf Werke, Collagen aus Schwarz-Weiß-Fotografien und Ölfarbkonstellationen, auf einer Vernissage am vergangenen Mittwoch in der Imbold Galerie. Nicht grundlos waren es genau zwölf Bilder, die ausgestellt wurden. Arndt hatte die Absicht, einen Kalender zu erstellen, auf dem die Bilder in Postkartengröße erscheinen und ausgeschnitten werden können. Die Idee zum Projekt „Colourful Bucharest” (buntes Bukarest) kam Arndt, als ihr auffiel, dass schöne Postkarten in Bukarest nur schwer zu finden seien. Damit möchte die junge Künstlerin dazu beitragen, das Image der Hauptstadt zu verbessern, in Deutschland und besser gleich allgemein in Westeuropa. „In Deutschland und Westeuropa wird Rumänien schlecht verkauft. Viele wissen nicht einmal, von welchem Land Bukarest die Hauptstadt ist“, konstatiert Arndt, und viele sähen das Land heute noch so wie vor dem Sturz der Diktatur und der Zeit kurz danach. Bukarest sei in Bewegung, die Stadt verändere sich enorm. „Wir brauchen jetzt Ideen.“

Die Gäste waren zahlreich, unentwegt öffnete sich die Eingangstür, selbst der deutsche Botschafter Werner Hans Lauk erwies Arndt die Ehre. „Colourful Bucharest” schien neugierig zu machen. „Ich bin beeindruckt und dankbar, wie viele Menschen gekommen sind und sich meine Arbeiten angucken wollen“, erzählt Arndt mit einem glücklichen Strahlen im Gesicht, das sie an diesem Abend nicht mehr ablegte. „Es ist toll, dass ich meine Bilder ausstellen kann, um mein Projekt zu promoten.“ Es sei viel Arbeit gewesen. Ja, Angie Arndt wirkte wirklich erleichtert und zufrieden. „Danken will ich meinem kleinen Unterstützer-Team, auf das ich mich immer verlassen kann und auch ganz besonders dem Galerie-Team“, teilt sie am Tag nach der Ausstellung mit.
Schöne Bilder von Bukarest auf der Welt zu verteilen, ist jedoch nicht Arndts alleiniger Anreiz. Zehn Prozent der Einnahmen gehen an die NGO „Chance for Life“. Arndt ist dort ehrenamtliche Helferin.

Die Organisation widmet sich der Fürsorge junger HIV-positiver Menschen, die im Kleinkindalter durch kontaminierte Blutkonserven im Krankenhaus infiziert worden waren. Ihre Eltern hätten sie einfach zurückgelassen. Anschließend seien diese Kinder in ein Heim gekommen und dort ihrer Existenz überlassen worden. Keine Förderung, keine Forderung. Niemand habe sich um die Kinder gekümmert, sodass die heute um die 20 Jahre alten jungen Erwachsenen kaum bis gar nicht lesen, schreiben oder rechnen könnten. Sie würden wohl nie ohne fremde Hilfe leben können, erzählt Arndt und begründet ihre karitative Tätigkeit: „Ich bin in einer privilegierten Situation. Ich kann alles ausprobieren und dafür sollte ich auch etwas zurückgeben.“
Diana Ferent, Koordinatorin des „Hope-for-Today“-Programms (Hoffnung für heute) der Stiftung Chance for Life, hat Arndt während des Projekts unterstützt und sagt: „Ich schätze die Symbolik, die die Künstlerin beabsichtigte. Einen Schuss Farbe auf das sonst graue Bukarest zu werfen, ist kräftig und überraschend“, und weiter sagte Ferent: „Umso mehr freue ich mich, dass dieses Event uns helfen wird, unsere Arbeit mit unseren sehr talentierten jungen Erwachsenen im Projekt weiterzuführen.”