Erst Jassy, dann Rădăuți und nun auch endlich wieder Hermannstadt

Zweitägiger Hermannstädter Töpfermarkt am Wochenende

Hermannstadt – Die Mitte des Großen Rings/Piața Mare wird erneut einfachen Bierbänken, Tischen und einem Zeltdach für das Kneten und Formen gewässerten Lehms besonders durch Kinderhände unter professioneller Anleitung vorbehalten sein, und auf den umliegenden Straßen der Altstadt sind über das Wochenende PKWs mit Kennzeichen aus den Landeskreisen des Szekler-Gebiets und der Republik Moldau in sprunghaft stärkerer Zahl als üblich zu erwarten. All den meist rumänischen und magyarischen Profis der Szene, die Ende Juni ihre Ware zur Messe „Cucuteni 5000“ in Jassy aufgereiht und sie am letzten August-Wochenende auch beim „Pfauenauge“ („Ochiul de Păun“) in Rădăuți offeriert haben, winkt zum Finale der Verkaufs-Hauptsaison die Reise zum zweitägigen Hermannstädter Töpfermarkt/Târgul Olarilor de la Sibiu: bereits Samstagmorgen, am 6. September, wird ab 8 Uhr das Einkaufen von Keramik in allen erdenklichen Optionen von kleinen Tellern und Tassen bis zum großen Krug über das gesamte Spektrum der Qualität von Kitsch bis hin zu richtig feinem Steingut möglich sein. Für einen Plausch werden manche Töpferinnen und Töpfer ihrem Publikum unter Umständen noch Sonntagabend, am 7. September, bis kurz vor Marktschluss um 22 Uhr zur Verfügung stehen, doch gilt wie immer schon der Rat, sich die besten Einzelstücke so früh wie möglich bereits am Samstag zu sichern. Dass die Preise binnen der letzten fünf Jahre sich häufig verdoppelt und nicht selten sogar verdreifacht haben, konnte den Absatz kein wenig schmälern: am Stand der Pfadfinder-Werkstatt „Scouts“ aus Leschkirch/Nocrich im Harbachtal/Valea Hârtibaciului etwa sind Sonntag kaum noch ausgefallene Stücke erhältlich, und auch bei Ilona Tóth und ihrem handbemalten Geschirr für den Küchentisch daheim heißt es rasch zugreifen – vergangenes Jahr war sie leider nicht angereist, kommt aber hoffentlich wieder zurück an ihren Wochenend-Stammplatz in Hermanstadt.

Selbstverständlich ist auch mit einigen der einheimischen Keramik-Könnerinnen und -Könnern wie zum Beispiel Ovidiu Boitor, Ștefania Neamțu oder Cristina Morariu zu rechnen, die anders als Gäste aus dem Banat, der Oltenia und dem Szekler-Gebiet keine langwierige Anfahrt zu bewältigen haben. Dass im Oktober vergangenen Jahres das Wohnhaus des 2014 verstorbenen Sammlers und Töpfermarkt-Gründers Horst Klusch unter beileibe nicht integeren Umständen abgerissen wurde, um einem modernen Bürogebäude zu weichen, dessen Fundament bereits gegossen wurde, steht im Kontrast zur mit Abstand langlebigsten Kultur- und Traditionsveranstaltung in Hermannstadt, das die 59. Auflage seines Töpfermarkts abhält. Der Kreisrat, das Rathaus am Großen Ring, das Astra-Museum und der staatliche Kulturverein „Cindrelul – Junii Sibiului“ sind bislang in der Öffentlichkeit glücklichweise nicht dafür bekannt, den bald 60 Jahre alten Markt vom Angebot regionaler Prioritäten streichen zu wollen.