Gorzo arbeitet wieder in und für Reschitza

„Drei Arbeiten kenn´ ich auf dieser Welt“ heißt seine Ausstellung in der Pittner-Schule, die er in den kommenden Wochen vor Ort ausbaut

Reschitza – Das von Sozialfällen der Stadt total abgewohnte und zu einer Bauruine abgewirtschaftete Gebäude der ersten privaten Schule von Reschitza und das daraus entstandene neue Kulturzentrum in der „Pittner-Schule“ entwickelt sich zusehends zu einem Anziehungspunkt für Avantgarde-Künstler Rumäniens – und rückt damit auch die Stadt ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Kunstkritik und Künstlergilde dieses Landes.

Am 18. Juli eröffnete hier der aus der Marmarosch stammende Dumitru Gorzo die Ausstellung „Trei lucrări cunosc pe lume“/„Drei Arbeiten kenn´ ich auf dieser Welt“, eine ironisch-sarkastische Anspielung auf die Hymne der versunkenen Sozialistischen Republik Rumänien („Trei culori cunosc pe lume“ – Gorzo arbeitet tatsächlich in der Hauptsache mit drei Farben – nicht den Nationalfarben rot-gelb-blau, sondern rot-schwarz-blau...).

Gorzo zeigt eine fast nur auf und aus Papier realisierte Ausstellung, mit Serigrafien, Flachreliefs aus Papp- und Papiermaché, Linolschnitten, brutal hingeworfener Grafik usw. Die Arbeiten stammen aus den unterschiedlichsten Phasen seines Schaffens und Lebens. Er verleiht ihnen durch Zusammenführung in den Räumen der Pittner-Schule neue Valenzen und Deutungen. Er hat seine Ausstellung konzipiert als einen ausbaufähigen Lebens- und Schaffensabschnitt. Gorzo wird mehrere Wochen in Reschitza und in der Pittnerschule verbringen und dabei die Ausstellung (Kuratorin ist Maria Bârsan) laufend bereichern und verändern.

Er will dabei in ständigem Dialog mit den Ausstellungsbesuchern bleiben und diese gelegentlich auch am Entstehen neuer Werke beteiligen, die er dann gleich in die Ausstellung integriert. So verfolgt er das Ziel, der Ausstellung, wie nebenbei, die Veränderlichkeit einer Installation zu verleihen, die Statik einer konventionellen Ausstellung zu brechen. Dem oftmaligen Besucher jeweils eine andere bzw. veränderte Schau zu bieten. Deswegen sagte er bei der Vernissage, was man jetzt sehe, werde man in einer Woche so nicht wiedersehen.

Gorzo wird sowohl in der Pittner-Schule ein Atelier improvisieren – ähnlich wie er vor zwei Jahren, bei seiner ersten Präsenz in Reschitza, aus dem nahe der Pittner-Schule gelegenen ungenutzten „Großen Universalkaufhaus“ einen riesigen Atelier- und Ausstellungsraum für seine Schwarz-Weiß-Chimären und anthropo- und zoomorphen Wahngebilde gemacht hatte. Diesmal nutzt er alternativ noch die stillgelegte Industriehalle in der Primăvara-Straße als offenes Atelier. Er nennt sein Vorhaben, in publikumsoffenen Ateliers zu arbeiten, Continuous Studio VII, wo er weiter an seinem rot, schwarz und blau schattierten Bestiarium arbeitet. Mit der römischen Zahl VII deutet er darauf hin, dass bei ihm alles in einem Kontinuum zu verstehen ist, das fortlaufend erneuert und vervollständigt wird. Genauso wie seine den Betrachter überfallenden und überwältigenden Ausstellungen mit ihren Serien von Obsessionen, mit ihrem unaufhaltsamen Wandel, als ununterbrochenes Schaffenskontinuum zu verstehen sind, als lebendig gewordene Räume, dirigiert vom Willen des Künstlers, ob er nun Auftritte/Ausstellungen in New York, Paris, Berlin, Wien, Basel, Brüssel oder Dublin, in Bukarest oder eben in Reschitza hat. Wegen seiner Überzeugung vom Lebendigkeitszwang einer „Ausstellung“ zieht Gorzo alternative Räume gestandenen Ausstellungsgalerien vor.

In Reschitza kann die Gorzo-„Ausstellung“ von Montag bis Donnerstag zwischen 10 und 16 Uhr, freitags zwischen 10 und 13.30 besichtigt werden – „bis das gesamte Gebäude zu einem lebendigen Corpus nach Willen des Künstlers umgewandelt wird“. Gorzo wird zwischenzeitlich auch Ateliers mit Kindern abhalten, nach dem Konzept „Einige Künstler und ein `abgesperrtes` Museum“, wo es auch darum geht, „ein gelangweiltes Publikum zu engagieren“.

Dumitru Gorzo war Gründungsmitglied der Gruppe „Rostopasca“ („Schöllkraut“/„Schwalbenkraut“ – als Gruppe zwischen 1997 und 2001 aktiv, bestehend aus Angela Bontas, Nicolae Comănescu, Dumitru Gorzo und Alina Pentac. Comănescu ist seit zwei Jahren ebenfalls in Reschitza aktiv...). Sein jetziges Projekt wird von der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds finanziert und gemeinsam mit dem unter seiner Leiterin Dr. Livia Magina sehr aktiven und innovativen Museum des Banater Montangebiets (MBM), mit Beteiligung des Kunstsammlers und Beraters in Sachen Kunst/Kunstbetrieb von Bürgermeister Ioan Popa, des ehemaligen PNL-Vizebürgermeisters von Reschitza, Dorinel Hotnogu, durchgeführt.