Erinnern und Gedenken

70 Jahre seit der Deportation der Sathmarer Schwaben

Die Aufführung des Schwarzwald-Vereins über die Deportation

Unterwegs zum Denkmal der Deportierten: DFD-Kreisratsmitglied Maria Nagy mit einer Russlanddeportierten aus Petrifeld

Kranzniederlegung beim Denkmal der Deportierten am Mesterészi-Friedhof
Fotos: László Ilyés (1), Karl Heinz Rindfleisch (2)

Sathmar - An die vor rund 70 Jahren stattgefundene Deportation der Sathmarer Schwaben in die ehemalige Sowjetunion erinnerte man am 9. und am 10. Januar in Großkarol/Carei. Am ersten Tag der Veranstaltungsreihe wurde im Károlyi- Schloss ein Symposium veranstaltet. Am zweiten Tag wurde eine Gedenktafel an der Fassade der Iuliu Maniu-Schule eingeweiht, in der römisch-katholischen Kirche wurde der Gedenkgottesdienst zelebriert und im „Mesterészi”-Friedhof fand am Denkmal der Russlanddeportierten die Kranzniederlegung statt. Im Rittersaal des Károlyi-Schlosses eröffnete Johann Forstenheizler, Vorsitzender des DFDR Nordsiebenbürgen die Gedenkveranstaltung und begrüßte die Gäste des Symposiums, darunter Eugen Schönberger, römisch-katholischen Bischof der Diözese Sathmar/Satu Mare, Senator Csaba Pataky, die Abgeordneten István Erdelyi und Romeo Nicoară, Marcela Papici, Vizebürgermeisterin der Stadt Sathmar und Jenö Kovács, Bürgermeister der Stadt Großkarol. Grußworte richtete der Vorsitzende auch an die Mitglieder der Delegation aus Ungarn, Miklós Soltész, Staatssekretär im Ministerium für Humanressourcen, Dr. Zalán Bognár, Dozent an der Károli Gáspár-Universität in Budapest, Richard Tircsi, Sektionsleiter im Ministerium für Humanressourcen, István Vilmos, Bürgermeister der Gemeinde Wallei und Maria Rost, Vorsitzende der Ungarndeutschen Selbstverwaltung in Merk.  

„Nach vielen Jahrzehnten des Schweigens konnte man nach der Wende offen und unbeschränkt über den traurigsten Lebensabschnitt der Sathmarer Schwaben sprechen“, erinnerte Johann  Forstenheizler an die vergangene Gedenkveranstaltungen. Im Jahre 1995 waren noch 1500 Überlebende im Kreis Sathmar und heute gibt es nur noch 250 ehemalige Deportierte über 87 Jahre, die sich  erinnern können. Zwei Publikationen erwähnte der Vorsitzende, die über die Deportation der Sathmarer Schwaben geschrieben wurden: „Und keiner weiß warum: Donbass. Eine deportierte Geschichte“ von Helmut Berner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und Oberwischauer Zipser in Deutschland und Doru Radosav, Universitätsprofessor in Klausenburg/Cluj-Napoca und „Wir hatten ein gutes Leben, jetzt ist uns aber o weh, Die Deportation der Sathmarer Schwaben 1945-1949”/“Volt nekünk jó életünk, van most nekünk jaj” , A szatmári svábok deportálása 1945-1949” des Journalisten Ernö Boros. Zalán Bognár, Dozent der Reformierten Károli Gáspár Universität in Budapest hielt einen  Vortrag zum Thema „ MALENKIJ ROBOT oder die Massenverschleppung der Bevölkerung aus Ungarn zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion 1944/45, mit besonderem Blick auf die deutschen Deportierten“. Izabella Veibel, Redakteurin der deutschen Sendung in Klausenburg stellte ihre Doktorarbeit „Das Bild der Deportation der Schwaben in den Printmedien“ vor.

Die Teilnehmer des Symposions konnten danach einen Film mit dem Titel „Zeitreise in die sowjetische Lagerwelt“ sehen. Der Autor des Films Dr. János Havasi, Journalist und Fernsehredakteur in Ungarn drehte einen Film über eine Gruppe von Angehörigen der ehemaligen Deportierten, die im Donezbecken in der Ukraine im Sommer des Jahres 2009 die ehemaligen Arbeitslager und Bergwerke aufgesucht haben. Der Film zeigt auch ehemalige Deportierte, die ihre Erlebnisse während der Deportation erzählen.Das Symposium endete mit dem Programm des Schwarzwald Vereins aus Rátka/Ungarn. Die Jugendlichen brachten die Anwesenden in Gedanken in die Zeit der Russlanddeportation zurück. Sie sangen und rezitierten Lieder und Gedichte, die von Deportierten in den Arbeitslagern geschrieben wurden.

Der zweite Tag der Veranstaltungsreihe begann mit der Einweihung einer Gedenktafel, die vom Deutschen Forum beim Haupteingang der Iuliu Maniu- Schule an die Fassade angebracht wurde. Die Teilnehmer der Gedenkfeier versammelten sich bei der Hl. Josef von Calasanz- Kirche, darunter die Delegationen verschiedener schwäbischen Ortschaften aus dem Kreis Sathmar. Die Delegationen aus den drei schwäbischer Ortschaften in Ungarn, aus Vallei, Merk und Zajta, kamen zu Fuß nach Großkarol und gingen auf dem gleichen Weg, den die Deportierten damals zur Sammelstelle zurücklegen mussten. Die Gedenktafel wurde von Erzdechant Csaba Ilyes eingeweiht. Miklos Soltesz, Staatssekretär im Ministerium für Humanressourcen in Ungarn, bedankte sich bei den Organisatoren dafür, dass sie die Gedenkfeier jährlich veranstalten und dadurch darauf achten, dass die schrecklichen Ereignisse der Russlanddeportation nicht in Vergessenheit geraten werden. Jenö Kovacs, Bürgermeister der Stadt Großkarol  betonte in seiner Ansprache wie wichtig die Toleranz unter den verschiedenen Ethnien, die zusammenleben, sei. Anschließend wurde in der Hl. Josef von Calasanz- Kirche ein Gedenkgottesdienst von Erzdechant Csaba Ilyes zelebriert. Die Kranzniederlegung am Denkmal der Russlanddeportierten fand im Mestereszi- Friedhof statt. Die zweitägige Gedenkveranstaltung endete im Jugendzentrum des DFDR Großkarol mit einem kulturellen Programm